Zahlreichen Medienberichten zufolge hat Google in der Ukraine für seinen Kartendienst Maps die Live-Stauinformationen vorübergehend abgeschaltet, um die ukrainische Bevölkerung zu schützen, da das Land sich einem russischen Einmarsch gegenübersieht. Seit dem 27. Februar werden in Maps keine Echtzeit-Informationen mehr darüber angezeigt, wo sich viele Menschen versammeln oder in Fahrzeugen fortbewegen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurde diese Entscheidung in Abstimmung mit den örtlichen Behörden der Ukraine getroffen.
Es ist nicht verwunderlich, dass in solchen Zeiten zu Werkzeugen der modernen Technik gegriffen wird, um sie für die Kriegsführung zu gebrauchen. So können beispielsweise Kartendienste in Navigations-Apps und auf mobilen Navigationsgeräten genutzt werden, um taktische Rückschlüsse auf die Fortbewegung von Truppen oder Zivilisten zu ziehen, denn sie zeigen anhand von Echtzeit-Standortinformationen, wie stark ein Gebiet und bestimmte Strecken befahren sind.
Die Standortdaten sind auch für Open-Source-Ermittler (Analysten, die aus frei zugänglichen Quellen Informationen gewinnen) oder Journalisten in Kriegsgebieten zu einem bedeutenden Werkzeug geworden. So erkannte, wie es in dem Artikel auf Golem.de heißt, der amerikanische Wissenschaftler Jeffrey Lewis am Tag des russischen Einmarschs, am 24. Februar um 3:15 Uhr in der Früh, auf einer Straße in Russland einen ungewöhnlichen „Stau“ Richtung ukrainischer Grenze. Laut Lewis stammten die Smartphone-Daten, die von Google Maps als Stau gemeldet wurden, nicht von russischen Soldaten, sondern von Zivilisten, die durch Straßensperren aufgehalten wurden.
Da diese Art Tracking in gleicher Weise vom russischen Militär verwendet werden kann, wurden Googles Live-Verkehrsmeldungen zur Sicherheit deaktiviert. Durch die Deaktivierung der Live-Verkehrsdaten erhalten sowohl die russischen, als auch die ukrainischen Truppen keine Trackingdaten mehr.
In Zeiten von Navis, What3Words (Dreiwortadressen für eine präzise Standortbestimmung) und Koordinaten werden aber auch Maßnahmen ergriffen, welche analoge Orientierungshilfen zur Zielfindung betreffen. Die ukrainische Regierung hatte etwa zu Beginn der russischen Invasion per Facebook in einem Post dazu aufgefordert, alle Straßenschilder auf allen Straßen zu entfernen, um es Angreifern zu erschweren, sich zu orientieren.