Die meist gestellte Frage – vor dem Abtauchen in die Technikdiskussion – galt dem Wechsel von Friedrichshafen nach Frankfurt, wo die EUROBIKE 2022 nun zum ersten Mal ausgerichtet wurde. Bei den von uns besuchten Ausstellern schwang zunächst ein wenig Wehmut nach Bodensee-Feeling mit Bergpanorama mit, aber der verkehrsgünstigere Standort, ausreichende Hotelkapazitäten und schließlich auch das urbane Fahrradfeeling schlugen eindeutig für Frankfurt zu Buche.
Wer sich nach der Messe einmal aufs Fahrrad schwang, quer durch die Bankenmetropole und am Mainufer entlang fuhr, konnte bei sommerlichen Wetter erfahren, wie sich in einer früheren autozentrierten Metropole nun Fahrrad und Mikromobilität entfalten. Das Thema Orientierung hatte dabei auf der Messe einen besonderen Reiz, denn so mancher brauchte ein bis zwei Messetage, bis man sich im Geflecht der großen Messehallen mit ihren langen Zuwegen zurechtgefunden hatte. Da half leider auch komoot nicht weiter, die erstmals als Messepartner fungierten.
AVS hat sich auf Displays und Remotes spezialisiert und präsentiert auf der Eurobike unterschiedliche Lösungen, angefangen von der klassischen Mehrtasten-Lösung – aber schon mit eingebauten LED- oder LCD-Displays, ausgestattet mir den unterschiedlichsten Funkstandards von BT über ANT+ bis zu NFC, LTE und GPS.
Besonders schick zeigen sich die neuen Ring-Remotes, die es bereits in drei Ausführungen gibt- kabellos, mit Kabel und mit unterschiedlichsten Displays, auch mit Touchscreen. Die Rundung hat aber ihren Preis, und so wird man die Ring-Remotes wahrscheinlich vorerst nur an High-End-E-Bikes sehen.
Ein anderer Trend geht weg vom Lenkerschalter hin zu Displays auf dem Oberrohr. Mit der neuen Einheit können beispielsweise die unterschiedlichen Fahrstufen über den Assist-Knopf, während die ODO-Informationen (Distanz, Reichweite etc.) über den Power-Button abgerufen werden.
Bei Bryton fanden sich auf der Eurobike interessante Alternativen zur Garmin- und Wahoo-Welt (letzterer hatte übrigens keinen Stand auf der Messe). Brytons Flaggschiff Rider S800 bietet einen 3,4-Zoll- Farb-Touchscreen mit einem transflektiven Display und Funktionen wie Group Tracking und Live Tracking. Die Ausdauer wird mit 36 Stunden angegeben. Wer mag, kann den Rider auch drinnen einsetzen – dazu gibt es auch von Bryton einen neuen Smart Trainer.
Der ungarische Hersteller GPS Tuner, der die Software und digitalen Karten der Teasi/Tahuna-Geräte entwickelte und wartete, stellte auf der Eurobike weitere Lösungen zur Mikromobilität vor, beispielsweise eine neue White-Label-App sowie neue Hardwarebausteine für E-Bikes, Scooter und andere E-Fahrzeuge. Zur Reichweitenberechnung werden unterschiedliche Verfahren eingesetzt, die teilweise von GPS Tuner patentiert sind.
Die Radcomputer von Stages sind vorwiegend auf Sport- und Trainingsfunktionen ausgerichtet, aber die Spitzenmodelle können auch als Navigationsgeräte für eine Tracknavigation eingesetzt werden. Spannender Weg von Stages: sie unterscheiden sich nur durch ihre Größe (2,7 bzw. 2,2 Zoll-Display). Die Funktionen und sogar die Displayauflösung sind gleich. Durch ihr ANT+-LEV-Profil können sie sehr gut mit passenden E-Bikes kommunizieren.
Im Vorbeigehen entdeckten wir auch die neuen smarten Helme von Cratoni. Der „Smart Ride“ richtet sich vor allem an E-Biker, kommuniziert über Bluetooth mit der passenden Cratoni-App und bietet neben verschiedenen Leuchtfunktionen auch Kommunikation über eingebaute Lautsprecher und Mikrofon.
Auch ein Crash-Sensor ist mit an Bord, nebst einer eigenen Lenkerfernbedienung. Mit einem UVP von 419,95 Euro wird er vermutlich einer ausgewählten Kundschaft vorbehalten bleiben – und wer mag, kann sich noch passende Steckvisiere on top gönnen.
BikeTraxx, der GPS-Tracker von Powunity, wird im Motorgehäuse des E-Bikes verbaut und meldet sich bei Missbrauch des Zweirades über die zugehörige Powunity-App. Die Powunity-Welt ist inzwischen auch mit dem smarten System von Bosch kompatibel.
Comodule hat seine Produktpalette erweitert und präsentiert zur Eurobike das Guardian. Der Hardwarebaustein (IoT genannt) wird im E-Bike montiert, und über App, Mobilfunksystem und die passende Steuerungsplattform zeigt das System den Standort des Fahrrads, Routeninformationen, Ladezustand an und meldet unbefugtes Benutzen.
Die Eurobike lockte mit zahlreichen Veranstaltungen – neu war der „Gravel Talk“, wo es um sämtliche Ausprägungen des Schotterfahrens ging, von Rennformaten über mehr oder weniger touristische Angebote bis zum E-Graveller. Wir sind schon gespannt auf die Fortsetzung bei der nächsten Eurobike.