Kamera, App und Kinderkrankheiten
Inhaltsverzeichnis
Kamera und interner Speicher
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Interessant ist das Videokonzept der Drohne: Aus dem 14 Megapixelbild der Fischaugenlinse wird von dem leistungsstarken GPU-Prozessor ein Video in HD 1080p (1920 × 1080 Pixel) mit 30 Bildern die Sekunde errechnet. Somit umgeht Parrot die aufwändige Gimbal-Halterung der Kamera (die bei anderen Herstellern gerne mal schnell kaputt geht) und erzielt genauso ruhige Kamerafahrten wie die Konkurrenz. Vorteil ist hierbei, dass im Gegensatz zur mechanisch aufgehängten Kamera nichts kalibriert werden muss und der Horizont immer perfekt gerade ist.
Die Kamera der Bebop 2 lässt sich über den Skycontroller 2 vom Höhenwinkel her verstellen. Obwohl sie im Gehäuse der Drohne verbaut ist, kann man sie sehr weit in den vertikalen Winkel drehen, sodass sich Ansichten fast direkt von oben erstellen lassen.
Was ist ein Gimbal?
Ein Gimbal ist eine Aufhängung, die mit mehreren Motoren die in ihr befindliche Kamera versucht in Position zu halten, während der Rest der Drohne sich bewegt. Ein dreiachsiger Gimbal besteht folglich aus drei Motoren, die Bewegungen in alle Richtungen verhindern um ein ruhiges Kamerabild zu schaffen. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Kardanische_Aufhängung
Die Qualität der Bilder und Videoaufnahmen variiert stark. Die Fotos weisen oft unscharfe Bereiche auf, vor allem wenn die Bebop 2 sich in diesem Moment bewegt bzw. starken Wind ausgleichen muss oder die Linse leicht verschmutzt ist. Auch bei Dunkelheit oder in der Dämmerung weisen die Aufnahmen ein sehr starkes Rauschen auf. Da aber allgemein in Deutschland ohne Sondergenehmigung Nachtflugverbot für Drohnen herrscht, müssen die Aufnahmen in der Preiskategorie auch nicht zwingend gut sein.
Bei Videoaufnahmen können bei rasantem Flügen die Stoßdämpfer an ihre Grenzen geraten und die Vibration auf die Kamera übertragen. Dieser sogenannten Jello-Effekt tritt dann im Bild auf, wenn man zu rasant in eine Richtung Gas gibt, zu stark bremst oder die Drohne starken Wind ausgleichen muss. Im Falle eines ruhigen Fluges konnten wir in den Aufnahmen keinen Jello-Effekt feststellen. Auch neigt die Kamera bei starker Sonneneinstrahlung durch helle Reflexionen zur absoluten Überbelichtung, macht aber bei direktem Gegenlicht gute Aufnahmen.
Bei dem Preis darf man aber auch keine professionelle Kamera erwarten. Selbst der doppelt so teure DJI Mavic hat in vielen Situationen mit der Schärfe und der Bildqualität zu kämpfen, auch wenn aufgrund seiner hängenden Kamera keine Vibrationen übertragen werden.
Der interne Speicher der Bebop 2 erfordert ständiges Löschen oder Kopieren der Daten. Es gibt bei der Bebop 2 keinen SD-Karten-Slot, sodass die Drohne über ein USB Kabel / WLAN mit einem Rechner oder Smartphone verbunden werden muss, um die Aufnahmen in voller Qualität downloaden zu können. Anstelle mehrerer SD-Karten muss man bei mehrtägigen oder längeren Ausflügen oder Reisen einen Laptop mitnehmen, was das Konzept des kompakten Transportes der Drohne etwas hinfällig gestaltet. Während der Testphase ist es mehr als einmal passiert, dass der interne Speicher voll war. Bis die Bilder und Videos aus dem internen Speicher über WLAN oder USB an Smartphone oder Rechner übertragen wurden, war der Akku wieder zur Hälfte leer, was bei spontanen Flügen recht suboptimal sein kann.
Zudem wäre eine Funktion für Streaming wünschenswert gewesen, sodass man sich die Aufnahmen ansehen kann, ohne sie auf das Smartphone herunterladen zu müssen. Wer beispielsweise ein 16 GB iPhone besitzt, gerät mit dem Download der Daten des internen Speichers schnell an die Grenzen der Speicherkapazität des Smartphones.
Parrot Bebop 2 Test: Die App FreeFlight 3
Um die Bebop 2 in vollem Umfang verwenden zu können, benötigt man die kostenlose App FreeFlight 3. Diese kommt mit nahezu allen Funktionen daher, die die Konkurrenz im teureren Preissegment auch zu bieten haben. Parrot lässt sich aber für einige Funktionen extra bezahlen. Der augenblickliche Preis für den vollen Umfang liegt bei 21,99 €.
Die kostenlose Variante beinhaltet neben dem Fotografieren und Filmen, sowie der Echtzeitübertragung des Bildes der Drohne zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten und ein Protokoll zu den eigenen Flügen. Dieses Protokoll lässt sich nur aufrufen, wenn man sich bei Parrot registriert. Die Flüge werden zudem online auf dem Server von Parrot gespeichert. In dem Protokoll finden sich Informationen zu Startpunkt, Energieverbrauch, Vorfälle (zum Beispiel Kollision), Flugzeit und vieles mehr. Highlight sind die Darstellung der Flugroute auf einer Map und Diagramme zu Geschwindigkeit, Höhe und Batteriekapazität.
Die kostenpflichtige Erweiterung beinhaltet den sogenannten Flight Plan, mit dem sich Punkte und Ausrichtung der Drohne auf einer Karte im Vorfeld anlegen und speichern lassen, die dann die Drohne selbstständig abfliegt. Dieser sogenannte autonome Flug wird von der App in Reichweite und Flugzeit eingeschränkt, sodass es nicht zu einem Absturz durch Fehlplanung kommen kann.
Zweites Highlight der kostenpflichtigen Variante ist der Follow-Me-Modus. Hierbei markiert man in dem Sichtfeld der Kamera ein Objekt, das die Bebop 2 anschließend verfolgt, vorneweg fliegt oder umrundet. Die Berechnung des Trackings des Objekts übernimmt dabei das Smartphone. Je leistungsstärker das Smartphone ist, desto präziser arbeitet und fliegt die Drohne.
In unserem Test funktionierte die App nicht auf allen Geräten und musste ab und zu neu installiert werden. Auf dem iPhone 5s kam es zu regelmäßigen Abstürzen, wenn die Internetverbindung zu schlecht war. Das gab vor allem mit der Verwendung der FPV-Brille ein gewisses Unsicherheitsgefühl beim Fliegen. Dafür verbraucht die App ohne den Follow-Me-Modus nur sehr wenig Leistung des Smartphones und kann für mindestens eineinhalb Stunden Flugzeit genutzt werden (Testgerät: iPhone 5s).
Zwei Schwachpunkte in der App – Hier muss Parrot noch mal ran
Wenn man Fotos im Filmmodus schießt, werden diese nur in 1920 X 1088 Pixel gespeichert, haben aber dafür kein Fish-Eye-Format. Um die volle Auflösung der Bilder in 14 Megapixeln zu erhalten, muss man in den Fotomodus wechseln. Vergisst man dies im Eifer des Gefechts, hat man nur Fotos in 1080p.
Der zweite Punkt sollte vom Hersteller unbedingt nachgebessert werden. Leert sich der Akku der Bebop 2 ertönt nur ein ganz leiser Alarm, der bei Wind nicht mehr zu hören ist. Befindet sich das Smartphone auf lautlos, wird der Ton überhaupt nicht abgespielt. Ist der Akku der Bebop 2 leer, fällt die Drohne einfach vom Himmel. Hier könnte der Hersteller durch stärkere Alarme oder ein automatisches Zurückfliegen zum Startpunkt oder mit einer Notlandung Abstürzen entgegenwirken. Beim ersten Flug gingen wir davon aus, dass es Alarmvorrichtungen dieser Art gäbe, wie man es beispielsweise von DJI kennt. Im Endeffekt landeten wir mit 3% Restkapazität des Akkus. Man ist folglich ständig dazu gezwungen, auf seinem Smartphone den Batteriestand zu überwachen und verliert daher die Drohne öfters aus den Augen. Parrot sollte das unbedingt nachbessern.
Kinderkrankheiten
Genau wie zahlreiche andere Hersteller für Drohnen hat auch Parrot die Bebop 2 noch mit zahlreichen Problemchen auf den Markt gebracht. In der Testzeit von zwei Wochen haben zahlreiche Kleinigkeiten ständig Zeit gekostet und den Flugspaß gemindert. Aufgrund der mangelhaften Anleitung musste man mühsam viele Lösungen im Internet suchen.
So hat zum Beispiel der Akku nicht geladen und das Ladegerät blinkte. In der Anleitung und auch beim Hersteller Parrot waren keine Hinweise auf die Lösung des Problems zu finden. Weitere Probleme waren beispielsweise das ständige Abstürzen der App, ein völlig überbelichtetes Kamerabild oder dass die Bebop 2 und die Fernbedienung partout keine Verbindung zueinander aufbauen wollten.
Im Endeffekt handelt es sich ausschließlich um Probleme, die man in der 20-seitigen Anleitung in Form einer kurzen FAQ hätte klären können. Unsere Lösungswege haben wir hier noch einmal zusammengetragen (siehe Kapitel „Probleme und Lösungen“).