Garmin Zumo XT: kapazitiv & hell | Motorrad-Navi Test

Garmin zumo XT im Test: Das Garmin zumo XT ist ein speziell auf Motorradfahrer abgestimmtes Navigationssystem. Markus Golletz hat sich den Motorrad-Lotsen genauer angeschaut und berichtet bei uns in seinen Test über das neue Display und den schnelleren Prozessor …

Das Garmin zumo XT findet unter Motorradfahrern großen Anklang und wird seit seiner Veröffentlichung im März 2020 auch in unserem Outdoor-Forum Naviboard   bereits heiß diskutiert. In unserer News zum Garmin zumo XT haben wir Garmins neuestes Motorrad-Navi kurz vorgestellt und dabei die offensichtlichen Änderungen wie optimiertes Display und die vorinstallierten topografischen Karten herausgestellt.

Dieser kurze Test zum Garmin zumo XT von Markus Golletz geht nun mehr ins Detail. Wir freuen uns über diesen Gastbeitrag, der auf weitere Neuerungen und Verbesserungen des zumo XT eingeht. Markus Golletz ist Herausgeber und Redakteur der bekannten und beliebten Internetseite Motorradreisefuehrer.de.

Bilder: Motorradreisefuehrer.de, Garmin zumo XT (links) und Garmin zumo 595LM (rechts)

 

Helles, kapazitives Display

Garmin hat Design, Display und die Halterung des neuen 5,5 Zoll Touchdisplay-Zumos komplett geändert. Herausragendes Merkmal ist das Display, das nun mit 1280 x 720 Pixeln auflöst und komplett kapazitiv wie bei einem Smartphone funktioniert. Vorteil der Technik ist die höhere Leuchtstärke, Nachteil war bisher die Bedienung mit Handschuhen oder schlechtem Wetter.

Das Display wurde im Vergleich zum Garmin-Gerät BMW Navigator VI größer und hochauflösender. Randlos, wie gerne beschrieben, ist es zwar nicht, 6 bis 8 mm bleiben ungenutzt, jedoch scheint das auch unumgänglich, bei einem Outdoor-Motorradnavi, das schließlich auch mal abstürzen kann. Garmin beruft sich dabei auf einen Militärstandard (MIL-STD-810G), den das Gerät erfüllen soll. Insgesamt wurde der neue Zumo XT auch wesentlich leichter.

4-mal heller als das Zumo 595 LM soll das groß gewachsene Display sein. Außerdem soll die Prozessorleistung des Dual Core mit 1,3 GHz durch verbesserte Software gesteigert worden sein (mehr Infos dazu im Interview mit Garmin auf den Seiten von Motorradreisefuehrer.de). Das Display ist nun selbst bei Sonnenschein über jeden Zweifel erhaben, auch die höhere Auflösung bringt Bediensicherheit. Ob mit Handschuhen oder bei Regen: es funktioniert nicht schlechter als vorher, einzig starker Regen kann zu Irritationen (oder Ghost-touch) führen. Ich denke, Garmin wird weiter an der Firmware feilen, um Ausfälle zu beseitigen.

Alle diese Updates waren auch nötig, denn die schnellsten und hellsten waren die Zumos bislang nicht.

Schlanker Kabelbaum-Anschluss und integrierter Lautsprecher

Mit dem kantigen Erscheinungsbild ist der Garmin noch gut als Zumo zu erkennen, bei der Lenkerhalterung geht Garmin nun andere Wege, weg von einem Cradle mehr hin zu einer innenliegenden quadratischen Halterung, die ausreichend stabil erscheint.

Verbesserte Halterung für zumo XT mit leichter Erhöhung auf der rechten Seite für ruckelfreien Halt.

 

Auch ein Lautsprecher ist nun wieder verbaut (der war zwischenzeitlich bei den Zumos in die Autohalterung ausgelagert worden). Strom gibt es über einen Mini-USB-Anschluss, der hat mehr Kompatibilität zu Zubehör, teilte uns der Produktmanager mit (ein Interview mit Garmin dazu, findet sich auf den Seiten von Motorradreisefuehrer.de).

Auch der neue fest eingebaute Akku hält erstaunlich lange, die Zumos 59x hatten sehr schnell immer wieder geschwächelt, was teure Ersatzteilkosten nach sich zog. Es entsteht der Eindruck, auch weil das Gerät leichter geworden ist, Garmin hat endlich einen leichteren LiPo (Lithium-Polymer-Akku) und ein besseres Management für die 12-V-Ladung verbaut.

Zumo XT hat rückseitig wieder einen Lautsprecher

 

Von den 5 Anschlusspins am Gerät werden von dem neuen, schmalen Kabelbaum nur 2 bedient: hier kommt nur Strom an. Wer mehr Funktionalität per kabelgebundenen Intercom haben will, muss im Garmin-Zubehör suchen. Dafür lässt sich der Kabelbaum nun einfacher verlegen, auch die RAM Mount Montage ist kinderleicht.

Garmin Zumo XT kommt mit schlankem Kabelbaum

 

Bedienung und Menüführung

Angeschaltet macht es einen Unterschied, ob man im Hoch- oder Querformat fährt. Im zu bevorzugenden Hochformat sind die Datenfelder recht groß geraten und decken viel von der Karteninformation ab. Hier fällt auf, dass Garmin für den neuen Zumo noch keine Cockpits oder frei gestaltbare Kartendesigns vorgesehen hat. Das könnte aber noch passieren.

Datenfelder im Querformat beim Zumo XT

 

Wie bei den Zumos zuvor, sind bestimmte Datenfelder und Gruppen einzeln ein- und ausblendbar. Einige als Fahrzeug wählbare Symbole sind bei großer Zoomstufe zu groß gezeichnet, richtige Bugs gibt es aber nicht mehr.

Die Menüoptik bekam einen frischen Schliff. Wer ältere Zumos kennt, wird sich schnell zurechtfinden. Neu ist das permanente Kartensymbol auf der Karte, das es im Schnellzugriff erlaubt, kostenlos gedownloadete BirdsEye-Satellitenbilder oder die Garmin TopoActive PS Europe einzublenden.

Die besitzt quasi alle OSM-Informationen, außer Einzelhausdarstellung und Höhenlinien und ist daher sehr gut für Offroad-Interessierte zu benutzen. Auch Custom Maps wurden erhalten, selbst gescannte Kartenabschnitte der Lieblingskarten können weiterhin georeferenziert verwendet werden.

Das Adventurous Routing wurde im Prinzip von den zumo 59xern übernommen. Allerdings wanderte das Menü an eine andere Stelle: Es wird nur sichtbar, wenn man ein Zwischenziel einfügt. Die 3D-Ansicht ist eigentlich auch nicht neu, funktioniert aber etwas flüssiger.

Bei den zusätzlichen Apps kamen inReach (Satellitenkommunikation) hinzu, Reifendruck-Sensor und Virb-Fernbedienung fehlen bisher. Bei der Zielwahl hat man die Möglichkeit, iOverlander POIs (Camping), Foursquare oder Tripadvisor zu nutzen.

Garmin zumo XT in Hochkantformat-Ansicht mit etwas großen, intransparenten Datenfeldern sind ein Kritikpunkt (links), praktischer Schnellzugriff auf topografische Karte oder Birdseye Bilder in nur zwei Klicks (rechts)

Alternativ kann auf dem Zumo mit dem kostenlosen POI-Tool POIbase (oder POIbase Browser-Anwendung) eine große Anzahl weiterer POIs installiert werden. Denn so umfangreich das POI-Angebot auf dem Motorrad-Navi auch sein mag, alle Bedürfnisse der Nutzer können damit nicht abgedeckt werden. Deshalb stehen im riesigen POI-Angebot bei POIbase zum Beispiel Campingplätze und Stellplätze, mobile und feste Blitzer, Tankstellen, aktuelle Tankpreise, Motorradsperrungen oder auch Einkaufsmöglichkeiten, Motorradhändler und Hotels speziell für Motorradfahrer in den unterschiedlichsten Kategorien zur Verfügung.

Jeder Nutzer hat sein eigenes Konto und stellt seine eigene POI-Sammlung zusammen, die er auf sein Motorrad- und Touren-Navi herunterladen kann. Die POI-Sammlung lässt sich mit POIbase ganz bequem über eine POI-Karte bearbeiten. Auf der Karte können POI-Einträge hinzugefügt, gelöscht, verschoben etc. werden. Außerdem können eigene POIs und Favoriten als CSV, GPX und KML bei POIbase hochgeladen werden. Eine unbegrenzte Möglichkeit, sein Navi zu individualisieren – und das Ganze ohne Werbung.

POIbase-Karte zum einfachen Bearbeiten von POIs und Blitzern

 

Kartenmaterial & Konnektivität

Die Garmin-Karten stammen vom HERE Kartendienst (früher: Navteq, Ovi oder Nokia Maps) und bieten eine gute, OSM-nahe Grundlage. Die BirdsEye-Satellitenbilder, die Garmin TopoActive PS Europe und Custom Maps wurden unter dem Punkt Menüführung schon erwähnt, das alles ist viel besser als z. B. bei TomTom. (Karten-) Updates kommen ‘OTA’ kabellos im heimischen WLAN, das Kabel wird quasi nur zum Stromtanken am Bike gebraucht.

Garmin Zumo XT hat nur für 500 Favoriten SpeicherplatzVerbesserungsmöglichkeiten liegen noch bei der Firmware-Entwicklung an: mehr als nur die bisherigen 500 Favoritenspeicher (siehe Foto rechts), verschiedene Cockpits oder eine verbesserte Suche mit Online-Abgleich wären eine große Hilfe.

Als Verbindung zum smarten Telefon benutzt Garmin nicht mehr Smartphone Connect, sondern Garmin Drive und Garmin Explore.

Drive ist der alten App ähnlich, Explore soll auch als Dateimanager fungieren, was aber in der Praxis noch nicht funktioniert. Garmin schreibt selbst: Das Explore-Konto sei ein Zwischenkonto zum Erstellen, Löschen und Übertragen von Daten auf und von einem Zumo XT.

Für unseren Test hört sich das aber sehr nach Zwischenlösung an.

Optimierte Halterung

Wünschenswert wäre optional eine Lenkerfernbedienung wie sie beispielsweise Carpe iter anbietet: Ein Bluetooth-Lenkercontroller, mit dem man zoomen und die Karte verschieben kann, würde das Problem lösen, eine Hand vom Lenker nehmen zu müssen.

Bei der neuen Geräte-Lenkerhalterung gab es anscheinend Probleme, die uns im Test nicht aufgefallen sind. Bei einigen Halterungen ist anscheinend durch Vibrationen ein erhöhtes Spiel aufgetreten, was Garmin mit einer kostenlosen, leicht modifizierten Halterung für alle Betroffenen gelöst hat. Auch die Autohalterug ist bei unserem Zumo XT etwas kleiner geraten, so dass der Zumo, wenn im Hochkantformat benutzt, gegen die Windschutzscheibe stoßen kann.

Alte Halterung vom Zumo 595 LM (oben) und neue Halterung vom Zumo XT (unten) mit wenigen Kontakte-Pins zur Stromversorgung.

 

Fazit zum Garmin zumo XT

In der Motorradpraxis funktioniert der Zumo XT sehr gut, allein wegen des hellen großen Displays möchte man nicht mehr downgraden. Garmin hat das Update auf einen gläsernes, kapazitives Display gewagt und damit der Hauptkritik, des zu dunklen Monitors, Abhilfe verschafft. Robustheit und Modellpflege in Details muss der neue noch unter Beweis stellen, Garmin ist aber zuzutrauen, in der altbekannten Zumo-Produktfamilie eine neue Pole-Position geschaffen zu haben.

Der Preis von rund 500 Euro ist für Garmin-Verhältnisse schon ein Angebot, doch scheint der Markt für anspruchsvolle Tourenfahrer auch einigermaßen gesättigt. Im direkten Vergleich zum alten Zumo 595 LM (2014) hat sich einiges getan: Auflösung, Helligkeit und Design wurden zeitgemäß angepasst. Die Sporen muss sich der Zumo XT aber noch verdienen, auf vielen Landstraßen- und Offroadkilometern seine Zuverlässigkeit und Performance unter Beweis stellen.

Eine weitere Zusammenfassung und Bewertung in Pro & Kontra zum zumo XT gibt es auf Motorradreisefuehrer.de.

Bezugsquelle und weiterführernde Links:

Bild: Garmin

7 Kommentare zu “Garmin Zumo XT: kapazitiv & hell | Motorrad-Navi Test

  1. Gibt es denn die Möglichkeit alle individuell gespeicherten
    Wegpunkte/Favoriten dauerhaft auf der Karte anzeigen zu
    lassen ?
    Die Möglichkeit alle umliegenden Favoriten der Region auf
    einen Blick sichtbar auf der Karte zu haben ist ein wesentlicher
    Vorteil.
    Beim zumo 595 ging das ja nicht.

  2. Mir fehlt die Bewertung mit „DAB+“ ( angeblich als Zubehör ), oder muss der geneigte Kunde bei einem PKW Navi bleiben, weil fürs Krad keinen Stau gibt.

  3. Hallo Birol,
    Man kann die umliegenden Favoriten suchen und auch so anzeigen lassen. Leider erscheinen sie nur, wenn der Zoom-Maßstab klein genug ist.

    Appgefahren: DAB+ ist nicht notwendig, wenn man die Garmin App Drive und BT verwendet.

    Engeli: Zumo XT hat lifetime updates, d. h. es gibt keine weiteren Gebühren, es sei denn, du willst kostenpflichtige POI bei Garmin herunterladen.

    Fred: was meinst du? Der Zumo XT hat einen relativ hochauflösenden TFT Touch-Monitor.

    Viele Grüße, | Markus Golletz | Redaktion Motorradreisefuehrer.de

  4. Habe seit ein paar Tagen das XT und noch nicht viel Erfahrung damit. Nur eins: Aufpassen wenn man über das Handy von Google-Maps Adressen über Garmin-Drive an das XT weitergeben will. Es wird wohl nur der Straßennahme mit Nummer übergeben. So bekam ich eine Adresse in Berlin obwohl ich nach Gelsenkirchen wollte.

  5. Hallo ich suche Info
    wie den XT Zumo

    bei Street Twin zu verbinden (Sockel)
    aber nicht direkt am Batterie sondern ein/Aus über Züundung (wie beim USB Anschluss schon ist)

    mfG Enzo

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