Fitness-Funktionen
Inhaltsverzeichnis
Schritte
Die Schrittzählung der TomTom Adventurer wird über die gesammelten Daten des Beschleunigungssensors generiert. Um mögliche Fehlinterpretationen von Alltagsbewegungen zu reduzieren, fängt die Outdoor-Uhr erst nach 10 bis 11 zusammenhängenden Schritten an diese zu zählen. Die Anzahl der Schritte vom Tag und die der Woche, sind jeweils auf einem eigenen Widget ablesbar. Eine Echtzeit-Darstellung erfolgt jedoch nicht, das Widget muss kurzzeitig abgewählt werden, um die neue Schrittzahl zu aktualisieren.
Für unseren Test haben wir den Schrittzähler auf unserer 500-Meter-Runde unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse des Schrittzählers haben wir anschließend analysiert und mit den Werten unserer manuellen Zählung verglichen. Dabei sind uns zunächst Fehler der Schrittzählung beim Gehen aufgefallen. Die Adventurer legt besonderen Wert auf den reziproken Armpendel um Schritte erkennen zu können. Während sanft ausgeführte Schritte meist nicht gezählt werden, deklariert der Bewegungssensor vor allem alltägliche Armbewegungen als Schritte.
Wir hatten die TomTom Adventurer bei einem Wohnungsumzug um und konnten durch die vielen Armbewegungen beim Möbel und Kisten tragen sehr hohe Schrittzahlen und Distanzen verbuchen. Trotz der Lage beider Wohnungen im 2. Obergeschoss schienen uns 39.000 Schritte bzw. 33 Kilometer am Auszugstag und 24.500 Schritte bzw. 21 Kilometer am Einzugstag als deutlich zu hoch bemessen. Unsere Vermutung ist daher, dass kein 3D-Beschleunigungssensor verbaut wurde, sondern nur einer mit einer Longitudinal-Achse. Das bedeutet es werden nur Auf- und Abwärtsbewegungen wahrgenommen, was bei einem Wearable für den Arm bei der Schrittmessung zu Ungenauigkeiten führt.
Schnelles Laufen mit deutlichem Armpendel führt hingegen zu hohen Schrittzahlen. Zusätzlich kam es oft beim Laufen ohne gestartete Aktivität zu einer fehlerhaften Aufsummierung der Schritte nach dem Stehenbleiben. Wir haben in unserem Test nach jeder 500-Meter-Runde sofort die Schrittzahl abgerufen. Mehrmaliges aktualisieren des Widgets ergab teilweise bis zu 30 nachträglich aufsummierte Schritte. Wir sind insgesamt 12 der 500-Meter-Runden für unseren Schrittzähler-Test gelaufen, wobei 4 Runden ohne und 8 Runden mit gestarteter Aktivität absolviert wurden. Im Durchschnitt zeigen die Ergebnisse der Schrittzählung eine Ungenauigkeit von knapp 2 Prozent.
Wird eine Aktivität gestartet, werden die Schritte mit den gleichen Fehlern gedeutet. Dies führt jedoch nicht zu den besagten Folgefehlern bei den anderen Fitnesswerten. Zum einen wird die Distanz beim Start von Aktivitäten GPS-basiert ermittelt und zum anderen, weil die Kalorien basierend auf MET Aktivitätentabellen (siehe Kalorien) ermittelt werden.
Distanz
Die 24/7 Distanzmessung wird anhand der Beschleunigungssensor-Daten hochgerechnet. Während Garmin über die Connect-Plattform eine Eingabemöglichkeit für die Schrittlänge des Nutzers anbietet, gibt es diese Option bei der TomTom MySports-Plattform bzw. innerhalb der Adventurer nicht. Unser Test hat aber gezeigt, dass die Uhr zwischen Gehen und Laufen unterscheidet. Jedoch wurde die Schrittlänge beim Gehen auf etwa 0,8 Meter und beim Laufen auf etwa 1,2 Meter geschätzt. Möglicherweise nutzt die Uhr dabei die hinterlegte Körpergröße des Nutzers. Schlussendlich waren die Ergebnisse auf unserer Teststrecke im Schnitt beim Gehen 60 Meter zu wenig und beim Laufen 80 Meter zu viel.
Die Distanzmessung während eines gestarteten Trainings ist bei der Adventurer hingegen GPS-basiert. In unserem Test hat diese sehr gut abgeschnitten. Auf unserer 500-Meter-Runde sind im Schnitt nur 8 Meter zu wenig gemessen wurden. Dies entspricht einer Abweichung von etwa 1,4 Prozent. Natürlich ist der Energieverbrauch durch die GPS-Verbindung deutlich höher, wodurch Ungenauigkeiten beim 24/7 Distanz-Tracking tolerierbar sind und ohnehin nur einen Richtwert für die persönliche Fitness darstellen soll.
Kalorien
Die „24×7 Kalorienschätzung“, wie sie TomTom selber nennt, basiert auf dem Body-Mass-Index (BMI) des Nutzers. Für diesen müssen die Größe und das Gewicht des Nutzers in der Outdoor-Uhr oder auf der MySports-Plattform angegeben werden. Weiterhin finden die Schritte, die aktive Zeit und sportliche Aktivitäten (bei gestarteter Aktivität) Berücksichtigung, für den theoretisch ermittelten Kalorien-Gesamtwert des Tages. Laut TomTom wird für die 24×7 Kalorienschätzung auf die Einbeziehung der Herzfrequenz verzichtet, um den Akku nicht zu sehr zu beanspruchen. Durch die Einbeziehung der Schritte beim 24×7 Kalorien-Tracking, ergeben sich aus zuvor teils fehlerhaft gemessenen Schrittzahlen, Folgefehler bei den Kalorien.
Die Kalorienberechnung des Trackers beinhaltet den Grundumsatz (BMR), also die minimale Energie, die der Körper für seine Funktionen inklusive Atmung und Herzschlag benötigt sowie die aktiv verbrannten Kalorien. Die Kalorienangabe einer gestarteten Aktivität beinhaltet dagegen nur die aktiv Kalorien.
Beginnt der Nutzer eine Aktivität wie Laufen, Wandern, Radfahren, Schwimmen, Laufband oder Indoor-Cycling, bedient sich die TomTom Adventurer sogenannter metabolischer Äquivalente (MET) aus Aktivitätentabellen (siehe Beispiele unten), um die Kalorien zu berechnen. Durch die MET Werte kann der Kalorienverbrauch auf Grundlage des Körpergewichts, der physischen Aktivitätsart und der Zeitdauer dieser berechnet werden. Die Herzfrequenz wird demnach jedoch nicht berücksichtigt.
Die MET Werte wurden von Barbara E. Ainsworth von der University of South Carolina und weiteren Wissenschaftlern in einer Studie ermittelt. Ein MET wird dabei definiert durch die Sauerstoffaufnahme beim ruhigen Sitzen und beträgt etwa 3,5 Milliliter pro Kilogramm pro Minute (1 MET = 3,5ml/kg/min) bei Männern und 3,15ml/kg/min bei Frauen. Der Kalorienverbrauch ist direkt abhängig von der Sauerstoffaufnahme, wodurch ein MET auch durch 1 kcal/kg/Stunde beschrieben werden kann. Ein MET beschreibt dadurch ungefähr den Standard-Ruheumsatz.
Hier sind einige MET Beispiele aus der Aktivitätentabelle:
- Laufen (12 Minuten/Meile): 8,0 MET
- Laufen (5,5 Minuten/Meile): 18,0 MET
- Fahrrad fahren: 8,0 MET
- Wandern: 6,0 MET
- Ski fahren (2,5 Meilen/Stunde, leichte Anstrengung): 7,0 MET
- Ski fahren (5,0-7,9 Meilen/Stunde), brisk speed, vigorous Anstrengung): 9,0 MET
- Vögel beobachten: 2,5 MET –> Die Tabelle beinhaltet sehr viele Aktivitäten, die für die TomTom jedoch nicht relevant sind
Hier ein Beispiel der Berechnung:
Körpergewicht: 80 Kilogramm; Aktivitätsart: Laufen (12min/Meile); Dauer der Aktivität: 40 Minuten
Formel: MET * Kilogramm * (Zeit/60)
Rechnung: 8,0* 80* (40/60) = 426,67 Kalorien
Ein Sportler mit 80kg Körpergewicht würde somit bei 40 Minuten Laufen mit einer Geschwindigkeit von 12min/Meile etwa 426,67 Kalorien verbrauchen.
Für die Nutzung der MET Werte für die Berechnung der Kalorien, ist die vorherige Definition der Aktivität zwingend notwendig. Die TomTom Adventurer „erfährt“ durch den Start einer Aktivität, welche Sportart der Träger gerade betreibt. Nur bei den Aktivitätstypen Freestyle und Studio nutzt die Outdoor-Uhr die Herzfrequenz als Grundlage der Kalorienberechnung, da ungewiss ist, welche physische Aktivität der Nutzer tatsächlich ausführt.
Die Kalorienberechnung der TomTom Adventurer auf Grundlage der MET Werte bringt verschiedene Vor- und Nachteile mit sich. Zum einen sind die MET Werte wissenschaftlich fundiert und wurden vielfach von anderen wissenschaftlichen Publikationen zitiert. Nutzer die eine große Interesse für die Sportwissenschaft mitbringen und dementsprechend ihr Training gerne an wissenschaftlichen Erfassungsmethoden der körperlichen Aktivität auslegen möchten, finden mit der GPS-Uhr ein geeignetes Utensil. Auf der anderen Seite zeigt eine Studie, dass für die Erfassung des Energieumsatzes ein 3D-Beschleunigungssensor zusammen mit der Herzfrequenzmessung, die in der Studie genauste Methode darstellte, um den Kalorienverbrauch theoretisch zu errechnen. Dies wurde durch den Vergleich mit den Spirometriedaten (Messung des tatsächlichen Sauerstoffverbrauchs) ermittelt. Die Genauigkeit von 3D-Sensor mit HF-Messung betrug dabei im Vergleich 82,5%.
TomTom Adventurer Test: Herzfrequenz
Die TomTom Adventurer verfügt über einen optischen HF-Sensor, welcher für eine durchgängige 24/7 Messung eingestellt werden kann. Statt der sekündlichen Messung wie im Sport-Modus, werden Messungen alle 10 Minuten durchgeführt. Leider gibt es keinen separaten Widget für die Anzeige dieser Daten. Will man gelegentlich den eigenen Puls kontrollieren, muss man entweder eine der Sport-Modi starten, wodurch sofort die sekündlichen Messungen aktiviert und dargestellt werden, oder man muss die GPS-Uhr mit MySports Connect auf dem Computer oder der MySports-App vom Smartphone synchronisieren.
In den MySports Anwendungen, ist die Verlaufskurve schwer zu finden, da sie sich unter dem Wert der durchschnittlichen Herzfrequenz verbirgt. Ein Ablesen von präzisen Werten anhand des Graphen ist kaum möglich, da X- als auch die Y-Achse nur sehr grob beschriftet sind und ein zoomen in den Graphen hinein, nicht möglich ist. Um die 10-minütigen Werte abzurufen, muss via Mouse-Over der Puls-Wert abgerufen werden. Ein HF-Widget mit einer Echtzeit-Herzfrequenzanzeige, wie bspw. bei Garmin Laufuhren, sollte deshalb in der Zukunft unbedingt integriert werden.
Für die Erprobung der Herzfrequenzmessung der Adventurer sind wir in unserem Test 500-Meter-Bahnen gelaufen. Neben dem optischen Herzfrequenzsensor der TomTom GPS-Uhr haben wir einen Garmin HRM4 Brustgurt getragen, der mit einer Forerunner 35 gekoppelt war, um vergleichbare Messergebnisse zu erhalten. Der Test zeigt, dass auch die Adventurer die typischen Schwächen eines optischen HF-Sensors aufweist. Anstiege als auch Abstiege vom Puls werden erst zeitlich verzögert aufgezeichnet. Auch die extremen Spitzen unseres Trainings kommen nicht im vollen Umfang zur Geltung. Die Maxima des Brustgurts liegen bei 181,0 und 188,5 während die der Adventurer bei nur 171,0 und 172,5 liegen. Die Ergebnisse können sich dennoch sehen lassen und bieten eine gute Orientierungshilfe für das eigene Training. Will man eine präzisere Trainingsauswertung und darauf basierend eine professionelle Trainingsplanung betreiben, sollte jedoch ein Brustgurt verwendet werden. Für diesen Zweck bietet TomTom kompatible Brustgurte an.
Ziele
Die TomTom Adventurer bietet als klassische Aktivitäts-Tracking Ziele die Kategorien: Schritte, physische Aktivitätszeit, verbrannte Kalorien sowie Distanz. Die Ziele sind dabei festgelegt und steigern sich leider nicht algorithmisch, basierend auf den eigenen Leistungen. Diese automatische Steigerung der Schrittziele ist bekannt von den Garmin Fitness-Trackern und motiviert häufig dazu, noch ein bisschen länger aktiv zu sein.
Weitere Ziele können anhand der jeweiligen Sport Modi auf der MySports Plattform definiert werden. Dabei werden die Distanz oder Dauer einer bestimmten oder aller Aktivitäten für den Zeitraum von einer Woche oder einem Monat summiert. (Beispielsweise sieben Stunden Rad fahren pro Woche.) Ein Ringdiagramm auf der Plattform gibt dann Aufschluss darüber, wie viel von dem vorab definiertem Ziel bereits erreicht wurde. Auf der Uhr selbst kann der Fortschritt bis zum erreichen dieser Ziele jedoch nicht eingesehen werden.
Ein Gewichtsziel kann ebenfalls hinzugefügt werden, bedarf allerdings der manuellen Eingabe jeder einzelnen Körpergewicht-Veränderung durch den Nutzer.
Motivation
In Sachen Motivation müssen Nutzer der TomTom Outdoor-Uhr einen intrinsischen Antrieb entwickeln, da die Uhr selber keinerlei Funktionen dieser Art bietet. Es existiert weder eine Inaktivitätsanzeige noch etwas den Garmin-Insights* ähnliches. Somit muss die Benachrichtigung über das erreichte Tagesschrittziel ausreichen, um den Nutzer ein kleines Erfolgserlebnis zu bescheren. Motivation im eigentlichen Sinne ist dies jedoch nicht. Wer seine Sportmuffel-Muster mit Hilfe einer Fitness-Uhr schnellstmöglich loswerden will, sollte demnach über Produkte der Konkurrenz nachdenken.
* Für die Garmin Connect Insights werden die gesammelten Fitness-Tracker Daten mit der Online-Plattform Synchronisiert und anschließend analysiert. Die individuell erstellten Auswertungen geben Einblicke in tägliche Bewegungs- und Verhaltensmuster. Connect Insights weisen den Nutzer beispielsweise daraufhin, wenn dieser sein tägliches Schrittziel noch nicht erreicht hat, nur unregelmäßigen Schlaf bekommt oder weniger trainiert als eine bestimmte Zahl von Garmin Connect Mitgliedern.
Aktivitäten
Aktivitäten werden durch die Adventurer Outdoor-Uhr nicht automatisch erkannt. Somit werden Aktivitäten auf der MySports-Plattform bzw. App nur aufgeführt, wenn eine Aktivität gestartet wurde. Die Move IQ Funktion von Garmin erkennt immer besser Aktivitäten im Alltag, bringt als Nachteil jedoch manche Fehlerkennung mit sich, wie Fahrrad fahren trotz Autofahrt. Mit dem TomTom Touch versuchen sich die Niederländer mittlerweile an der selben Idee. Wir haben auch dieses Fitnessarmband ausprobiert und beschreiben in unserem Testbericht TomToms automatische Aktivitätserkennung genauer.
Schlaf
Die Adventurer erkennt anhand der Bewegungssensordaten, wann der Nutzer in den Schlaf übergeht. Dabei geht sie von einem Schlaf aus, wenn Bewegungen nach 16:00 Uhr ausbleiben. Ab dieser Uhrzeit setzt die Outdoor-Uhr den Tag zurück und beginnt mit einer neuen Nacht (dieser Zeitpunkt kann nicht verändert werden). Entgegen anderen Fitness-Trackern hat TomTom in dieser Uhr einen extra Schlaf-Widget eingerichtet. Gerade morgens ist es schwierig mal eben „schnell“ eine Synchronisation mit dem Smartphone vorzunehmen, um die Schlafdauer abzurufen. Durch das Schlaf-Widget gelingt dies zuverlässig mit nur zwei Tastendrücken. An Parametern wird jedoch nur die Schlafdauer in Stunden angezeigt. Bei der Schlaferkennung kam es zu einem üblichen Fehler: Sitzt man lange Zeit regungslos, beispielsweise weil man einen Film anschaut, deklariert die Uhr dies als Schlaf. Eine Möglichkeit die Fehler manuell zu korrigieren, gibt es jedoch nicht.