Der Service des japanischen Quasi-Zenith Satelliten Systems (QZSS) ist laut des Japanischen Sekretariats für Weltraumpolitik seit dem 1. November 2018 für jeden frei zugänglich.
Wenn Schluchten das Signal verschlucken.
Wer GPS und andere Positionsbestimmungssysteme in tiefen Schluchten nutzen will, kennt das Problem. Das Signal kann einfach nicht zum Empfänger durchdringen. Der Himmel ist von massivem Fels verdeckt. Doch auch in dicht besiedelten Gebieten begrenzen alte schmale Gassen oder an Wolken kratzende Hochhaus-Canyons die Empfangsqualität. Denn auch menschengemachte Straßen-Schluchten schirmen Empfänger häufig von den Satelliten-Signalen ab.
Japans eigens entwickeltes GNSS
Die Menschen des Landes Japan kennen diesen Umstand nur zu gut. Ihre Metropolen, wie die Hauptstadt Tokio, sind gekennzeichnet von solch engen Schluchten. Die Regierung arbeitet daher seit 2006 intensiv mit Wissenschaftlern und Unternehmen, wie der Mitsubishi Electric Corporation (MELCO) sowie weiteren Akteuren an einem eigenen Globalen Navigationssatellitensystem (GNSS). Damit soll die Bevölkerung Japans auf lange Sicht nicht nur unabhängiger vom US-amerikanischem GPS werden, sondern auch eine bis zu 99,8-prozentige Genauigkeit bei der Positionsbestimmung innerhalb weiter Bereiche in Großstädten erreicht werden.
Vier Satelliten im Geostationären Orbit
Der Clou des Systems sind aktuell vier Satelliten, welche sich auf einem geostationären Orbit befinden. Das heißt sie befinden sich immer annähernd am gleichen Punkt in Relation zur Erde. Um dies zu gewährleisten, besitzen sie eine völlig andere Umlaufbahn als die Satelliten des GPS-Systems. Die Form der Satelliten-Laufbahn erinnert an eine liegende 8. Die Insel von Japan befindet sich in der oberen und viel kleineren Schlaufe dieser 8. Die untere Schlaufe ist so groß, dass sie fast komplett Australien und Papua Neuguinea umschließt.
Die QZSS-Satelliten umkreisen dadurch nicht wie GPS-Satelliten die Erde auf 24-Stunden-Umlaufbahnen. Stattdessen begleiten sie die Erde im gleichen Tempo, mit der sich unser Planet um die eigene Achse dreht. Diese Satelliten sind also Geosynchron, wodurch sich seit dem 1. November immer mindestens einer der 4 QZSS-Satelliten in der Vogelperspektive über Japan befindet.
Mit speziellen Empfängern bis auf 10 Zentimeter genau
Das QZSS wird in Japan auch Mitchibiki-System genannt. Mitchibiki bedeutet aus dem japanischen übersetzt so viel wie „Wegleitung“ oder auch „Führung“. Der Name wirkt angemessen, denn wer die nötigen Empfänger besitzt, soll durch den gekoppelten Empfang von GPS- und QZSS-Signalen bei seinen Positionsbestimmungen einen Genauigkeitsbereich von 10 Zentimetern erreichen können. Japan hat für diese Präzision mittlerweile rund 120 Milliarden Yen (936 Millionen Euro) investiert. Beweggrund ist nicht zuletzt der schnell wachsende Markt für Autonomes Fahren. Laut einiger Unternehmen könnte das QZSSystem alleine auf diesem Markt 500 Milliarden Yen generieren. Neben diesem Anwendungsbereich gibt es aber noch vielfältige andere Einsatzzwecke, wodurch in Japan bereits bis zum Jahr 2025 zahlreiche neue Dienste entstehen sollen. Der Gesamtwert dieser soll dann bei fast 5 Billionen Yen (44,4 Milliarden US-Dollar) liegen.
Premierminister Shinzo Abe schwärmt vom QZSS in dem er es als „Wegweiser in Richtung der Gesellschaft 5.0“ beschreibt. Außerdem macht er Hoffnungen deutlich, dass sich der Service auf viele weitere Anwendungsfelder ausdehnen könnte. Bis 2013 soll das System sogar auf ein 7-Satelliten-System anwachsen. Die Positionsbestimmung in Japan soll dadurch immer stabiler und attraktiver werden. Seine Rede beendet Premierminister Shinzo Abe mit der dazu passenden Frage, „zu welchem Grad Mitchibiki wohl die Leben der Japaner verändern wird“. Er jedenfalls wird es mit großer Begeisterung verfolgen.
Weiterführende Links:
- QZSS Cabinet Office: Movie introducing Quasi-Zenith Satellite System “QZSS”
- Pocketnavigation.de: Vierter Satellit für Japans Quasi-Zenit-Satelliten-System
- Pocketnavigation.de: Japan baut QZSS bis 2018 weiter aus
Eigentlich kommt Japan meines Erachtens zu spät. Gute GNSS receiver welche GPS, Gloanss und Galileo Beherrschen und eine gute Antenne (hoher Antennengewinn und evtl. Verbindung einer linear polarisierten Antenne) haben heute eigentlich keine Probleme mehr in Häuserschluchten – da von etwa 20 Satelliten meist ausreichend zu sehen sind. Selbst wenn man Richtung Norden (auf der Nordhapkugel) ja über dem Polarkreis keine Satelliten hat.
Es ist sehr zu begrüßen, dass das amerikanische GPS kein Monopol mehr hat und auch andere Länder Systeme für die Satellitennavigation entwickelt haben.