Die Augen immer auf der Straße, und dabei alle wichtigen Daten im Blick – das ist die Zielsetzung von Head-up Displays, auf die sich die Momes GmbH unter der Marke o-synce schon seit Jahren konzentriert hat. Wir erhielten eines der Vorserienmodelle des USEE und konnten damit schon einige Erfahrungen sammeln. Eine umfassende Beschreibung mit seinen technischen Daten findet sich hier .
Ein Head-up-Display für Fahrradfahrer – das mag manchem auf den ersten Blick übertechnisiert erscheinen. Es trifft aber durchaus die Bedürfnisse vieler Nutzer, wobei vor allem zwei Zielgruppen prädestiniert erscheinen: Radsportler, die sich bei schneller Fahrt optimal auf Straße oder Weg konzentrieren müssen und Menschen, die durch zunehmende Sehschwäche Probleme haben, übliche Fahrraddisplays auf dem Lenker abzulesen. Wir haben hier nur einen Teil der Einsatzmöglichkeiten des USEE-Head-up Displays getestet, aber die Kombinationsmöglichkeiten mit einzelnen Sensoren, Smartphone-Apps bis zur E-Bike-Datenanzeige sind jetzt schon beeindruckend.
„Eyes always on the road“
Der häufig genannte Sicherheitsvorteil „Augen immer auf der Straße“ trifft nur teilweise zu, denn die Blickrichtung muss zwar nur minimal verändert werden, aber das Auge muss sich stets neu fokussieren. Doch dies funktionierte bei unseren Tests sehr gut: Mit einem schnellen Blick wechselt man problemlos zwischen Straße und Displayanzeige. Hier punktet also das Head-up-Display durchaus vor dem üblichen Blick auf Smartphone oder GPS-Gerät am Lenker.
Weniger ist sicherer
Allerdings kann ein Head-up-Display wie das USEE keine Karten zeigen, dafür ist es einfach zu klein. Zudem beschränkt es sich auf die Anzeige von zwei Werten nebeneinander (plus Abbiegesymbol und Verbindungsanzeige). Folgt man neueren Untersuchungen zu Kfz-gebundenen Head-up Displays, bringt diese Beschränkung allerdings auch mehr Sicherheit. Demzufolge mindern zu viele Informationen in einem Head-up-Display die Konzentration des Fahrers und erhöhen die Unfallgefahr.
Einrichtung problemlos, Beleuchtung regelt sich selbsttätig
Die Einrichtung des USEE ist wunderbar einfach, dazu dienen mehrere Anleitungen im Internet auf der o-Synce-Webseite. Die Kopplung mit verschiedenen Sensoren funktioniert schnell und zuverlässig. Die Beleuchtungsanpassung erfolgt automatisch und lässt keine Wünsche offen. Nur der Nachtmodus kann noch manuell in vier Stufen nachkorrigiert werden, und das ist nach etwas Eingewöhnung auch kein Problem.
Klebt gut am Helm
Das 20 Gramm leichte USEE-Modul wird auf einen Kunststoff-Adapter (derzeit nur für bestimmte ABUS-Helme) geschoben, der mit einer Klebefolie am Helm befestigt wird . Bei unseren Mountainbike-Tests blieb das USEE zwar brav am Helm, aber die latente Sorge, es bei rasanter Fahrt irgendwo im Gelände zu verlieren, blieb dennoch bestehen. Sicherungssysteme wie eine kleine Halteschlaufe wären zwar weniger sexy, aber beruhigend. Ein Problem bleibt naturgemäß, dass man den Helm aus Sicherheitsgründen grundsätzlich weder anbohren noch mit Klebstoffen bearbeiten sollte.
Optimal mit Lenkerschalter
Erhält das USEE mehrere Werte zur Darstellung (und das ist in der Regel der Fall), muss man manuell die Anzeigen wechseln. Zum Blättern der Datenanzeigen drückt man den USEE-Einschaltknopf, und das wiederum bedingt, eine Hand vom Lenker zu nehmen. Schon alleine aus diesem Grunde empfiehlt sich die zusätzliche Ausstattung mit der o-synce-Lenkerfernbedienung „Multi-Remote“ (49,90 €), die sich über ANT+ umgehend mit USEE koppelt. In unserem Fall tat es auch ein älterer o-synce Remote Lenkerschalter. Sehr bequem ließen sich damit schnell und sicher die Datenseiten wechseln – gerade bei schnellen Bergabfahrten oder auf MTB-Trails nicht nur willkommener Komfort, sondern ein deutliches Plus an Sicherheit.
Navigation mit Naviki-App
Das USEE zeigt auch Abbiegekommandos, als Richtungspfeile mit Entfernungsangaben zum Abbiegepunkt. Derzeit allerdings nur in Kombination mit der Naviki-App, und dieses Zusammenspiel haben wir etwas intensiver getestet. Über die „Einstellungen“ der Naviki-App wird USEE gekoppelt und erscheint dann permanent unter „Smart-Bike-System“.
Der Schwerpunkt der Naviki-App liegt bei der Streckenberechnung für Radfahrer (mit Alltags-, Freizeit-, Mountainbike-, Rennrad- und S-Pedelec-Modus), wofür allerdings eine online-Verbindung notwendig ist. Einen Import von gpx-Dateien kann nur über die Naviki-Webseite mit persönlichem Account erfolgen, dann wird die Strecke auch an die Naviki-App gesendet und kann auf dem Smartphone geöffnet werden. Mit dem Kommando „Navigation starten“ erfolgt dann auch die Darstellung im USEE-Display mit zurückgelegter Strecke, Zeit in Bewegung, Restdistanz, aktueller Uhrzeit (kleiner Bug – hier zeigte Naviki die aktuelle Sommerzeit, das USEE hingegen eine Stunde früher) und von Abbiegehinweisen mit der Distanz zum nächsten Abbiegepunkt. Die Naviki-App kann auch Herzfrequenz und Geschwindigkeit/Trittfrequenz anzeigen – allerdings nur über Bluetooth-Sensoren.
Datenmix möglich
Was wir erst gegen Ende des Tests entdeckt haben: USEE kann bei der Darstellung der Naviki-App-Daten auch die Daten eines zuvor gekoppelten ANT+ Brustgurtes einbinden. Wer sich also die Naviki-Navigation inklusive der eigenen Pulswerte anzeigen lassen möchte, sollte zunächst das USEE mit einem ANT+Brustgurt (von Garmin, Falk, Mio o.ä.) pairen und dann erst die Naviki-App starten. Dann erscheint im Datenfenster der Naviki-App ergänzend der Pulswert und auch im USEE werden nacheinander die Werte aus der Naviki-App mit den Herzfrequenz-Daten aus dem ANT+Gurt angezeigt.
Die Naviki-App selbst arbeitet nur mit externen Bluetooth-Sensoren. Zur Herzfrequenz-Anzeige wird also ein (vergleichsweise selten vorhandener) Bluetooth-Brustgurt notwendig, den man mit der Naviki-App koppelt. In unserem Falle klappte dies erst problemlos im zweiten Anlauf mit einem Sigma R1 Duo-Gurt. Das Modell eines anderen Herstellers ließ sich zwar mit der App verbinden, sorgte aber für Unterbrechungen in der USEE-Darstellung – mal wurden die Pulswerte gezeigt, mal die Navigationsanweisungen.
Routinganweisungen häufig unbrauchbar
Eine einfache Tracknavigation – also das Folgen der Tour als Linie – funktioniert mit USEE nicht, denn es kann keine Tracklinie darstellen, sondern ist auf aktive Richtungskommandos angewiesen. Dazu muss Naviki eine neue Route von A nach B oder eine bestehende gpx-Datei online über seine Serververbindungen neu berechnen (ähnlich wie Komoot), damit Abbiegehinweise entstehen können. Diese neue Strecke ähnelte zwar sehr dem Verlauf der ursprünglichen gpx-Datei, aber die Navigation unterwegs über Richtungskommandos war leider häufig unbefriedigend. So wurde ein enger U-Turn mit Kreuzungssituation überhaupt nicht kommentiert („fahren Sie geradeaus“), auch an weiteren, klassischen 90°-Abbiegevorgängen auf eine Straße erfolgte kein Sprachsignal. Bei kurvigem Wegeverlauf hingegen meldete sich zuweilen eine Abbiege-Aufforderung, obwohl es gar nicht nötig war. Fazit: mal zu wenig, mal zu viel Kommandos, auf jeden Fall für eine reine Navigation nur nach den USEE-Anzeigen unzureichend. Wer also mit Naviki (und das gilt in ähnlicher Form auch für Komoot oder Google Maps) navigieren möchte, sollte sich das Smartphone am Lenker befestigen und den Track auf dem Display verfolgen. Bei Naviki ist die Tracklinie auch sehr gut sichtbar.
Fazit
Das USEE zeigt Daten in hervorragender Qualität, ob bei Nacht oder im prallen Sonnenschein. Buchstaben, Ziffern und Abbiegesymbole sind jederzeit sehr gut erkennbar. An den schnellen Blickwechsel zwischen Head-up-Display und Straße gewöhnt man sich nach kurzer Fahrt, und das ins Sichtfeld ragende Display wird meist nicht mehr als störend empfunden.
Durch seine begrenzte Darstellungsmöglichkeit von zwei Datenfeldern mit wenigen Ziffern, Buchstaben bzw. Zeichen kann es keine Karte ersetzen und die Navigation mit der Naviki-App zeigte die üblichen Schwächen einer Outdoor-Navigation (teilweise unzuverlässige Streckenberechnung, unpräzise Abbiegehinweise). Das ist aber kein Fehler des USEE, sondern der Navigationssoftware. Absolut empfehlenswert ist die Kombination mit einem o-synce-Multiremote-Lenkerschalter, dann können beide Hände auch bei schneller Fahrt am Lenker bleiben. Man sollte anfangs zwar auf jeden Fall die Anleitungen lesen, aber einmal eingerichtet, ist die Bedienung des USEE beispielhaft einfach.
Somit eignet sich das USEE hervorragend für Radsportler, die bestimmte Werte permanent beobachten wollen. Optimierungspotenzial sehen wir noch in der manuellen Konfiguration der gewünschten Datenfelder (möglichst aus unterschiedlichen Datenquellen) und in einer universellen, noch besser verstellbaren Helmhalterung – oder der Integration in die Unterkante eines Helms in der Stirnpartie. Das USEE eignet sich aber auch für Menschen mit Sehschwächen, weil eben Daten wesentlich deutlicher erkennbar sind als mit dem Blick auf Smartphone, Radcomputer oder GPS-Gerät am Lenker.
UVP USEE: 129,00 EUR, UVP Multiremote: 49,90 EUR