Beim Tour Explorer 8 haben sich die MagicMaps-Macher vorwiegend auf neue Inhalte konzentriert. Die OpenStreetMap-Daten (also das gesamte Straßen-und Wegenetz) wurden komplett neu importiert. Ebenso die amtlichen topographischen Hintergrundkarten, aber deren Aktualität lässt inzwischen immer mehr zu wünschen übrig. Das ist jedoch nicht MagicMaps anzulasten, sondern liegt an den Landesvermessungsämtern, die in der Regel immer weniger aktualisierte Karten liefern können. Dennoch müssen dafür Lizenzen gezahlt werden, und dies bedingt auch den Preis der MagicMaps-Produkte.
Neu: Rad- und Wanderrouten aus OpenStreetMap
Für die neue Version haben sich die MagicMaps-Spezialisten tief in die OpenStreetMap-Datenbank begeben. Sie haben mehr als 8000 Radrouten und über 24.300 Wandererstrecken mit ihren Bezeichnungen in den Tour Explorer 8 integriert und nach überregionalen, regionalen und lokalen Radwegen bzw. Wanderrouten kategorisiert. Mit den gewachsenen Inhalten und Software-Tools sind inzwischen auch zwei Installations-DVDs für die Programme notwendig geworden.
Selektiv darstellbar
Schon beim ersten Blick auf die Karte kann sich das Ergebnis sehen lassen: es ist faszinierend, wie viele einzelne Rad-und Wanderrouten in der eigenen Region vorhanden sind. In der Grundeinstellung des Tour Explorers werden alle Themenwege und POIs über den Karten dargestellt – dann wirkt das Kartenbild schnell überlastet. Über den Button „Straßen und POIs“ können die Inhalte aber selektiert werden – zum Beispiel nur auf „Regionale Radrouten“. In bestimmten Zoomstufen erscheinen auch Namenskürzel (z.B. „WBR“), wobei mit einem Mouseover weitere Informationen wie die Art und Weise der Beschilderung, die Länge und auch der Betreiber aufgeführt werden. Diese Kürzel erscheinen aber nicht immer und nicht überall gleichmäßig.
Radroute gesucht? Kein Problem
Zum MagicMaps-Menü hinzukommen ist die „Tourenliste“, die man über „Tourenliste durchsuchen“ auch nach einer bestimmten Route durchsuchen kann. Im Objektfenster rechts werden die Strecken aufgelistet, die auf der gerade eingeblendeten Kartenfläche links enthalten sind. Klickt man auf einen Streckennamen, wird der Streckenverlauf in der Karte gelb hervorgehoben. Bei längeren Strecken ist zuweilen etwas Geduld notwendig, bevor sie markiert werden.
Viele Strecken nur in Teilabschnitten
Ein Klick auf die rechte Maustaste ermöglicht die Ansicht der ausgewählten Strecke in ihrem vollständigen Verlauf. Zwei weitere Optionen „Nur längste Teilstrecken in Linien umwandeln“ bzw. „Alle Teilstrecken im Linien umwandeln“ lassen das Problem der gestückelten Routen erkennen: eine Rad- oder Wanderroute liegt vielfach nicht komplett als Einheit vor, sondern nur in Teilstücken, die dann zunächst im Tour Explorer aufgeführt werden. So bringt es die bundesweite D-Netz-Route 3 auf 154 Einzelstücke, die Pilgerroute D7 auf über 220 Abschnitte. Wer also längere Radfernwege oder Wanderrouten herunterladen möchte, sollte lieber bei einer anderen Quelle suchen (z.B. auf der Internetseite des Betreibers, falls vorhanden).
Spätestens jetzt wird deutlich: Natürlich konnten sich auch die MagicMaps-Kollegen nicht jede einzelne Rad-und Wanderstrecke vornehmen, sondern mussten den OSM-Content automatisiert importieren. Deswegen enthält das Ergebnis teilweise uneinheitliche Bezeichnungen und Inhalte, manche Strecken ergeben auch schlichtweg keinen Sinn. So erscheinen unter „Kommunales Bonner Netz“ einige wenige und vereinzelte Strecken, die aber offensichtlich in der OSM-Datenbank genauso vorhanden sind.
Zusammenfügen mit dem Tour Explorer
Viele Wegsegmente besitzen in OSM unterschiedliche Verlaufsrichtungen und Bezeichnungen – ein automatisches Zusammenfügen würde krasse Fehlverläufe der Tracks nach sich ziehen. Mit den schon vom früheren Tour Explorer bekannten Planungstools können aber in wenigen Minuten komplette Rad- oder Wandertouren entstehen und auf das GPS-Gerät oder ein Smartphone übertragen werden. Beim Tour Explorer 8 funktioniert es am besten über die Routingfunktion: gewünschte Strecke über die Tourenliste markieren, dann auf Routing gehen, dort mit den Einstellungen „Tourenrad“ und „Fernwege bevorzugen“ mit Zwischenzielen über kürzere Distanzen zusammenklicken. Das zeichnerische Zusammenfügen der einzelnen Streckenabschnitte funktioniert übrigens deutlich einfacher und übersichtlicher als mit Garmins BaseCamp.
Verbesserter Datenexport für Garmin-Geräte
Die gute Nachricht für alle MagicMaps-Nutzer: die Menüführung hat sich nur sehr wenig verändert, so dass man sich nicht umgewöhnen muss. Vereinfacht wurde der Datenexport für Garmin-Geräte und nun ist auch das Übertragen von Kartenausschnitten (u.a. auch auf Falk- und Teasi-Geräte sowie Smartphones) mitsamt den eingefärbten Rad- und Wanderrouten möglich. Im unten aufgeführten Ausschnitt haben wir zunächst die D-Route 11 markiert (gelb), dann die Darstellung auf die überregionalen und regionalen Radrouten beschränkt und schließlich aus den POIs nur die Bahnhöfe und Bett+Bike-Betriebe anzeigen lassen.
Jede Regionalversion des TE8 enthält das gesamte Netz
Sehr gut ist auch die Möglichkeit zur Nutzung der bereits vorhandenen Karten aus älteren Tour Explorer Ausgaben (bis Version 5.0). Wer den Tour Explorer 8 nutzt, kann auch die Karten der vorherigen Versionen verwenden, und natürlich auch die aus dem Internet zusätzlich erworbenen Karten der europäischen Länder. Wer es preiswert haben will und mit seinen topographischen Karten zufrieden ist, kauft sich einfach eine Regionalausgabe des TE8 für 49,90 EUR (also zum Beispiel NRW, Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz/Hessen/Saarland). Damit erhält man nämlich immer auch das gesamtdeutsche Netz und somit sämtliche aktualisierten thematischen Rad- und Wanderrouten.
Wünsche für den TE9 – auch an die OSM-Community
Für die Version 9 wünschen wir uns dann eine Reduktion der Funktionen und eine übersichtlichere Menüführung, denn die Software ist nun sehr mächtig, aber auch für Anfänger sehr komplex gewachsen. Andererseits besitzt sie beim Trackzeichnen immer noch deutliche Vorteile gegenüber Garmins BaseCamp, zum Beispiel ist das Zusammenfügen von Tracks deutlich einfacher, zudem können mehrere Tracks einzeln ein- und ausgeblendet und zeichnerisch individueller dargestellt werden. Dafür ist BaseCamp kostenlos.
Das MagicMaps-Produkt zeigt aber auch, wie inhomogen die Bezeichnungen bei der allseits gefeierten OpenStreetMap-Datenbank sind. Vielleicht sollte man bei der OSM-Community doch besser mit den Betreibern der touristischen Produkte zusammenarbeiten, anstatt sich eigene Bezeichnungen auszudenken und zu vergeben. Und bei OSM kann grundsätzlich jeder mitmachen.
Preise wie gehabt
Erfreulich: Die Preise wurden nicht erhöht. Kunden, die den TourExplorer 7 innerhalb der letzten acht Wochen (15.3.-15.5.2016) bestellt haben, erhalten die neue Version gegen Vorlage des Kaufbelegs kostenlos. So kostet die gesamte Deutschland-Version in 1:25.000 199,90 EUR, in 1:50.000 99,90 EUR. Eine der acht Regionalausgaben kostet 49,90 EUR. Die Tourenplanungssoftware ist im MagicMaps Online-Shop erhältlich und soll ab 31. Mai 2016 lieferbar sein.
Unser Fazit: Wer sich mit der Planung von Rad- und Wandertouren vorwiegend in Deutschland und Zentraleuropa beschäftigt, findet im Tour Explorer 8 nach kurzer Einarbeitungszeit ein tolles Werkzeug, das seinen Preis durchaus wert ist.
“Vielleicht sollte man bei der OSM-Community doch besser mit den Betreibern der touristischen Produkte zusammenarbeiten, anstatt sich eigene Bezeichnungen auszudenken und zu vergeben. Und bei OSM kann grundsätzlich jeder mitmachen.“
Vielleicht sollten die Betreiber und Akteure im Tourismusbereich, insbesondere aus den Kommunen oder öffentlich geförderten Gesellschaften, OpenStreetMap als Chance erkennen und Ihre Daten zur Verfügung stellen bzw. gleich Teil der Community werden und mitarbeiten. Die OSM-Community ist keine Service-Agentur für Dritte, das Projekt lebt vom Engagement der Nutzer in und Datenbesitzer.