Einleitung, Inbetriebnahme, Hardware und Bedienung
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
DeLorme hatte mit seinen inReach-Geräten ein Zwei-Wege-Satellitenkommunikationsgerät entwickelt, welches gleichzeitig als Satellitensender und Empfänger dient. Dafür kooperierte DeLorme mit dem weltumspannenden Satellitenkommunikationssystem Iridium. Garmin hat DeLorme im Februar 2016 aufgekauft und ist nun mit den neuen Versionen SE+ und Explorer+ der inReach Serie an den Markt gegangen.
Garmin hat sein Know-how als Marktführer von Outdoor GPS-Geräten bereits in die neue inReach+ Serie einfließen lassen und Gehäuse sowie Display in Garmin bekannter Qualität gefertigt. Die Software stammt zu weiten Teilen noch von DeLorme. Das inReach Explorer+ bietet zusätzlich vorinstallierte DeLorme Topo-Karten und hat uns somit Grund genug gegeben, das inReach Explorer+ in diesem Test ausführlich vorzustellen.
Ohne Vertrag keine Kommunikation:
Für den Nachrichtenversand, Iridium-Tracking und SOS-Notrufe benötigt das inReach Explorer+ ein aktives Abonnement eines zuvor ausgewählten Satellitentarifs. Dies sollte vor dem Kauf des Gerätes unbedingt beachtet werden.
Wurde kein Abo abgeschlossen oder ist das bestehende Abo ausgelaufen, können weiterhin die Navigations-Funktionen sowie das Protokoll-Tracking genutzt werden.
Inbetriebnahme
Online Aktivierung und Servicetarif Auswahl
Für die Registrierung und den Abschluss eines Abonnements mit dem für einen selber passenden Tarif, gibt es zwei Möglichkeiten:
Zum einen bietet Garmin direkt auf der inReach Webseite: inreach.garmin.com verschiedene Tarifoptionen an. Für unseren Test hatten wir einen Garmin Safety Freedom-Tarif (19,99 Euro pro Monat + Aktivierungsgebühr von 24,95 Euro pro Jahr), weshalb sich der Text nach der unteren Abbildung auf die Aktivierung mit einem Garmin-Tarif bezieht.
Alternativ bietet jedoch auch der Anbieter protegear.de weitere Tarife, die ebenfalls für viele inReach-Nutzer interessant sein werden. Wir haben erst nach dem Abschluss des Garmin-Abbonements davon erfahren, finden die Tarife der Konkurrenz jedoch ebenfalls sehr interessant: Bei Protegear gibt es neben der Internationalen-Mobilfunknummer noch eine echte eMail-Adresse pro Gerät. Außerdem gibt es flexible Wochentarife sowie kürzere Tracking-Intervalle schon bei günstigeren Monatstarifen. Allerdings wird bei ProteGear nach Einheiten abgerechnet (50 Zeichen in Nachrichten sind bereits eine Einheit), wodurch man ein wenig herumrechnen muss, um sich Klarheit über die Tarife zu verschaffen. Daher sollte man sich vor dem Abschluss eines Vertrags bei einem der beiden Anbieter bewusst sein, in welchem Umfang man das Gerät und seine Iridium-Möglichkeiten tatsächlich nutzen wird. Die untere Tabelle stammt von Protegear und vergleicht Garmins und Protegears Freedom Tarife in groben Zügen:
Aktivierung mit und Servicetarif von Garmin
Nach dem Einschalten des Garmin inReach Explorer+ werden eine IMEI-Nummer und ein Aktivierungscode im Gerät angezeigt, welche für die Online-Aktivierung benötigt werden. Die Datenmasken der darauf folgenden inreach.garmin.com-Webseiten erfassen eine Vielzahl an persönlichen Daten des Nutzers sowie dem ersten und zweiten persönlichen Notfallkontakt.
Bei der Auswahl eines Tarifs stehen zunächst die zwei Tariftypen „Contract“ [Engl.: Vertrag] und „Freedom“ [Engl.: Freiheit] zur Verfügung. Der Contract Tarif läuft als Jahresvertrag mit einer einmaligen Kontoaktivierungsgebühr von 24,99 Euro und je nach Servicetarif von monatlich mindestens 14,99 Euro. Freedom muss durch eine Jahresgebühr von 29,99 Euro aktiviert werden und kostet dann monatlich wenigstens 19,99 Euro. Trotz der „Freiheit“ muss der Servicetarif gekündigt werden, da dieser sonst weiterläuft. Je nach gewähltem Servicetarif sind Nachrichten und Trackpunkte nur teilweise inklusive und werden nach dem erreichen des Kontingents pro Einheit abgerechnet. Für den Abschluss des Satellitentarifs ist zwingend eine Kreditkarte erforderlich! Andere Zahlungsweisen wie Paypal, Sofortüberweisung oder Lastschrift sind nicht möglich.
Weitere SOS-Funktionen
Jeder Servicetarif beinhaltet den Kontakt zum GEOS International Emergency Rescue Coordination Center (IERCC). GEOS ist ein Anbieter für Notfallhilfe-Lösungen und Überwachung. In mehr als 140 Ländern hat das Unternehmen bereits bei Rettungsaktionen geholfen und dabei viele Leben gerettet. Der Notfalldienstleister ermöglicht eine globale Überwachung und Bearbeitung von SOS-Nachrichten rund um die Uhr, das ganze Jahr über. Wird am inReach Explorer+ die SOS-Funktion aktiviert, kommuniziert eine Person mit dem Nutzer über SMS-Nachrichten und koordiniert entsprechende Kontakte und Notfalldienste im Standortgebiet des Nutzers. Auch wenn Hilfe bereits unterwegs ist, bleibt die Rettungsleitstelle von GEOS im Kontakt mit dem Hilfesuchendem. Dadurch bleibt dieser auf dem Laufenden bis die Rettungsaktion beendet ist.
Neben diesem Dienst können zwei weitere Zusatzprogramme hinzugebucht werden. Zum einen die Bereitstellung von 100.000 US-Dollar für GEOS-Leistungen, wenn Notfallressourcen nicht ohne weiteres am Standort zur Verfügung gestellt werden können. Zum anderen kann ein Transport zum Krankenhausaufenthalt der Wahl weltweit gewählt werden, durch ein medizinisch ausgestattetes Luftfahrzeug.
Abschluss der Aktivierung
Nachdem alle notwendigen Daten eingegeben und Auswahlen getroffen wurden, erfolgt die Aktivierung des Benutzerkontos und des inReach-Gerätes. Bei der Aktivierung wird unter anderem die erste Verbindung zum Iridium-Netzwerk hergestellt und ein GPS-Fix gesucht. Der Vorgang dauert einige Minuten. Am Schluss erhält man eine Testnachricht von Garmin.
Garmin inReach Explorer+ im Test: Hardware
Gehäuse
Rein äußerlich ähnelt das inReach Explorer+ den Geräten der Garmin GPSMap 64 Serie. Mit den Maßen 6,8 x 16,4 x 3,8 Zentimeter ist es jedoch etwas länger und durch die SOS-Sicherheitsabdeckung etwas breiter als diese. Dem inReach SE+ gegenüber besitzt das Explorer+ die gleichen Abmessungen. Das Gehäuse ist sehr gut verarbeitet und liegt durch die Größe, Form sowie die griffige Gummierung entlang des Randes sehr gut in der Hand. Äußerlich scheint es beinahe aus einem Guss zu sein und macht dadurch einen soliden und robusten Eindruck. Mit dem IPX7 Standard ist es gegen zeitweiliges Untertauchen in Wasser geschützt. Während die Abdeckung der SOS-Taste sehr dicht abschließt, scheint der Verschluss über dem Micro-USB Eingang eine potentielle Schwachstelle für Wasser zu sein, da dieser manchmal herausrutscht.
Display
Das Explorer+ besitzt ein transreflektives TFT-Farbdisplay und nutzt die Helligkeit der Sonne bei direkter Einstrahlung besonders gut aus. In den Einstellungen kann das Farbschema auf Hell (Symbole auf weißem Hintergrund) oder Dunkel (Symbole auf schwarzem Hintergrund) eingestellt werden. Die Auflösung liegt bei 200 x 265 Pixeln. Damit liegt sie im Vergleich noch deutlich unter der des Garmin Oregon 750t (240 x 400 Pixel).
In einem weiteren Test haben wir Top Outdoor GPS-Geräte verschiedener Hersteller mit einander verglichen. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch den Display des Garmin inReach Explorer+ mit den 5 Testprobanden verglichen. In der Rubrik Display des Top Outdoor GPS-Geräte Tests hatte uns das GPSMap 64st besonders durch seine herausragenden Ableseeigenschaften bei direktem Sonnenlicht überzeugt. Das inReach Explorer+ besitzt eine nahezu identische Displaytechnologie, wodurch bei direktem oder diffusem Sonnenlicht keinerlei Hintergrundbeleuchtung notwendig ist. Zusätzlich punktet das inReach durch eine bessere Auflösung als das Garmin GPSMap 64st (160 x 240 Pixel), wodurch Zahlen und Buchstaben nun ohne Probleme innerhalb der Kartenansicht abgelesen werden können.
Erst im Schatten oder in Räumen muss sich die Technologie von Garmin den Konkurrenten unterordnen, da die Hintergrundbeleuchtung nicht herausragend stark ist. Auch die Farben wirken weniger intensiv. Dafür ist beim inReach Explorer+ der Kontrast gelungen und ermöglicht ein schnelles Erkennen von Straßen und anderen Kartendetails. Die Automatische Helligkeitsregelung hat immer schnell reagiert. Allerdings hat der Explorer+ bei der Automatik sehr stromsparend agiert, da der Display immer einen Ticken mehr Helligkeit hätte vertragen können.
Sensoren und Schnittstellen
Die Positionsbestimmung des inReach Explorer+ erfolgt über GPS (Global Positioning System). Eine GLONASS Unterstützung bietet es hingegen nicht. Im Gegensatz zum Garmin inReach SE+ besitzt das inReach Explorer+ außerdem einen barometrischen Höhenmesser, einen Beschleunigungssensor sowie einen 3-Achsen Kompass mit Neigungskorrektur. Durch den 3-Achsen Kompass muss der Nutzer nicht in Bewegung sein, damit der Richtungspfeil bei der Navigation korrekt funktioniert.
Speicher
Auf dem Speicher des inReach Explorer+ ist bereits die vorinstallierte TOPO-Karte Delorme Worldwide Basemap vorhanden [zur Karte später im Test mehr]. Für weitere Karten bietet das inReach Explorer nur geringe 2 Gigabyte an zusätzlichem internen Speicher. Die auf dem Online-Portal herunterladbare OSM-Karte für Deutschland alleine benötigt bereits 490 Megabyte. Eine Möglichkeit den Speicher durch externe microSD-Karten zu erweitern gibt es nicht.
Stromversorgung
Das inReach Explorer+ wird über den Micro-USB Eingang geladen (USB 2.0 B-type). Alternativ kann eine (29,99 Euro teure) Halterung mit Stromversorgung erworben werden. Bei dieser wird das inReach+ Gerät über zwei Ladepins mit Strom versorgt. Bei einem 10-minütigem Tracking-Intervall soll das inReach Explorer+ bis zu 100 Stunden durchhalten. Nutzt man den Energiesparmodus und das 30-minütige Tracking-Intervall sind es bereits 30 Tage Akkulaufzeit. Der Wechsel des internen Lithium-Ionen Akkus ist leider nicht vorgesehen. Nach etwa zwei bis 3 Jahren muss dieser jedoch ausgetauscht werden, was weitere Kosten mit sich bringt. Garmin geht bei den inReach+ Geräten leider nicht den Weg, den beispielsweise das GPSMap64st oder auch das Oregon 750t vorangegangen sind. Diese zwei Geräte können vielfältig mit NiMH-Akkus, Nickel-Zink Akkus, Alkaline Batterien oder Lithium Batterien betrieben werden. Ist der Akku des inReach Explorer+ einmal Leer und keine Steckdose ist zur Hand, hilft nur noch eine Powerbank oder eine andere autarke Energiequelle.
Handling Bedienung
Software
Die Software und Menüstruktur des Garmin inReach Explorers+ ist sehr nah an der des DeLorme inReach Explorer Vorgängers. Sie besteht aus 17 verschiedenen App-Symbolen, welche auf zwei Seiten angeordnet sind. Dadurch sind Ähnlichkeiten mit der klassischen Garmin Menüstruktur, wie bspw. vom GPSMap 64st, festzustellen. Glücklicherweise sind die einzelnen Anwendungen (Apps) simpel gehalten, wodurch man nicht jedes mal in die Untiefen der Menüführung versinken muss, um zur gewünschten Option zu finden. Dies ist ein Problem, welches die klassische Garmin Menüführung bei anderen Geräten mit sich bringt. Somit hält sich die Eingewöhnungszeit beim inReach Explorer+ in Grenzen. Optional können die Anwendungs-Symbole der Menüstruktur auch nach Wunsch angeordnet werden. Acht geben sollte man dennoch bei der Menü-Taste, da diese je nach geöffneter Anwendung unterschiedliche Funktionen anbietet.
Tasten: kein Touchscreen
Das inReach Explorer+ besitzt, inklusive der Ein/Aus Taste sowie der abgedeckten SOS-Taste, 12 Hardwaretasten. Diese sind nicht mit LEDs hinterlegt und werden auch mit maximaler Bildschirmhelligkeit nicht angeleuchtet. Durch die zirkuläre Anordnung der Tasten, gewöhnt man sich jedoch relativ schnell an deren Positionen und lernt diese auch blind zu bedienen. Der Druckpunkt des Steuerkreuzes könnte einen ticken knackiger sein. Der Druckpunkt der anderen Tasten ist auch mit Handschuhen gut spürbar. Die Zoom-Tasten „+“ und „–“ könnten für große Finger bzw. dickere Handschuhe etwas weiter auseinander liegen. Auch das Steuerkreuz ist etwas eingeengt zwischen dem Kreis aus Tasten drumherum. Zusätzlich wird es von einem erhöhten Rand umgeben. Die Bedienung mit dicken Handschuhen ist möglich, erfordert jedoch schon etwas mehr Feingefühl. Der Verzicht auf einen Touchscreen und die Möglichkeit das Gerät mit nur einer Hand über Tasten zu bedienen qualifiziert das inReach+ Gerät speziell für extreme Situationen.
Die Symbole auf den Tasten sind relativ selbsterklärend für die dahinterliegende Funktion. Die Bildsprache ist an die von Touchscreen-Apps angelehnt. Im Vergleich wurde auf den Tasten des Garmin GPSMap 64st noch Schrift gedruckt, welche recht schwer lesbar ist. Praktisch ist die die Schnellwahl-Taste (Blitz Symbol), durch welche eine Sofortnachricht geschickt, ein neuer Wegpunkt gesetzt, Tracking gestartet und Nachrichten abgerufen werden kann. Diese Taste funktioniert, egal wo man sich gerade im Menü befindet und war bei unserem Test sehr hilfreich.
Hallo!
Ein schöner und vor allem ausführlicher Bericht, danke dafür. Könnte man die Notruffunktion noch etwas detailierter beschreiben? Die Abdeckung des SOS-Knopfes sieht ziemlich stabil aus,zumindest gehe ich von dem Bild mal davon aus, weil das ist im Moment einer der Haupthinderungsgründe warum ich mir das Gerät noch nicht kaufen möchte. Auf allen bisherigen Fotos sah es immer so aus als wenn es nur ein einfacher Drucktaster wäre der nur einen Gummiüberzug hat. Eine Fehlauslösung wäre damit ja fast vorprogrammiert. Wie gut schütz der wirklich davor?
Torsten
Lieber Torsten,
Danke für dein Feedback.
Die Abdeckung des SOS-Knopfes ist in der Tat solide und verhindert definitiv, dass man aus Versehen ein SOS-Signal abschickt. Sollte es doch einmal passieren, erscheint zunächst ein 20-sekündiger Countdown. In dieser Zeit kann man den Notruf mit der „X“ Taste canceln, bevor er tatsächlich abgesetzt wird. Im Falle die SOS-Funktion wird über andere Wege ungewollt ausgelöst, gibt es immer noch die erste Standard-Frage von GEOS, ob es sich tatsächlich um einen Notfall handelt. Wenn man daraufhin mit „Nein“ antwortet, kann man einen Fehlalarm revidieren.
Liebe Grüße, Adrian
Hallo liebes Pocketnavigationsteam,
was ich nicht ganz verstehe ist die Sache mit der Versicherung. Die Kommunikation des Notfalls ist doch durch das jeweilige Abo abgedeckt. Die Rettung an sich und die Gebühren für das GEOS System übernimmt doch die Unfallversicherung oder die Versicherung des DAV oder?
Hallo lieber Alex,
Die Kosten die für die Verbindung via Satelliten-Netzwerk und die Nutzung der GEOS-Rettungszentrale entstehen, sind gedeckt. Ja.
Die Kosten die danach entstehen werden unterschiedlich getragen. Sollte es in Deutschland zu einem Rettungseinsatz kommen, übernimmt das die gesetzliche oder private Krankenversicherung des Verunglückten. Aber nur, wenn es sich um eine „Rettung“ handelt. Das heißt der Einsatz war „medizinisch Notwendig“, weil er bspw. einen Snowboard-Unfall mit Knochenbrüchen hatte. Hat man sich hingegen im tiefen Wald verirrt und schafft es nicht mehr alleine heraus oder sitzt irgendwo fest, so dass der Helikopter kommen muss, handelt es sich um eine „Bergung“. Dann übernehmen die Krankenkasse nur einen Teil oder Garnichts.
Im Ausland ist es wieder anders. Dort benötigt man eine Auslandsreisekrankenversicherung. Diese sind meist günstiger als die angebotenen Unfallversicherungen im Heimatland. Allerdings decken diese dann meist nur Beträge von bis zu 10.000 Euro ab.
Daher gibt es diese Zusatzversicherungen von GEOS, die bis zu 100.000 US-Dollar an Rettungskosten übernehmen.
Sollte man eine Unfallversicherung haben, werden die Kosten sicherlich gedeckt. Auch der DAV übernimmt für seine Mitglieder einiges an Kosten. Vor einem Trip sollte man das trotzdem unbedingt im Detail mit seinem Versicherer klären.
Das heißt wer keine Unfallversicherung oder die Mitgliedschaft im DAV abgeschlossen hat, sollte sich unbedingt bei seiner Krankenkasse informieren. Nur für den Fall der Fälle.
Danke für die Frage und liebe Grüße
Adrian