INRIX hat die Traffic Score Card für das Jahr 2016 veröffentlicht. Das Unternehmen analysiert das Verkehr- und Stauaufkommen in Großstädten weltweit. Die Traffic Score Card für Deutschland kürt München überraschend zur verkehrsreichsten Stadt des Landes.
INRIX verwendet neue Methodik
Erstmalig hat INRIX eine neue Methodik angewandt. Bei der Analyse werden nun 1.064 Städte in 38 Ländern erfasst, wodurch es sich um die aktuell umfangreichste Staustudie handeln soll. Bei der neuen Scorecard wird das Verkehrsaufkommen zu unterschiedlichen Tageszeiten und über unterschiedliche Straßenabschnitte hinweg betrachtet. Der Verkehr in Stadtzentren wird somit im Pendlerverkehr, während und außerhalb von Stoßzeiten sowie an Wochenenden analysiert.
Deutschland belegt europaweit Platz vier
Im weltweiten Vergleich der verkehrsreichsten Länder belegt Deutschland den fünften Platz und ist europaweit auf Platz vier vertreten. In den drei Jahren zuvor gehörte Deutschland hingegen zu den Top drei der verkehrsreichsten Länder Europas. 2016 verbrachten Autofahrer zu Stoßzeiten nun durchschnittlich 30 Stunden im Stau, im Vergleich zum Vorjahr sind das 8 Stunden weniger.
München löst Stuttgart ab
Für die Erhebung der deutschlandweiten Verkehrslage wurden 69 Städte und Ballungsräume untersucht, wobei München als die verkehrsreichste Stadt 2016 eingestuft wurde. Während Stoßzeiten stehen Autofahrer hier durchschnittlich 49 Stunden im Stau. München löst damit die Stadt Stuttgart ab, welche im letzten Jahr noch auf Platz eins der staureichsten Städte Deutschlands landete. Im weltweiten Vergleich belegt München den Platz 29.
Heilbronn, Stuttgart und Köln bei Staustunden gleichauf
Obwohl diesjährig zum ersten Mal die Stadt Heilbronn gelistet wird, belegt sie durch ihren Pendlerverkehr direkt den zweiten Platz. Der Verkehr fließt hier stadteinwärts- und -auswärts am zähsten. Die Staurate lag dort während der Stoßzeiten bei 35%. Betrachtet man die im Stau verbrachten Stunden während der Stoßzeiten, liegen Heilbronn, Stuttgart und Köln mit jeweils 46 Stunden gleichauf. Zu den Hauptverkehrszeiten kam Autofahrer im vergangenen Jahr am langsamsten durch die Stadtzentren in Mönchengladbach, Berlin und München mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 7,7 km/h, 8,2 km/h und 8,8 km/h.
Durch Stau verursachte Kosten erstmalig erfasst
Die INRIX Traffic Scorecard umfasst seit 2016 auch die direkten und indirekten durch Stau verursachten Kosten für deutsche Autofahrer. Insgesamt ergeben sich für 2016 Kosten von 69 Milliarden Euro. Pro beteiligtem Fahrer entspricht das 1.531 Euro. Im Vergleich zu den USA oder Großbritannien sind die Kosten damit um ein Drittel höher. Der Stau in Berlin verursacht mit 4,3 Milliarden Euro die höchsten Kosten, gefolgt von Hamburg mit 2,36 Milliarden Euro und München mit 1,99 Milliarden Euro.
„Die Methodik, mit der INRIX bei der 2016 Traffic Scorecard arbeitet, stellt den neuesten Stand auf ihrem Gebiet dar. Die Differenzierung der Kosten für direkte Erträge durch Zeitverlust und Kraftstoffverbrauch sowie indirekte Kosten durch verpasste Aufträge und gestiegene Preise machen es möglich, den finanziellen Einfluss von hohem Verkehrsaufkommen zu untersuchen“, sagt Prof. Dr. Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte an der Universität Duisburg-Essen. „Die Ergebnisse sind durchgehend überraschend, beispielsweise hätte kaum jemand München und Heilbronn an der Spitze erwartet. Trotz des großen Zeitverlustes in Staus ist Deutschland auf internationaler Ebene vergleichsweise gut gestellt.”
Staureichste Straßen Deutschlands
Auch die staureichsten Straßen von Deutschland wurden vorgestellt. Der Streckenabschnitt auf der A3 zwischen der Ausfahrt Dreieck Köln-Heumar in Richtung Norden bis zur A1 hatte die meisten Verzögerungen, Autofahrer standen hier 37 Stunden im Stau. In München auf der Hohenzollernstraße Richtung Westen und auf der B96 in Berlin von Tempelhof bis zur Mehringbrücke waren es durchschnittlich 34 Stunden. Diese Streckenabschnitte belegen damit Platz zwei und drei des Rankings.