Garmin nüviCam LMT-D

Zuerst mal wieder einen großen Dank an pocketnavigation, dass man hier Geräte testen kann. Die Idee dahinter ist genial und erspart so Fehlkäufe.

Das Gerät das ich hier testen durfte war die neue Garmin nüvicam. Hierbei handelt es sich um ein 6 Zoll Navigationsgerät mit einer integrierten Kamera. Hierdurch sollen einige in neueren hoch-preisigen Fahrzeugen vorhandene Sicherheitsausrüstungen relativ günstig nachgerüstet werden. So kann die Kamera z.B. ein zu nahes Auffahren auf den Vordermann registrieren und davor warnen. Dasselbe gilt für den Spurhalteassistenten. Er warnt einen vor dem seitlichen Abkommen von der Fahrspur. Zur Leistungsfähigkeit dieser Assistenzsysteme komme ich noch später.

Das Gerät macht einen sehr soliden Eindruck. Die Befestigung an der Windschutzscheibe erfolgt mit einer sehr stabilen Halterung, die auch durch das häufige ein- und ausbauen des Gerätes nicht verstellt wird. Bei der Halterung handelt es sich um eine aktive Halterung, das bedeutet, dass das Stromkabel an der Halterung permanent angeschlossen bleiben kann und das Gerät über die Halterung mit Strom und den Daten versorgt wird. Die Halterung erfolgt mit einem sehr kräftigen Magneten, der sicherstellt, dass das Gerät nicht anfängt zu wackeln, oder sogar herunterzufallen. Die Antenne ist im Netzkabel integriert, wobei nicht nur die analogen TMC Daten empfangen werden sondern auch die Daten über DAB+. Diese Technik ermöglicht eine viel höhere Datenübertragungs¬rate und kann ca. alle 3 Minuten alle Verkehrsfunkdaten aktualisieren, was bei den analogen TMC Daten wegen der geringen Übertragungsrate nicht möglich ist. Hier können die Daten nur alle 30 oder mehr Minuten aktualisiert werden. Zur Funktionsweise dieser Verkehrsmeldungen später noch mehr. Ein Handbuch in Papierform liegt dem Gerät nicht bei. Dieses muss man sich auf der Homepage von garmin herunterladen.
Mit einer Diagonalen von 6 Zoll und der zusätzlichen Kamera ist es schon ein richtig großes Gerät, insbesondere wenn man es mit den bisher häufig vorhandenen 5 Zoll Geräten vergleicht. Das Gerät ist 183mm breit, 94mm hoch, 33mm tief und 320g schwer – also kein kleines Leichtgewicht. Diese Größe hat den Vorteil, dass viele Informationen auf dem Bildschirm dargestellt werden können, jedoch den Nachteil, dass auch ein Teil des Blickfeldes des Fahrers eingeschränkt wird. Bei der mittigen Platzierung kann man den vorderen Teil des rechten Kotflügels nicht mehr vollständig sehen. Bei der Anbringung links neben dem Lenkrad kann man den linken Kotflügel nicht mehr vollständig einsehen. Das kann beim Einparken in engen Lücken etwas hinderlich sein. Der Kamera kann man sagen wo diese installiert wurde (mittig oder am Rand), damit sie erkennt, wann man von der Fahrspur abkommt.
Die Auflösung des Gerätes entspricht zwar noch bei weitem nicht den Anzeigen der aktuellen Smartphones, aber mit 800 x 480 Punkten ist es schon besser als die häufig anzutreffenden Displays mit 480 x 272 Pixeln. Das Display ist aus Glas und reagiert sehr schnell auf die Eingabe.
Die Eingabe kann neben der gewohnten manuellen Eingabe auch durch eine Sprachsteuerung erfolgen. Die Sprachsteuerung wird durch einen Befehl aktiviert. Der Befehl lautet „Sprachbefehl“ und kann beliebig geändert werden. Die Spracheingabe hat relativ gut funktioniert. Das Kartenmaterial ist so umfangreich, dass das Gerät einen Speicher mit 8 GB hat und zusätzlich für die Bilder und Filme der Cam über einen microSD Slot verfügt. Im Lieferumfang ist eine 4 GB Karte enthalten.

Navigation

Die Routenfindung erfolgt sehr schnell. Die Daten sind so umfangreich, dass man teilweise neben der Hausnummer auch noch gefragt wird ob es die Nr ..a oder ..b sein soll. Das ist schon sehr beeindruckend. Die Routenführung ist manchmal nicht so, wie man selber schon lange gefahren ist. Wenn man dann auf seine langjährige Route abschwenkt, kann es sein, dass das Gerät danach eine schnellere Ankunftszeit und eine kürzere Route meldet. Die Neuberechnung erfolgt relativ schnell und es beharrt nicht ewig auf dem Rückkehren auf die alte Route.
Das nüvicam merkt sich nicht, dass man an einigen Stellen immer wieder anders fährt. Es verbleibt bei seinen alten Routen und lernt nicht dazu.
Die Live-Daten, die das nüvicam über DAB+ empfängt, sind manchmal nicht sonderlich aktuell. Es ist mir mehrfach passiert, dass man auf der Autobahn in einen Stau oder stockenden Verkehr geraten ist, von dem das nüvicam nichts wusste. Ob TomTom das besser macht, könnte man nur testen, wenn beide Geräte nebeneinander benutzt. Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass es infolge von Baustellen längere Zeit gesperrte Straßen teilweise nicht kennt. Es führt einen gradenlos bis an die Stelle, wo man dann der offiziellen Ausschilderung folgen muss. Das kann zum Teil mein altes Navigon mit altem TMCpro besser, da es diese Information anzeigt.
Auf Landstraßen habe ich auch kaum Verkehrsmeldungen während des Tests lesen können. Hier ist TomTom wohl eindeutig besser, wobei ich nicht abschätzen kann wie lange es dauert bis ein Stau entsteht und die Daten auf dem Gerät angezeigt werden. Wenn der lokale Stau nach 5 Minuten sich aufgelöst hat und TomTom 10 Minuten brauchen würde, wäre die Anzeige sinnlos. Das kann ich aber nicht beurteilen. Hier wären Aussagen der Hersteller manchmal sehr hilfreich.
Vor geraumer Zeit habe ich gelesen, dass die Navigationsgeräte nur die Verkehrsfunkdaten in einem gewissen Umfeld lesen. Wenn man von Hamburg nach München fährt, interessiert es das Navigationsgerät nicht was in 200km Entfernung passiert. Hier kann es sein, dass man eine großräumige Umfahrung nicht wählen kann, da das Gerät einen zu spät darüber informiert. So treten auf dem Weg von Frankfurt nach Ulm bzw. München auf der A5 und der A8 häufig Staus auf. Wenn man es frühzeitig wüsste kann man über Heilbronn fahren. Wenn das Navi einen aber erst in Karlsruhe darüber informiert ist das zu spät. Die Reichweite der nüvicam wird in einem weiteren sehr interessanten Artikel auf dieser Internetseite erläutert. Da müssen die Navi Hersteller vielleicht an den Einstellungen noch etwas arbeiten oder eine zumindest eindeutig darüber informieren.
Die Routenführung erfolgte zumeist sehr gut. Manchmal habe ich mich jedoch über die Ansagen gewundert. Wenn man auf der B3 von Weinheim nach Heidelberg fährt wird einem 5km vor der Straße in die man abbiegen will bereits gesagt man solle in 5km links abbiegen. Dass zwischendurch noch 20 andere Straßen kommen wird ignoriert.
Kurz vor dem Ziel wird die Kamera eingeschaltet und man sieht die Straße in der man fährt auf der nüvicam angezeigt.
Man kann auch währen der Fahrt Teile der Fahrtstrecke aufnehmen oder Bilder von bestimmten Stellen machen. Die Daten werden auf der Speicherkarte abgelegt.

Anzeige

Die Anzeige der nüvicam hat wie gesagt eine Auflösung von 800 x 480 Punkten. Die Größe des Kartenausschnittes wird in Abhängigkeit der Geschwindigkeit angepasst. Hierbei kommt es jedoch manchmal zu einem etwas langsamen kompletten neuen Seitenaufbau. Der Zoom ist nicht so flexibel, sondern hat wohl einige Standard-Stufen. In Kreiseln wird die Route manchmal polygonal mit Ecken dargestellt und nicht als Kreis. Die Darstellung in meinem alten Navigon ist dort besser.
Auf der Karte kann man auch Sonderziele (Poi’s) darstellen lassen. Die Symbole sind teilweise sehr groß, was dazu führt, dass Kartenbereiche verdeckt werden. Mir ist häufig aufgefallen, dass z.B. Tankstellen entweder nur mit dem Tankstellensymbol oder auch gar nicht dargestellt wurden. An einigen Tagen wurde die gleiche Tankstelle neben dem allgemeinen Tankstellensymbol auch mit dem Symbol der Marke z.B. Aral usw. dargestellt. Eine Systematik konnte ich leider nicht herausfinden.
Eine weitere Eigenart ist mir bei der Anzeige von Blitzern aufgefallen. Die Geräte werden mit Angabe ob Geschwindigkeit oder Rotlicht überprüft wird vorab korrekt angezeigt. Wenn man dann aber auf den Blitzer zufährt wird der Abstand zurückgezählt. Selbst wenn man schon 50m vorbei ist wird das Symbol noch angezeigt und der Abstand von z.B. 10 m angegeben. Dieses Phänomen hatte ich bei dem nüvi 3598 ebenfalls festgestellt.

Aktualität der Karten

Ein Grundübel der Navi-Karten ist, das diese zumeist sehr lange benötigen, um neue Informationen einzupflegen. So ist ein Kreisel, der bereits seit über 1,5 Jahren besteht immer noch nicht im Kartenmaterial enthalten.

Sonstiges

Beim Überschreiten der zulässigen Geschwindigkeit wird man ab der kleinsten Überschreitung gewarnt. Die Möglichkeit eine gewisse Toleranzschwelle einzubauen z.B. 3 km/h in der Stadt oder 5 km/h außer Orts ist nicht möglich. Diese Funktion hat das alte Navigon 70 bereits gehabt, was sehr ärgerlich ist, da es ja aus dem gleichen Hause kommt.

Abstandswarner

Der Abstandswarner funktioniert erst ab einer Geschwindigkeit von ca. 50 km/h. Dies macht er auch recht gut, wobei es in Baustellen, wo die Fahrspur sehr eng ist, passieren kann, dass er alarmiert, obwohl man auf der Nachbarspur fährt.

Spurhalteassistent

Der Spurhalteassistent beginnt auch erst bei ca. 65 km/h. Hierzu muss man der Kamera sagen, wo sie an der Windschutzscheibe befestigt ist. Manchmal hat sie bei bewusstem Verlassen der Fahrspur in Richtung Standstreifen ein Warnsignal ausgegeben, wenn man bereits mit einem Rad auf dem Standstreifen war. Auch an Autobahnausfahrten mit dicken breiten Markierungen kann es zu Fehlfunktionen kommen.

Ausblick

Ein weiteres Feature, welches leider noch nicht aktiviert ist, wäre dann die Anzeige der aktuellen Beschilderung. Insbesondere Geschwindigkeitsbeschränkungen, die auf dem Kartenmaterial häufig nicht stimmt, oder in Baustellen wäre hier sehr sinnvoll.

Zusammenfassung

Insgesamt muss man sagen, dass das Navi sehr gut verarbeitet ist und grundsätzlich ordentliche Routen vorgibt und sehr schnell arbeitet. Die Leistungsfähigkeit der Staumeldung hat mich leider nicht überzeugt. Hier ist sicher noch ein wenig Nachholbedarf erforderlich, um mit Smartphones und Google maps oder TomTom gleich zu ziehen.