Google Maps und TomTom korrigieren Routing durch Fahrradstraßen

Fahrradstraßen erobern immer mehr deutsche Städte, so auch Berlin. Doch nicht selten drängeln sich Autos, besonders zu den Stoßzeiten, dicht an dicht zwischen den Radfahrern, um keinen Umweg fahren zu müssen. Dabei gilt für sie auf Fahrradstraßen oft ein Durchfahrtsverbot, sie sind nur für Anwohner zur Einfahrt freigegeben, worauf Schilder wie „Anlieger frei“ hinweisen.

Bild: Berlinscheid, Wikimedia Creative Commons/CC-BY-SA-3.0)

 

Warum die eigentlich für den Radverkehr vorgesehenen Straßen trotzdem so mit Autos befahren sind, wollte die gemeinnützige Berliner Organisation AlgorithmWatch wissen und ist deshalb diesem Umstand auf den Grund gegangen. Unter anderem hat sie sich angeschaut, wohin Autofahrende von ihren Navigationssystemen wie TomTom oder Google Maps geführt werden, wenn eine Fahrradstraße ihre Route kreuzt.

Dabei stellte sich heraus, dass die Navigationsanwendungen keine Fahrradstraßen kennen, wenn sie Fahrzeuge auf der kürzesten Route ans Ziel bringen sollen. Die Routenprofis von Google und TomTom navigierten Autofahrer direkt durch die nur für den Radverkehr freigegebenen Straßen. Betroffen waren im Test sogar Fahrradstraßen, die seit 2008 für den Autoverkehr gesperrt sind. Natürlich ist das kein Grund, die Verkehrsregeln zu brechen oder die aktuelle Verkehrslage aus dem Auge zu lassen. Dennoch folgen einige Menschen beim Autofahren sehr oft den Empfehlungen ihrer digitalen Begleiter.

Gemäß Algorithmwatch reagierten TomTom und Google mit dem Hinweis auf Fehler in ihren Karten-Datenbanken, die sie teilweise schon korrigiert haben und noch korrigieren möchten. Allerdings dauere laut TomTom die Veröffentlichung der neuen Version in mobilen Navigationssystemen bis zu einem halben Jahr.

Bilder: TomTom Go Navigation Screenshots, Routingfehler korrigiert, Fahrradstraße Bergmannstraße

Karten-Update von Google und TomTom behebt Kartenfehler

Die Redaktion von pocketnavigation.de hat die von AlgorithmWatch benannten Routen getestet. Offensichtlich hat Google seine Kartendaten für die erwähnten Fahrradstraßen schon korrigiert, denn wir konnten kein Routing durch die betroffenen Fahrradstraßen feststellen. Auch die mobile App TomTom GO Navigation erhielt bereits, zumindest auf unserem Testgerät, einem iOS-Smartphone, eine Kartenaktualisierung, mit der nun fast keine Auto-Route mehr durch die erwähnten Berliner Fahrradstraßen führt. Ausnahme blieb die Prinzregentenstraße (seit 2010 dem Radfahrenden vorbehalten). Hier routete TomTom abwechselnd einmal durch und einmal nicht.

Bilder: TomTom Go Navigation Screenshots, Routing Fahrradstraße Prinzregentenstraße

Mobile Navigationssysteme von TomTom und anderen Herstellern, die Karten-Updates über Wi-Fi beziehen, sind klar im Vorteil. Hier ist ebenso mit kürzeren Wartezeiten zu rechnen, bis die Navis aktualisierte Kartendaten erhalten. Mobile Navigationssysteme, deren Kartenaktualisierungen jährlich oder quartalsweise über SD-Karte oder bereitgestellte Downloads erfolgen, warten länger.

Bild: Nicor, Wikimedia Creative Commons/CC-BY-SA-4.0)

Radverkehr-Community: Kartenfehler melden für mehr Sicherheit

Allein Hersteller von Navigationssoftware in die Pflicht zu nehmen oder zur Verantwortung zu ziehen wäre jedoch nicht des Problems Lösung. Algorithm bemängelte besonders die schlechte Datenlage der Stadt Berlin. Es gäbe kein zentralen Katalog, der Fahrradstraßen listet. Zwar gäbe es die Karte der landeseigenen Privatfirma InfraVelo, die sei aber lückenhaft.

Da Radfahrende in betroffenen Regionen tagtäglich mit falschfahrenden Autos zu tun haben, könnte es zusätzlich hilfreich sein, wenn die radelnde Bevölkerung engagiert Fahrradstraßen direkt an Kartenanbieter meldet. Natürlich sind das keineswegs die Hausaufgaben der Radelnden und es ist auch mit einigem Aufwand verbunden. Doch warum nicht die Dinge selbst in die Hand nehmen und nicht nur für sich, sondern auch für andere für mehr Sicherheit sorgen. Kartenanbieter wie TomTom bieten Plattformen an, auf welchen man selbst Kartenfehler mit Fotos melden kann. Dazu meldet man sich auf der TomTom-Webseite an und nutzt den MapShare Reporter.

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