Seit 15. Juni keine Roaminggebühren mehr in der EU

Seit dem 15. Juni fallen für EU-Bürger keine zusätzlichen Roaming-Kosten mehr beim Reisen innerhalb der EU an. Allein die Deutschen sollen so statistisch 144 EUR pro Jahr einsparen können. Des Weiteren widerlegt die Europäische Kommission die Gerüchte, nach welchen der Wegfall der Roaming-Zusatzkosten zu höheren Preisen bei den Mobilfunkverträgen führen soll…

Roaming Kosten für abgehende Anrufe, gesendete SMS und Daten sind seit 2007 kontinuierlich gesunken. Initiiert wurde diese Entwicklung von der EU-Kommission in enger Zusammenarbeit mit anderen europäischen Institutionen. Im Jahr 2015 waren die Kosten bereits um einen Großteil zurückgegangen. Um gänzlich alle Roamingentgelte im Mobilfunk der EU abzuschaffen, haben sich noch im selben Jahr der Europäische Rat und das Europäische Parlament darauf geeinigt eine entsprechende Verordnung bis zum 15. Juni 2017 durchzusetzen.

Roaming zu Inlandpreisen

Mittlerweile ist es soweit: Seit vergangener Woche können alle EU-Bürger, welche in der EU unterwegs sind, zu den gleichen Kosten wie im Heimatland anrufen, SMS verschicken sowie ihr gebuchtes Datenvolumen für das Internet nutzen. Die mobile Kommunikation im EU-Ausland wird nun durch den im Inland abgeschlossenen Vertrag abgedeckt. Diese neue Verordnung gilt auch für internationale Anrufe. Verbringt man beispielsweise seinen Urlaub in Schweden und ruft während des Aufenthaltes dort ein schwedisches Taxiunternehmen an, fallen ebenfalls keine Kosten an.

Für die finnische Berichterstatterin des Europäischen Parlaments Miapetra Kumpula-Natri ist dies eine sehr gute Nachricht für die europäischen Verbraucher: „Wir können uns nun tatsächlich darüber freuen, dass es ab dem 15. Juni keine Roaming-Gebühren mehr gibt. Nutzer, die in Europa unterwegs sind, können ihre E-Mails lesen, navigieren, Fotos auf ihre Social-Media-Profile hochladen und nach Hause telefonieren oder texten ohne zusätzliche Kosten.“

Keine Zusatzkosten im Ausland bei Navigation via App oder PNS

Laut dem Europäischen Parlament sparen Menschen die in Deutschland leben schätzungsweise 144 Euro pro Jahr dank der neuen Roamingregeln. Der Entfall von Roaming-Gebühren macht auch die Verwendung vieler Navigations Apps und mobiler Navigationssysteme im Ausland komfortabler. Echtzeit Verkehrsmeldungen und andere Dienste verursachten hier in der Vergangenheit Kosten für die mobile Internetverbindung. Einige Navigations Apps benötigen sogar einen dauerhaften Onlinezugang, um etwa Karten oder Routen abrufen zu können. Nicht selten sorgte dies für eine böse Überraschung nach der Rückkehr aus dem Urlaub in Form einer hohen Mobilfunkrechnung.

Dies gehört nun der Vergangenheit an. Kann man zu Hause laut Vertrag unbegrenzt telefonieren oder SMS verschicken, steht dies den Verbrauchern nun auch beim Roaming in der EU zu. Sind vertraglich unbegrenzte Daten bzw. sehr günstige mobile Datendienste vereinbart, gilt dies ebenfalls. Im letzten Fall können die jeweiligen Telekommunikationsanbieter jedoch eine Sicherheitsgrenze anwenden, um eine angemessene Nutzung bzw. einen „Fair Use“ vom Datenverbrauch beim Roaming sicherzustellen.

Obergrenzen bei Datendienstnutzung im Ausland

Wenden Anbieter eine solche Obergrenze an, müssen Kunden zuvor über diese unterrichtet werden und zusätzlich einen Hinweis erhalten, sobald die Grenze erreicht wurde. Der Europäischen Kommission nach sind diese Grenzen so hoch angesetzt, dass der Roamingbedarf in den meisten Fällen größtenteils oder ganz abgedeckt ist. Gegen einen Aufschlag kann auch nach Erreichen der Grenze die Nutzung fortgesetzt werden. Der Preis beläuft sich auf maximal 7,70 Euro pro Gigabyte, welcher bis 2022 schrittweise bis auf 2,50 Euro pro Gigabyte gesenkt werden soll.

Müssen bestimmte Kundengruppen bald draufzahlen?

Da sich die Telekommunikationsanbieter die Roamingkosten gegenseitig in Rechnung stellen, kursieren Behauptungen, dass Geringverdiener und Nichtreisende bald mehr zahlen. Doch neue Bestimmungen der EU senken die maximalen Großhandelspreise der Betreiber in den nächsten Jahren kontinuierlich. Zusätzlich stellen neue EU-Vorschriften sowie spezielle Schutzmaßnahmen sicher, dass die Roaming-Regeln nirgendwo in der EU missbraucht werden.

Auch Inlandpreise können dadurch nicht erhöht werden. Die großen Netzbetreiber Telefónica, Vodafone und die Deutsche Telekom decken in der EU einen Großteil des Roaming-Verkehrs ab. Somit ist es ohnehin unwahrscheinlich, dass Endverbraucher künftig draufzahlen, da diese Unternehmen den grenzüberschreitenden Datenverkehr innerhalb ihrer Gruppe kompensieren.

Das Reiseziel Nummer eins der Deutschen ist Spanien. Dort, wie auch im Heimatland, sind Vodafone und Telefónica etablierte Dienstleister. Beide Unternehmen werden daher die Kosten für ihre Reisenden wohl eher senken. Zusätzlich spricht das statistische Reiseverhalten der Deutschen dafür, dass die Preise nicht erhöht werden. Im Schnitt reisen Deutsche nur etwa 9 Tage im Jahr in andere Länder der EU. Dem Verbrauchermuster nach nutzen sie dort 45,9 Megabyte Datenvolumen, 3,1 Minuten Telefonie und 0,6 SMS am Tag. Summa sumarum belaufen sich die Kosten pro Kunde pro Jahr auf 4,13 Euro für Roaming. Schon im nächsten Jahr werden es durch die sinkenden Großhandelspreise nur noch 3,45 Euro sein.

 

 

 

 

 

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