Nachdem die russische Sojus-Rakete die ersten beiden Galileo-Satelliten erfolgreich auf Kurs gebracht hat (wir berichteten), geht die EU-Kommission in die Preisoffensive und veröffentlicht eine Ausschreibung auf den Bau der nächsten sechs bis acht Satelliten.
Die Hintergründe
Das europäische Satellitennetz Galileo soll die Vormachtstellung der USA eingrenzen und Europa im Weltall unabhängiger machen. Die ursprüngliche Idee der Finanzierung des Satelliten-Projektes lag in der Privatwirtschaft (Public Private Partnership).
Europäische Banken und Technologie-Konzerne sollten sich als Partner beteiligen und so das Projekt ermöglichen. Doch die Zusagen der Unternehmen blieben karg und wurden teils auch wieder zurückgenommen, so dass die EU-Kommission den privaten Gesellschaften den Auftrag entzog und selbst, aber auch die ESA und der Steuerzahler auf der Finanzierung sitzen blieben.
Der Preiswettbewerb
Aus diesem Grunde möchte die EU-Kommission die Fertigstellung des Galileo-Satellitennetzes nicht unnötig teuer werden lassen und fordert durch eine Ausschreibung potenzielle Anbieter dazu auf, ihnen das beste Angebot für den Auftrag des nächsten Satellitenbaus zu unterbreiten. Die Ausschreibung gilt insbesondere zwei Unternehmen. Zum einen Astrium, die auf Raumfahrt spezialisierte Tochtergesellschaft der EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) und zum anderen dem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB (Orbitale Hochtechnologie Bremen).
Astrium hatte bereits ohne Ausschreibung den Auftrag zum Bau der ersten vier Galileo-Satelliten angenommen, von denen nun zwei die Erde umrunden. Dessenungeachtet sprach sich Astrium ursprünglich gegen einen Preis-Wettbewerb beim Bau der Satelliten aus. Astrium vertritt die Meinung, dass dies die Kosten eher erhöhe und argumentiert, nur mit großen Stückzahlen könnte der Preise gesenkt werden.
Doch im Januar 2010 gab es dennoch seitens der EU-Kommission eine Ausschreibung für die Konzeptionierung und Erstellung von 14 Satelliten, die aber OHB gegen Astrium gewann. Das Auftragsvolumen betrug damals 566 Mio. Euro. Jetzt verkündete Antonio Tajani, Vizepräsident der EU-Kommission, eine zwar kleinere, aber durchaus interessante neue Ausschreibung für die beiden Unternehmen. Sie beinhalte einen Auftrag für sechs bis acht Satelliten und der Gewinner solle im Februar feststehen.
Die EU-Kommission teilte mit, dass sie sich an das günstigste Angebot halten werde, und somit steht Astrium unter Zugzwang, wenn es bei dem Galileo-Projekt noch tragend mitwirken möchte. Das Galileo-Netz soll bis zum Jahre 2020 aus 30 Satelliten bestehen. Gemäß der FTD gäbe es bislang noch keine Klarheit über die Finanzierung bis zum Endausbau und die jährlichen Kosten zum Betrieb werden auf circa 1 Mrd. EUR geschätzt.