Aus den unterschiedlichen Ausführungen der Galaxy Watch Active2 (hier ist unsere Vorstellung) wählten wir die 44-mm-Variante – also mit größerem Display – im Aluminiumgehäuse (R-820). Auf die wesentlich teurere LTE-Ausstattung haben wir zunächst verzichtet, weil sie für unsere Anwendungen nicht notwendig erschien – komoot und andere Apps wie Locus Pro benötigen nur ein per Bluetooth gekoppeltes Smartphone. Dadurch können GPS-Empfänger sowie WLAN auf der Uhr ausgeschaltet bleiben – Ortung und Navigation erfolgen über das Smartphone.
Auch für Technikmuffel
Im Vergleich zu den umfassenden Funktionen der Garmin-fenix-Modelle ist die Samsung-Uhr erfreulich übersichtlich, und in ihre Funktionen hat man sich relativ schnell eingearbeitet. Mit der Galaxy Wearable App auf dem Smartphone ist die Active 2 schnell eingerichtet, die Eingabe von persönlichen Daten, Kennwörtern etc. erfolgen über das Smartphone sehr komfortabel. Inzwischen lassen sich sogar Apps und Konfigurationen von einer früheren Galaxy Watch auf die neue Uhr übertragen. Auch Software-Updates sind dank WLAN-Verbindung schnell erledigt.
Outdoor-Apps: wenige, aber gute
Seit langem gibt es für das Samsung-eigene Betriebssystem Tizen einen gut gefüllten App Store. Von Hause aus ist die Watch Active2 mit Here-Karten ausgestattet, die allerdings aufgrund des kleinen Speichers von 4 GB eher für kleinere Regionen zur Offline-Navigation geeignet sind. Für die Outdoor-Navigation haben wir uns auf die Kombination mit komoot konzentriert und als Vergleich Locus Maps Pro herangezogen.
Komoot – jetzt mit Tracklinie
Die komoot-App für Samsung-Smartwatches gibt es bereits seit einigen Jahren, aber vor kurzem erhielt sie mit dem jüngsten Update weitere interessante Funktionen. Eine Kartendarstellung ist zwar nach wie vor nicht möglich, aber immerhin wird die geplante Tour jetzt als Linie dargestellt und nicht mehr wie früher nur durch Abbiegehinweise, die besonders bei Wanderungen unpräzise sein können.
Daten und Farben ganz im komoot-Stil
Ansonsten erscheint die Tourenverwaltung und -navigation ganz komoot-like. Die „Geplanten Touren“ des eigenen komoot-Portals werden automatisch auch in der komoot-App der Active 2 synchronisiert und können dort auf Wunsch offline verfügbar gemacht werden. Die für komoot typischen Informationen zur Tour wie Distanz, Durchschnittsgeschwindigkeit, Höhenmeter, höchster und niedrigster Punkt, Höhenprofil, Anspruch der Tour sowie die Wege- und Oberflächenarten werden nacheinander angezeigt, im typischen grün-schwarzen komoot-Design. Wer schon auf dem Smartphone komoot verwendet, wird sich auf der Samsung-Watch ebenfalls gut zurechtfinden.
Offline-Datenverwaltung
Offline-Daten, die man nicht mehr benötigt (also z.B. von früheren Touren) kann man direkt auf der Uhr löschen, und das ist gerade wegen des begrenzten Speichers durchaus sinnvoll. Ebenso kann man die aufgezeichneten Strecken direkt speichern – das ermöglicht eine Dokumentation, auch wenn bei Abschluss der Tour einmal kein Mobilfunknetz vorhanden ist. Es empfiehlt sich, die komoot-App (wie auch einige andere Apps) über das App-Menü der Uhr nochmals separat zu beenden, damit sie nicht im Hintergrund weiterläuft.
Unterwegs mit komoot
Während unseres Tests klappte die Synchronisation der Touren reibungslos, die komoot-App bescherte uns keine Abstürze, die Navigation gestaltet sich ganz im komoot-Stil, ist allerdings deutlich eingeschränkt, nicht nur durch die fehlende Hintergrundkarte. Ein Zoomen der Kartenansicht mit der Trackdarstellung ist möglich, wenn man mit dem Finger im Zentrum des Displays auf- oder abwärts wischt, standardmäßig erscheint der 100-Meter-Maßstabsbalken. Sprachansagen gibt es nicht, nur ein akustisches Signal und/oder einen Vibrationsalarm. Der Dreiklang ist immer gleich und erfolgt nur jeweils einmal vor einer Abbiegesituation. Der Abstand zwischen Signal und Abbiegepunkt variiert allerdings deutlich – mal sind es 200 Meter (auf dem Rad), mal 30 (während Wanderungen).
Wenn das Signal ertönt, wird leider nicht das Display eingeschaltet, wie wir erhofft hatten. Man schaut auf die Uhr, der Bildschirm der Galaxy Watch Active2 bleibt dunkel und muss erst durch Antippen bzw. Tastendruck aktiviert werden. Unser Tipp für die Nutzung beim Fahrradfahren: Den Bildschirmtimeout der Samsung auf maximale Zeit (5 Minuten) stellen, dann kann man der Tracknavigation sehr gut folgen und muss nur ab und zu wieder einen Seitenknopf drücken, um das Display wieder zu aktivieren. Das sollte man aber nur auf kürzeren Strecken tun, sonst ist der Akku zu schnell leer.
Der Lautsprecher der Active2 bringt den hellen Klingelton gut hörbar ans Ohr des Fahrradfahrers, ansonsten kann man einen BT-Kopfhörer koppeln, dann verpasst man garantiert kein Abbiegesignal mehr. Wanderer und Spaziergänger haben es hier einfacher – wenn das Abbiegesignal ertönt, schaut man auf die Uhr – und durch die Geste des Handhebens und -drehens wird das Display automatisch eingeschaltet. Wer den Klingelton im Wald nicht mag, beschränkt sich einfach auf den deutlich spürbaren Vibrationsalarm.
Verfährt oder verläuft man sich (also weicht man vom geplanten Track ab), zeigt die Uhr nach wie vor nur die aktuelle Position mit dem roten Pfeil – eine Neuberechnung ist nicht möglich. Dadurch, dass der geplante Track in Blau aber immer sichtbar ist, die zurückgelegte Strecke in Rot erscheint und eine gestrichelte (Luft-)Linie zum nächstgelegenen Trackpunkt zeigt, wird man in der Regel die geplante Strecke auch früher oder später wiederfinden. Wenn man sich einmal an die Tracklinien-Navigation gewöhnt hat, geht das auch im Stadtverkehr per Rad ganz gut – und noch besser beim Wandern. Immerhin: Die hier beschriebene Navigation funktioniert auch offline, nur über die Active2, ohne gekoppeltes Smartphone. Allerdings mit so hohem Energieverbrauch (siehe unten), dass wir immer die Option mit dem gekoppelten Smartphone empfehlen würden. Denn dadurch kann der GPS-Empfänger der Galaxy Watch Active 2 ausgeschaltet bleiben.
Locus Maps oder komoot?
Wer die Möglichkeiten von Locus Maps pro kennt, wird bei komoot noch einiges vermissen, vor allen Dingen die Anzeige von detaillierten Hintergrundkarten und das Verschieben der Kartenfläche. Allerdings ist die Locus Map-App wesentlich komplexer und nicht unbedingt für Einsteiger geeignet. Beim Übertragen von am PC geplanten Daten auf die Smartwatch ist komoot deutlich komfortabler. Die Locus-App haben wir hier bereits ausführlich vorgestellt.
Outdoor-Betrieb
Die schicke Active2 konnte sich auch im Outdoor-Betrieb bewähren. Auch nach mehrwöchigen Einsatzzeiten hatten weder Glas noch Gehäuse Kratzer. Regen macht der Uhr nichts aus. Die Active2 verfügt über einen Wassersperrmodus, mit dem verhindert werden soll, dass Regentropfen Aktionen auslösen. Telefonieren über die Samsung Watch klappt übrigens gut – die Anrufenden sind über den Uhrenlautsprecher gut zu verstehen, das bordeigene Mikrofon sorgt für Verständlichkeit auf der anderen Seite der Leitung. Sehr praktisch, vor allem bei kürzeren Anrufen unterwegs, wenn das Smartphone mal in der Tasche bleiben soll.
Digitale Lünette: mechanisch wäre besser
Die drehbare Lünette ist aus unserer Sicht eine ganz hervorragende Funktion, insbesondere zum Zoomen, für die Auswahl von Menüelementen, die Einstellung von Zifferwerten etc. Leider hat sich Samsung in diesem Falle für eine digitale Lünette entschieden. Ein mechanischer Drehring wie bei der Gear S2 hätte uns deutlich besser gefallen. Wenn man sich aber einmal an die digitale Lünette gewöhnt hat, leistet sie gute Dienste.
Akku-Laufzeit reicht für Tages- und Wochenendausflüge
Während unseres Tests musste die Active2 alle 3-4 Tage aufgeladen werden (ohne GPS- und WLAN-Aktivierung) – dafür steht eine spezielle magnetische Ladeschale mit USB-Anschluss zur Verfügung. Durch die prozentuale Anzeige des Ladezustandes wird der Nutzer jederzeit genau informiert. Nach einer guten Stunde ist die Smartwatch wieder betriebsbereit. Im Outdoor-Betrieb hängt die Ausdauer sicherlich von der Helligkeit und den verwendeten Apps ab. Die von uns verwendete Helligkeitsstufe 6 (entspricht 50 %) reichte für die meisten Situationen aus. Mit der stromsparenden Locus Maps App sind auch hier mehrere Tage möglich. Im reinen Offline-Betrieb (GPS eingeschaltet, WLAN und BT aus, Bildschirmtimeout 15 Sekunden, Helligkeit automatisch) hatte die Active2 nach einer sechsstündigen Wanderung nur noch 14 % Restakkukapazität (vorher vollgeladen). Für längere Wanderungen sollte dann die Ladeschale samt Powerbank dabei sein.
Guter Fitness-Coach
Eigentlich ist die Active2 vorwiegend als Fitnesscoach gedacht, die entsprechenden Funktionen sind weit entwickelt. So erkennt die Uhr unterschiedliche Bewegungsarten relativ zuverlässig, allerdings erst nach einigen Minuten. Wer mit der Uhr spontan losläuft, wird vermutlich vom standardmäßig eingestellten Laufcoach überrascht, denn die Uhr meldet sich über ihren Lautsprecher und verkündet nach jedem Kilometer die Durchschnittszeit und die Herzfrequenz. Wir wollten damit nicht unbedingt die Spaziergänger um uns herum informieren und haben das Feature abgeschaltet. Die aus unserer Sicht wichtige Herzfrequenzmessung funktioniert bis auf anfängliche Fehlmessungen meist gut bis sehr gut (im Vergleich mit einem Wahoo-Brustgurt), wenn das Armband relativ dicht am Handgelenk liegt.
Günstig
Sehr erfreulich bei der Active2 ist der Preis. Inzwischen bekommt man die Samsung-Smartwatch in der von uns getesteten Variante (44 mm) schon für etwa
– mit dem 40-Millimeter-Display sogar schon für . Für eine Garmin fenix 6 muss man etwa den dreifachen Betrag investieren, erhält dafür allerdings auch ein deutlich besseres Display und eine längere Akkulaufzeit.
Vielleicht doch die 3?
Gerade hat Samsung mit der Galaxy Watch 3 die Nachfolgegeneration auf den Markt gebracht. Sie hat wieder eine physische Lünette, mehr Speicher und auch eine Sturzerkennungsfunktion, allerdings zeigen erste Tests eine relativ kurze Akkulaufzeit, besonders bei den kleineren Modellen. Leider ist die neue Generation sehr teuer geworden, die Modelle bewegen sich zwischen etwa 400 bis über 600 Euro.
Unser Fazit
Die Samsung Galaxy Watch Active 2 konnte in unserem Test ihre Outdoor-Fähigkeiten für Tages- und Wochenendausflüge durchaus unter Beweis stellen. Die komoot-App erwies sich dabei als sehr funktionell und praktisch. Und wer Hintergrundkarten nutzen möchte, greift zu Locus Maps Pro. Betrachtet man das Preis-Leistungs-Verhältnis, kann die Active2 absolut überzeugen.
Weiterführende Links:
- Outdoor-Forum Naviboard.de (Outdoor-Navigation auf Smartphone und Tablet)
- Samsung Galaxy Watch Active2 bei Amazon
- Neu oder gebraucht gibt es die Galaxy Watch Active 2 ebenso bei Ebay.
Hallo, vielen Dank für diesen Informativen Beitrag bzgl. der Nutzung von Komoot. Ich habe gerade erst begonnen mich mit dem Thema zu befassen und möchte mir nun auch eine Active 2 kaufen.
Vielleicht könnt ihr mir folgendes beantworten: Kann man mit der Bluetooth Variante der Uhr Google Maps Offlinekarten aufrufen, die man vorher per Smartphone runtergeladen hat, wenn man das Smartphone mal zu Hause lassen will? Oder geht das nur mit der von euch empfohlenen Locus Maps App? Habe ich es richtig verstanden, dass die Bluetoothverbindung zum Smartphone die Akkusparendste Option ist und man dieses am besten immer dabei haben sollte?
Viele Grüße 🙂
Hallo, ich habe das leider noch nicht ausführlich getestet. Die Locus-Variante ist für mich so praktikabel, dass ich sie weiterhin anwende, und das klappt auch nach wie vor sehr gut. Der Test von kompletten offline-Anwendungen interessiert mich aber auch. Mit dem neuen Locus 4 arbeitet die Active 2 aber (noch) nicht zusammen. Beste Grüße, Th. Froitzheim
Die 3 ist nicht die Nachfolgevariante der Active 2