Beim Kauf eines neuen Autos setzen Fahrer zunehmend auf eine gute Infotainment-Ausstattung. Aufgrund der wachsenden Ansprüche an Kommunikations- und Entainmentsysteme gewinnen diese immer mehr an Funktionen und Komplexität. Gleichzeitig nehmen sie die Aufmerksamkeit der Autofahrer mehr denn je in Anspruch und erhöhen das Unfallrisiko.
Wie sehr In-Car-Systeme die Aufmerksamkeit der Autofahrer einfordern, das untersuchten jetzt Wissenschaftler der University of Utah in Salt Lake City im Auftrag der AAA Foundation for Traffic Safety (das amerikanische Pendant zum ADAC). In Zusammenarbeit mit dem Automobilclub ermittelten die US-Forscher, wie viel Zeit die 120 Testpersonen während des Fahrens benötigten, um beispielsweise einen Radiosender zu ändern, einen Telefonanruf zu starten, eine Nachricht zu verschicken oder das Navigationssystem einzustellen. Dabei wurde auch erfasst, wie lange die Probanden den Blick von der Straße abwendeten.
Quelle: AAA Newsroom
Visuell und mental anspruchsvolle Infotainment-Systeme
Gemäß der Forschungsstudie lenke die große Mehrheit von 23 aller insgesamt 30 getesteten Infotainment-Systeme den Autofahrer zu stark vom Verkehrsgeschehen ab. Keines der In-Car-Systeme konnte bei nur geringer Ablenkung bedient werden. Dagegen ließen sich sieben Systeme lediglich bei moderater Ablenkung, elf bei hoher und zwölf sogar nur mit sehr hoher Aufmerksamkeit nutzen. Laut Abschlussbericht sei eine geringe Ablenkung mit dem Hören eines Radiobeitrags vergleichbar. Das Stadium, das eine sehr hohe Aufmerksamkeit des Fahrers benötigt, hingegen wäre deckungsgleich mit dem Versuch, einen Scheck während der Fahrt auszufüllen.
Zufolge der Forschungsergebnisse können das Einstellen des Navigationssystems über ein Touchscreen oder das Senden einer Textnachricht über die Spracherkennung den Fahrer bis zu 40 Sekunden oder mehr beschäftigen und seinen Blick von der Fahrbahn ablenken. Angesichts dessen, dass ein Fahrzeug aber in gleicher Zeit bei 40 km/h circa 450 Meter zurücklegt, wobei allein zwei Sekunden Unaufmerksamkeit das Unfallrisiko schon verdoppeln, warnen die Verkehrsexperten davor, Tätigkeiten, die nichts mit dem Fahren zu tun haben, auszuführen. Zweck der Studie sei es Hersteller dazu zu bewegen, Systeme zu entwickeln, die den Fahrern weniger mentale und visuelle Anforderungen abverlangen.
Je teurer das Auto, desto größer die Ablenkung
Nach Erkenntnissen der AAA finden sich die komplexesten In-Car-Systeme mit sehr hohen Aufmerksamkeitsanforderungen an den Fahrer unter den teureren Fahrzeug-Modellen wie Tesla Model S, Audi Q7, Volvo XC60 sowie Honda Civic Touring und Ridgeline, Mazda 3 Touring, Subaru Crosstrek Premium und Ford Mustang GT.
Die Infotainment-Systeme, die sich mit einer moderaten Aufmerksamkeitsspanne nutzen lassen, gehören zu den Automodellen Chevrolet Equinox, Hyundai Santa Fe, Lincoln MKC, Ford F250 XLT sowie Toyota Camry, Corolla and Sienna.
David Yang, Geschäftsführer der AAA, schlussfolgert: „Wenn ein In-Car-System nicht richtig gestaltet ist, können einfache Aufgaben kompliziert werden, und der Aufwand für den Fahrer, sie zu erledigen, steigt.“ In anderen Worten: Je komplexer das System, desto mehr Zeit bringt der Fahrer damit zu, das System zu benutzen. Marshall Doney, Leiter der AAA, appelliert an Automobilhersteller, Car-In-Systeme zu entwickeln, welche die Ablenkung verringern und die Bedienung vereinfachen.
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