Die eigentliche Neuheit des „Nyon“ besteht in der Integration des typischen E-Bike-Displays mit seinen Anzeigefunktionen (Akkukapazität, Fahrstufe, Reichweite) in ein Navigationsgerät. Auch ein Smartphone ist notwendig, zwar nicht zum direkten Navigieren, aber zum Nachladen von Content wie Karten, POIs und Touren. Das Smartphone wird über Bluetooth und eine Bosch-App gekoppelt, dann wird das Navi zum verlängerten Display des Smartphones und zeigt Anrufe und SMS an (dies aber nur bei Stillstand) und kann den Musikplayer des Smartphones steuern. Zusätzlich sollen Karten und Daten über ein Bosch-Online-Portal visualisiert und verwaltet werden können.
Mit seinem 4,3 Zoll großen Display zeigt es sich nicht gerade zierlich am Lenker – auf das Gewicht kommt es bei E-Bikes aber auch weniger an. Bei der typischen E-Bike-Klientel ist die Ablesbarkeit wichtiger, und so erfreut das „Nyon“ auch mit großen Ziffern und Buchstaben. Wie es sich im Sonnenlicht bewährt, bleibt abzuwarten. Als zentrale Bedienungseinheit dient ein Lenkerschalter, der mit seinem futuristisch-kantigen Design beim ersten Hinschauen an die Konturen eines Tarnkappenbombers erinnert. Das gesamte Design ist aber so gut gelungen, dass es mit einem „Red Dot-Award“ ausgezeichnet wurde. Die Zentraleinheit ist abnehmbar und dann auch über einen Joystick und Tasten bedienbar. Die Fahrstufen des E-Bikes können aber nur über den Lenkerschalter geregelt werden.
Die eigentlichen Navigationsfunktionen sind eher unspektakulär. Das Nyon nutzt Openstreetmaps in 2D und 3D-Ansicht und kann per Adresseingabe und POIs zu verschiedenen Zielen führen; weiterer Content ist zunächst nicht vorhanden. Geleitet wird per Pfeil auf dem Display, nicht per Sprachansage. Externe Touren sind als GPX-Daten über das Bosch-Online-Portal und über ein Smartphone ladbar, eine Sprachsteuerung ist damit aber nicht möglich.
Einige Funktionen müssen zusätzlich freigeschaltet werden, beispielsweise die insbesondere für E-Bikes so nützliche Reichweitenanzeige, die auch die Fahrleistungen, den Stromverbrauch und die Topographie berücksichtigen. In der Serienausstattung soll dies nur ein einfacher Kreis grob anzeigen. Auch das Routing über einen Umkreis von 20 km über den Wohnort hinaus sowie einige Fitnessfunktionen werden erst über kostenpflichtige Apps freigeschaltet. Das soll aber „keine größeren Beträge kosten“, wie es aus dem Hause Bosch verlautete.
Über Bluetooth kann ein Brustgurt angeschlossen werden (Trittfrequenz- und Geschwindigkeitssensor sind bereits im Bosch-System vorhanden), dann wird das Nyon zum Fitnessmonitor, auch in Verbindung mit dem geplanten Bosch-Online-Portal. Die ersten Nyon-bestückten Bosch-E-Bikes sollen im Frühjahr 2014 auf den Markt kommen. Zur Markteinführung ist das „Nyon“ nur für die Erstausrüstung von E-Bikes mit Bosch-Antrieb vorgesehen, und dies auch nur für die gerade vorgestellten Active Line und Performance Line-Modelle. Mit der ebenfalls aktuellen Classic + Serie und mit älteren Modellen wird das Nyon nicht kompatibel sein. Später sollen auch Nachrüstungen möglich sein, allerdings auch nur Modelle der Active und Performance-Ausführungen. Spannend bleibt, dass sich Bosch mit dem Smartphone-orientierten Konzept eher an die jüngeren E-Bike-Fahrer wendet und auch für den sportlichen Einsatz sein verhältnismäßig massiges Navi anbietet – gerade in diesem Navi-Segment eher eine Domäne der leichten Edge-Modelle von Garmin. Preislich soll sich das Nyon unterhalb der 400-Euro-Marke bewegen.
Offensichtlich hat aber der Navi-Außenseiter Bosch mit dem Nyon einen ganz neuen Trend eingeläutet – denn für E-Bikes gab es bislang keine speziellen Navis. Schon erstaunlich, denn gerade die komfortorientierten E-Biker sollten doch für möglichst einfache und sichere Ausflugshilfen dankbar sein. Zudem wird nun endlich die Frage beantwortet: „Wie weit komme ich denn noch mit Stufe 2 oder mit Stufe 4?“. Die Software des Nyon, der Smartphone-App und des Online-Portals stammen übrigens aus Bosch-eigenem Hause, nämlich von der 100%igen, gut anderthalb Jahre alten Bosch-Tochter Mobility Media mit Sitz in Berlin, ein Großteil der Navi-Funktionen von skobbler.
Auch Teasi mit E-Bike-Navi
Dabei wundert es nicht, dass sich nun neben Bosch auf der Eurobike auch weitere Hersteller E-Bike-Navis präsentierten. Die Firma a-rival zeigte dort ihr TeasiVolt. Technisch ein Ableger des aktuellen Teasi pro und damit ein vollwertiges Fahrradnavi, kann es aber zusätzlich die typischen E-Bike-Merkmale (Reichweite, Fahrstufe und Akkukapazität) anzeigen. Diese E-Bike-Merkmale sollten eigentlich kein Hexenwerk sein, erfordern aber einen Zugriff auf die Steuerungselektronik des E-Bikes – und das wiederum ist für den E-Bike-Hersteller durchaus sensibel. Zunächst wird das TeasiVolt in die logiXLine-Modelle der TransX-E-Bikes eingebaut, bei Teasi ist man aber für weitere Schnittstellen offen, wie es auf der Eurobike hieß. Das TeasiVolt besitzt neben dem umfangreichen Funktionspaket eines TeasiPro (wir berichteten hier darüber) auch eine intelligente Reichweitenfunktion, die das Fahrverhalten des Benutzers wie auch die Topographie berücksichtigt.
So kann das auch das TeasiVolt Strecken in Abhängigkeit von der Leistung des Fahrers, dem Stromverbrauch des E-Bikes und dem Gelände empfehlen oder davon abraten. Anders als beim Bosch Nyon sind diese Funktionen sowie sämtliche Europakarten bereits vorinstalliert.
E-Bike-Funktionen auch in Garmins Edge Touring
Und es gibt schon einen Dritten im Bunde, eigentlich sogar die Nummer Eins der Outdoor-Naviwelt, nämlich Garmin. Sein neuer, ebenfalls auf der Eurobike erstmals vorgestellter Edge Touring (siehe unsere ausführliche Vorstellung hier) hat auch eine Bildschirmseite, auf der die E-Bike-Kerndaten erscheinen. Vorausgesetzt, sie werden vom E-Bike über den Drahtlosfunk ANT+ gesendet.