TomTom Verkehrsindex 2021 | Stau-Niveau im Vergleich zu 2019 nur etwas niedriger

Laut TomTom-Verkehrsdaten für 2021 wurde Hamburg als staureichste Stadt von Deutschland ermittelt, im Gegensatz zur Inrix-Studie, welche München als Nr. 1 Stauhauptstadt nennt. Ausgenommenen dieser Unterschiede stehen Autofahrer generell wieder deutlich länger im Stau, da die Stauzeiten beinahe den gleichen Stand von vor Beginn der Pandemie erreichen.
Bild: TomTom, Traffic Index 2021, weltweiter Verkehrsindex

 

2020 waren sich die Verkehrsanalysten in einem Punkt ziemlich einig: Corona hatte den Verkehr ausgebremst und Pendlern viele staufreie Zeiten beschert. 2021 dagegen scheint diese gewonnene Zeitersparnis im Stadtverkehr immer weiter zu sinken und der Verkehr immer mehr anzusteigen. Das bestätigen sowohl die Analysen der Verkehrsdatenanbieter TomTom als auch Inrix.

Doch während die INRIX-Studie die Stadt München als Stauhauptstadt der Bundesrepublik sieht, kürt TomToms Stau-Index 2021 Hamburg zur Nr. 1 und somit zu der Stadt mit den größten Stauproblemen in Deutschland. Die Unterschiede in der Auswertung der beiden Verkehrsdaten-Profis erwachsen vermutlich aus den verschiedenen Verkehrsnetzstrukturen, welche sie jeweils untersuchten. Solche Studien liefern durchaus gewisse Hinweise zum Verkehrsgeschehen, die Rankings von Städten werden von Verkehrsexperten jedoch eher als bedingt vergleichbar angesehen (Quelle: WirtschaftsWoche Online-Magazin).

Verkehr in Deutschland nimmt sehr schnell wieder zu

Auch letztes Jahr untersuchte Inrix den Autoverkehr in mehr als 1000 Städten in 50 Ländern und errechnete für 2021 einen durchschnittlichen Zeitverlust von 40 Stunden für deutsche Pendler. Das ist wieder fast so hoch wie im Vor-Pandemie-Jahr 2019, in welchem Autofahrende nur 6 Stunden länger im Stau verbrachten (46 Stunden). Im Vergleich dazu standen Pendler 2020 im Schnitt nur 26 Stunden und damit 14 Stunden weniger im Stau als letztes Jahr.

Laut Inrix nimmt der Verkehr in Deutschland erheblich schneller wieder zu als in den USA oder Großbritannien und dies, obwohl Londoner Autofahrer mit 148 Stunden weltweit am längsten im Stau standen. Beispielsweise hat sich der Innenstadtverkehr während der ersten Welle im April 2020 in München mehr als halbiert, um dann im September 2021 wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau zu steigen. In der zweiten Welle Anfang 2021 ging der Verkehr dann jedoch nur 20 Prozent zurück und demnach nicht so stark wie zurzeit der ersten Coronawelle. Gemäß Inrix belegen innerhalb Deutschlands folgende Städte die weiteren Ränge zwei bis zehn: Berlin (65 Stunden), Hamburg (47 Std.), (Potsdam (46 Std.), Pforzheim (44 Std.), Düsseldorf (43 Std.), Köln (42 Std.) sowie Nürnberg, Dresden und Münster mit jeweils 41 Stunden.

Europaweit und sogar weltweit gesehen nahm der Verkehr am meisten in den Städten London (148 Stunden), Paris (140 Stunden) und Brüssel (134 Stunden) zu. London hatte letztes Jahr allerdings mit der Spritkrise zu kämpfen, durch die es besonders im Großraum London vor den Zapfsäulen zu langen Staus kam.

Stau-Niveaus schwanken stark in 2021

TomToms Verkehrsindex wertet den Stau-Trend in 58 Ländern und 404 Städten aus, wovon 27 deutsche Städte sind. Neben Hamburg rangiert Wiesbaden auf Platz 2. Hier verloren Autofahrende ebenfalls 71 Stunden durch Staus. Und auch in Berlin (69 Stunden) war langes Warten auf dem Weg zur Arbeit angesagt.

Auch laut TomTom-Bericht fiel der Zeitverlust im Straßenverkehr niedriger aus als vor Ausbruch der Pandemie im Jahr 2019. So verbrachten deutsche Autofahrer 2021 im Vergleich zu 2019 durchschnittlich ca. 12 Prozent weniger Zeit im Stau. Während der Spitzenzeiten im Berufsverkehr betrug der Zeitverlust sogar 23 Prozent.

Allerdings schwankten die Stau-Niveaus 2021 außergewöhnlich stark, und zwar je nach Corona-Einschränkungen von besonders niedrigen zu besonders hohen Stau-Leveln. Durch Home Office, Telefonkonferenzen und flexible Arbeitszeiten konnten Stoßzeiten vermieden werden, so dass sich die Hauptverkehrszeiten in fast 40 % der Städte weltweit verschoben.

Im Jahresverlauf der TomTom-Verkehrsanalyse zeigt sich, dass die Lockerungen von Beschränkungen zu einem stetigen Anstieg des Verkehrs führten. Eventuell auch weil viele Reisende das private Auto gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln als sicherer bevorzugten.

Außerdem stieg der Zeitverlust durch Staus im Unterschied zu 2020 in Bezug auf das Vor-Pandemie-Jahr 2019 generell wieder deutlich an, so dass deutsche Autofahrende 2021 in insgesamt 14 Städten wieder merklich mehr Zeit im Stehen verbrachten als es noch im Vorjahr der Fall war.

Einige vorbildliche Ausnahmen bildeten die Städte Kiel, Bremen, Karlsruhe, Düsseldorf und Mönchengladbach. Dort lagen die Stauwartezeiten unter den errechneten Werten aus dem Jahr 2020. Keine nennenswerten Veränderungen verzeichneten die Städte Berlin, Stuttgart, Leipzig, Frankfurt am Main, Münster, Wuppertal sowie das westliche Ruhrgebiet.

Laut TomTom ist Istanbul (Türkei) die am stärksten belastete Stadt der Welt im Jahr 2021 ( Stauquote: 62 %), gefolgt von Moskau  (61 %) und Kiew (56 %).

Bekämpfung der innerstädtischen Verkehrsüberlastung

Der Ausbau der Straßeninfrastruktur und die Erhöhung der Kapazität sind gemäß TomTom nicht die Lösung, zumindest nicht die alleinige. Das Pandemiejahr 2020 bewies, dass Umstrukturierung der Arbeitsgewohnheiten, aber auch Radfahren, ÖPNV und andere Verkehrsträger einen größeren Anteil am Verkehr übernehmen müssen, damit viel befahrene Städte langfristig entlastet werden können.

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