Garmin epix im Test

Garmin epix Test: Bedienung und Navigation

Garmin epix Test: Bedienkonzept

Garmin verwendet bei vielen seiner Uhrenprodukte ein einheitliches Bedienkonzept, was den Umstieg zwischen den Produkten erheblich erleichtert. Unterschieden wird in Watchfaces, Widgets, Datenfelder, Applikationen und Einstellungen.

Watchfaces

Unter Watchface versteht Garmin die normale Uhrenanzeige, welche immer automatisch angezeigt wird, wenn kein Training aktiv ist, kein Widget ausgewählt bzw. keine Applikation gestartet wurde. Über die Garmin-Plattform IQ-Connect stehen sehr viele Watchfaces von Garmin, aber auch von anderen Nutzern, zur Auswahl. Watchfaces zeigen häufig nicht nur Uhrzeit u. Datum, sondern können auch komplexe, teilweise graphische Datenanzeigen z.B. für den Aktivitätstracker (Schritte, Kalorien, Entfernung) integrieren. Die hohe Auswahl ermöglicht eine starke Individualisierung der Garmin epix.

 

Widgets

Aus dem Uhrenmodus (Watchface) gelangt man über die Up-/Down-Taste oder über das Touchscreen zu den Widgets. Leider können Widgets im Gegensatz zu Applikationen nicht dauerhaft angezeigt werden. Erfolgt keine Bedienung, wechselt die epix automatisch wieder in das ausgewählte Watchface. Die vorinstallierten Widgets sind z.B. Karte, Fitness, Kompass, Höhenmesser, Barometer, Temperatur, Wetter, Kalender, Benachrichtigungen, Virb und Musikfunktionen. Darüber hinaus stehen viele interessante Widgets im IQ-Connect Store zur kostenlosen Auswahl. Über die Widgets lassen sich Funktionen, wie man sie von vielen Garmin-Outdoorgeräten kennt, hinzufügen, z.B. Sonne Mond oder Jagd Fisch. Auch dynamische Widgets wie z.B. Börsenkurse oder ein Passwordmanager sind als Widgets verfügbar. Widgets können auch während eines Trainings aufgerufen werden!

Applikationen

Applikationen werden extra gestartet und können nicht parallel zum Training oder zu Widgets bzw. Watchfaces verwendet werden. Eine Ausnahme machen die von Garmin bereits vorinstallierten Trainingsprofile wie Langlauf, Ski, Bergsteigen, Wandern, Walk, Trail-Run, Laufen, Indoor Lauf, Radfahren, Indoor Rad, Schwimmbad, Freiwasser und Triathlon. Als Applikationen stehen von Garmin z.B. ein Phonefinder, Wegpunktprojektion, Flächenberechnung oder ein Score Tracker zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es einige kleine Spiele und viele mehr oder weniger interessante Tools rund um die Navigation oder andere Sportarten. Sinnvoll kann die Verwendung von Applikationen auch sein, um bestimmte Sensorwerte zu überwachen, ohne ein Training starten zu müssen. So steht eine Anwendung zur Verfügung, um die Herzfrequenz graphisch zu visualisieren. Gegenüber dem Datenfeld bietet die Applikation die Möglichkeit, den Maßstab der Anzeige einzustellen.

 

Weitere Apps bieten die Möglichkeit, Telefonanrufe von der epix zu starten oder Fotos fernauszulösen (für diese beiden Anwendungen sind kostenpflichtige Begleit-Apps auf dem Smartphone nötig).

Screenshot IQ-Connect Store Applikationen:

 

Datenfelder

Jedes Trainingsprofil lässt sich bzgl. der Datenanzeige individuell in seinen Datenseiten und Datenfeldern anpassen. Pro Datenseite können 1 bis 4 Werte angezeigt werden.

Garmin stellt dazu deutlich weniger Datenfelder zur Auswahl als z.B. von der Garmin fenix 1/2 oder aber auch von Garmin-Outdoorgeräten gewohnt. Dafür bietet die epix die Möglichkeit, pro Trainingsprofil bis zu 3 IQ-Datenfelder hinzuzufügen. IQ-Datenfelder können auch mehr als einen Wert bereitstellen. In diesem Zusammenhang ist das Single Run Field zu erwähnen, was neben vier Daten auch noch Uhrzeit, Akku und GPS-Empfang anzeigt und damit mehr bietet, als eine Garmin-Datenseite mit vier einzelnen Datenfeldern.

Über den IQ-Connect Store stehen zwar durchaus sehr viele und teilweise mehr oder weniger nützliche Datenfelder zur Auswahl, dennoch haben wir im Test einige grundlegende Datenfelder vermisst. So gibt es aktuell keine Möglichkeit, die Zeit im Stand anzuzeigen, die verbleibenden Höhenmeter eines Tracks oder die Durchschnittsgeschwindigkeit nur auf die Zeit in Bewegung zu berechnen. Viele IQ-Connect Datenfelder führen zu massiven Stabilitätsproblemen und bringen die epix bereits beim Versuch, das Feld auszuwählen, zum Absturz oder funktionieren einfach nicht. Garmin scheint keine gewissenhafte Qualitätskontrolle der Drittanbieter-Datenfelder durchzuführen. Die teilweise sehr schlechte Qualität führt zu einem massiven Vertrauensverlust in alle zusätzlich über IQ-Connect installierten Produkte. Es wäre wünschenswert, die Auswahl an Datenfeldern wieder auf den Stand der fenix 1/2 zu heben, um das mühselige Zusammensuchen und Testen von Drittanbieter-Datenfelder umgehen zu können.

Trainingsprofile

Neben den bereits erwähnten Datenseiten können pro Trainingsprofil auch unterschiedliche Einstellungen getrennt gespeichert werden. So lässt sich pro Trainingsprofil speichern, ob ein Metronom akustisch und/oder per Vibration eine bestimmte Frequenz angeben soll. Die Anzeige der Karte ist in jedem Trainingsprofil verfügbar und kann entweder die globale Einstellung verwenden oder aber pro Trainingsprofil individuell angepasst werden (Ausrichtung, Autozoom, Trackanzeige, POIs). Weitere Einstellungen in den Trainingsprofilen sind: Auto Runde, Auto Pause, Auto Anstieg, 3D-Geschw. 3D-Distanz, Lap-Key, Auto-Seitenwechsel, GPS und Farbeinstellungen. Neben den bereits genannten voreingestellten Trainingsprofilen können auch neue, eigene Profile angelegt werden.

Garmin epix Test: Karte und Routing

Das Alleinstellungsmerkmal der Garmin epix ist ohne Zweifel die volle Kartenkompatibilität. Die epix kann alle Garmin-Karten (Straßen-, Topo,- Freizeit-, Marinekarten inkl. Tidenkalender), mit Garmin kompatiblen Karten (z.B. Kompasskarten), BirdsView (Satellitenbilder) und sogar OSM-Karten (OpenStreetMaps) problemlos laden und anzeigen. Bei der Anzeige der Satellitenbilder kommt das Display in Bezug auf seine Farbtiefe und seine Auflösung aber an seine Grenzen. Insgesamt steht die epix einem ausgewachsenen Garmin Outdoor-Navi in puncto Kartenkompatibilität jedoch in nichts nach!

Die Performance der Karte entspricht den Erwartungen an eine Uhr und ist insgesamt beachtlich. Mit der Firmware 2.93 Beta lässt sich der Detailgrad der Karte einstellen, um zwischen einer höheren Performance (wichtig z.B. beim Radfahren) und vielen Details zu wählen. Leider ist es aktuell nicht möglich, jedem Aktivitätsprofil eine der installierten Karten zuzuweisen, da für die Kartenauswahl nur eine globale Einstellung zur Verfügung steht. Wechselt man also das Aktivitätsprofil z.B. von Fahrrad auf Wandern und möchte statt mit der für Radfahrer optimierten OSM-MTB-Karte nun zu Fuß mit der Topo Pro v7 navigieren, muss man zusätzlich immer noch die Kartenansicht umstellen.

Karten, die eine automatische Routenberechnung unterstützen (z.B. die Garmin Topo V7), können auf der epix ebenfalls für die automatische Berechnung von Routen verwendet werden. Die Routenberechnung kann dabei mit den Profilen: zu Fuß, Wandern, Bergsteigen, Off-Road-Fahren, Auto, Motorrad, Fahrrad, Tourenrad, Mountainbike oder Luftlinie berechnet werden. Ebenfalls kann zwischen Zeit minimieren und Strecke minimieren gewählt werden. Sogar ein Mapmatching (also das automatische Ziehen der Position auf eine Straße oder einen Weg) kann aktiviert werden und bestimmte Ausschlüsse wie Fähren, schmale Wege oder unbefestigte Straßen vermieden werden.

Zur Zielauswahl stehen eigene Favoriten (Wegpunkte), Strecken (importierte Tracks), Aktivitäten (mit der epix aufgezeichnete Trainings), Peilen und Los, Koordinate, Punkte aus der Karte und POIs.

Die Geschwindigkeit der Routenberechnung ist stark von den gewählten Einstellungen und der verwendeten Karte abhängig und liegt bei einer 25 km langen Route in der Größenordnung von wenigen Sekunden bis 1-2 Minuten. Weicht man von der berechneten Route ab, kann ein automatisches Rerouting erfolgen. In unserem Test wurde das Rerouting für Fußgängerverhältnisse immer recht spät und oft erst nach einigen hundert Metern Abweichung ausgelöst.

Die Navigation erfolgt über eine eigene Datenseite, welche einen Richtungspfeil und die Entfernung zum Ziel anzeigt. In der Karte ist die Route recht gut visualisiert, überdeckt aber die Karte komplett und lässt damit keinen Blick auf den ausgewählten Weg mehr zu, um z.B. zu prüfen, welcher Wegtyp gewählt wurde. Abbiegungen werden durch Pfeile auf der Route hervorgehoben.

Zusätzlich zur Pfeil- und Kartennavigation kann der sogenannte „Heading Bug“ eingeblendet werden. Dieser kleine rote Punkt ist auf allen Datenseiten am Rand des Displays angezeigt und weist den Weg in Richtung Ziel bzw. entlang des Tracks. Leider besteht in der aktuellen Version 2.9 ein massiver Fehler bei der Routenführung: um eine automatische Routenberechnung zu starten, muss in den Einstellungen unter Navigation > Type > Peilung (bei Einstellung „Kurs“ erfolgt nur ein Luftlinienrouting) eingestellt werden. Doch bei dieser Art der Navigation zeigen sowohl der Heading Bug, als auch der große Navigationspfeil nur in Richtung des endgültigen Zieles und nicht in Richtung des Routenverlaufes. Es ist somit nicht möglich, der Route über den Pfeil zu folgen. Verwendet man die Einstellung Navigation > Type > Kurs erfolgt keine automatische Routenberechnung und statt des Navigationspfeils wird der HSI-Kompass (Details siehe HSI-Kompass Erklärung im Naviboard) angezeigt. Dieser Fehler ist sehr ärgerlich und schränkt die Nutzung der Routenfunktion aktuell stark ein. Der digitale Kompass der epix ist gut gedämpft, zeigt zuverlässig die Richtung und zappelt nicht, wie von uns bei anderen Garmin-Geräten teilweise kritisiert (siehe z.B. Garmin eTrex 25/35 Handsout), herum.

Über eine Sprachausgabe verfügt die epix nicht, allerdings meldet sich die Uhr vor Abzweigungen akustisch und/oder per Vibration. Leider ist diese Funktion noch sehr unzuverlässig und kaum nutzbar. Die Hinweise erfolgen ohne erkennbares Schema und ersetzen nicht den Blick auf die Karte.

Insgesamt ist die Karten- und Routingfunktionalität der Garmin epix sehr beeindruckend und mit dem jetzigen Entwicklungsstand sehr gut zu verwenden. Mit der Version 2.93 Beta wurde eine erste rudimentäre Routenplanungsfunktionalität auf Basis von Wegpunkten direkt auf der Uhr hinzugefügt.

Die Frage, ob automatisches Routing im Outdoorbereich sinnvoll und zweckmäßig ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Die meisten Touren wird man am PC oder im Internet vorausplanen und dann als Strecke an die epix übertragen, doch wir haben in unserem Test auch die automatische Routenplanung direkt in der Uhr zu schätzen gelernt.

Wir waren anfangs sehr skeptisch, ob mit einem derart kleinen Display ein wirklicher Mehrwert aus der aufwändigen Kartenfunktionalität gezogen werden kann. Doch nach einer kurzen Eingewöhnung bietet selbst eine kleine Karte erhebliche Vorteile in der Praxis und mehr Übersicht, als man zunächst vermuten würde. Die gute und schnelle Bedienbarkeit zusammen mit der guten Routen- und Trackvisualisierung ermöglicht eine praxistaugliche und vollwertige Navigation, die einen immer häufiger das Handgerät vergessen lässt.

Garmin epix Test: Wegpunkte, POIs und Geocaching

Je nach installierter Karte stehen zusätzliche POIs, Orte und topographische Punkte zur Zielauswahl, in einer Umkreissuche (alternativ auch ein Umkreis, um einen Favoriten oder einen Kartenmittelpunkt herum) inkl. einer Namenssuche bereit. Eine Adresssuche ist leider nicht möglich. Die Anzeige der POI-Icons auf der Karte ist leider derart klein, uneinheitlich und fehlerhaft, dass man nur mit großer Mühe erahnen kann, um welche POI-Kategorie es sich handelt. Das Heranzoomen vergrößert die winzigen Icons leider nicht.

Eigene Wegpunkte können direkt mit der epix aufgenommen werden, über eine Software wie BaseCamp übertragen oder direkt per GPX-File auf die Garmin epix installiert werden. Die maximale Anzahl an eigenen Favoriten (Wegpunkten) beträgt 1000, weitere Importe werden ohne Fehlermeldung ignoriert. Leider ist keine Kategorisierung der eigenen Wegpunkte möglich und alle Wegpunkte werden mit einem einheitlichen Symbol (kleine blaue Flagge) angezeigt. Die Anzeige der Wegpunkte ist leider wenig zuverlässig, oft werden nur einige oder gar keine Wegpunkte auf der Karte dargestellt.

Der Speicher für Tracks ist mit 100 Tracks mit jeweils bis zu 10.000 Trackpunkten ebenfalls aus Gründen der Performance begrenzt. Zusätzlich können bis zu 50 eigene Touren als GPX-Files importiert werden. Die GPX-Files werden nach dem Import automatisch gelöscht und stehen daher zur direkten Bearbeitung nicht mehr zur Verfügung.

Zusätzlich können eigene POIs über den Garmin POI-Loader (und somit auch über POIbase) installiert werden. Die POIs werden im GPI-Format gespeichert und auf der Karte der Garmin epix mit einem kleinen Ball angezeigt. Leider sind die GPI-POIs noch nicht in der Zielauswahl verfügbar und somit kaum sinnvoll nutzbar. Eine akustische oder visuelle Warnung beim Erreichen von Wegpunkten oder POIs ist nicht möglich.

In einer sehr frühen Meldung über die Garmin epix wurde über das Thema Paperless Geocaching geschrieben. Leider ist diese Funktion, welche bereits in der fenix 1/2 vorhanden war, weder für die fenix 3 noch für die Garmin epix verfügbar. Importiert man GeoCaching.com Pocketquerys im GPX-Format, stellt die epix nur den Wegpunkt mit dem Geocaching Code zur Anzeige, was für den echten Geocacher natürlich zu wenig ist. Auch die Verwendung des Garmin Chirp (siehe Garmin Chirp Testbericht) ist mit der epix nicht möglich.
Dank des hochauflösenden Displays wäre die Darstellung von Details sicher ein guter Mehrwert und würde die epix für viele Geocacher zu einer interessanten Option machen. Ohne diese Funktion, ist die epix für Geocacher nur sehr eingeschränkt zu empfehlen und im besten Fall eine Ergänzung.

Vermisst haben wir eine Möglichkeit, Wegpunkte und Tracks auch über eine App wie Basecamp Mobile zu installieren und zu verwalten. Auch die Übertragung von Gerät zu Gerät ist mit der Garmin epix noch nicht möglich.