Garmin Vivofit 2 im Test

Fitness-Funktionen

Wir ersparen uns in diesem Testbericht die Anforderungen und Details zu den Fitness-Funktionen im Allgemeinen zu beschreiben. Die Testbedingungen und eine detaillierte Beschreibung der Kriterien können im Vergleichstest Fitness-Tracker nachgelesen werden.

Schritte

Die Schrittzählung ist die zentrale Funktion eines Fitnesstrackers und sie arbeitet in dem Garmin Vivofit 2 genauso zuverlässig wie in dem Vivofit. Auch wenn die Genauigkeit vom Geher bzw. Läufer abhängt, ist die Schrittzählung insgesamt als sehr genau zu bezeichnen. Garmin scheint die Schrittzählung und Fehlerkorrektur unverändert von dem Vivofit übernommen zu haben. Schritte werden erst gezählt, wenn ca. 5-7 zusammenhängende Schritte erkannt werden, um so das Aufsummieren der Schritte bei kleineren Bewegungen zu verhindern.

Jeder Hersteller von Fitnessarmbändern hat hier seine eigene Philosophie. So gibt es Hersteller (z.B A-rival Qairos), die Wert darauf legen, nur die zusammenhängenden Schritte während bewusster Geh- und Laufbewegungen zu erfassen. Die Software dieser Armbänder hat sehr starke Filter eingebaut und zählt Schritte nur, wenn ein kontinuierliches Schrittmuster erkannt wird. Diese Armbänder sind gut dafür geeignet, die Schritte bei einer Wanderung zu zählen, um damit die zurückgelegte Entfernung möglichst genau zu bestimmten. Macht man bei der Wanderung zum Beispiel eine Mittagspause, möchte man nicht, dass die Armbewegungen beim Zubereiten des Mittagsessens als Schritte gezählt werden und so die Entfernungsermittlung verfälscht wird. Andere Hersteller werten nahezu jede Bewegung als „Schritt“ und erreichen damit eine lückenlosere Aufzeichnung der Aktivität. Bei diesen Herstellern ist die Einheit „Schritte“ nicht wörtlich zu nehmen, sondern eher als allgemeine Aktivitätseinheit zu werten (z.B. Polar Loop). Vorteil dieser Philosophie ist es, dass allgemeine, durchaus auch anstrengende Tätigkeiten wie Arbeiten in Haus und Garten oder auch auf der Arbeit zu mehr geloggter Aktivität führen, als bei den Armbändern, welche starke Schrittfilter ansetzen.

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Die Garmin-Philosophie der Schrittzählung bei dem Vivofit 2 liegt hier in der Mitte: Es werden kurze und nicht zusammenhängende Bewegungen gefiltert, aber nicht in einem extremen Ausmaß.

Die beste, aber bisher von keinem Hersteller konsequent umgesetzte Lösung, wäre eine bestmöglich gefilterte Schrittzählung durchzuführen, um die Einheit „Schritte“ auch wörtlich nehmen zu können und zusätzlich als neue Einheit „Bewegungspunkte“ einzuführen, welche dann wirklich alle Bewegungen ungefiltert und nach Intensität gewichtet erfasst.

Ziele

Das Tagesziel wird bei dem Vivofit 2 als Anzahl von Schritten pro Tag festgelegt und auf dem Armband angezeigt. Die Schritte zählen in dieser Anzeige rückwärts, wodurch man die Restschrittzahl bis zum Erreichen des Tagesziels immer vor Augen hat. Das Tagesziel kann in Garmin Connect festgelegt werden oder sich automatisch an den erreichten Schritten der letzten Tage ausrichten und so immer eine leichte Steigerung vom Träger fordern. Eine Nutzung von anderen Einheiten, z.B. den Kalorien als Tagesziel, ist nicht möglich.

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Kalorien

Screenshot_2015-05-26-15-17-05Neben den Schritten ist vor allem die Berechnung der verbrauchten Kalorien ein wichtiges Element der Fitnesstracker. Auch hier gibt es von Hersteller zu Hersteller große Unterschiede in der Art und Weise, wie Kalorien berechnet werden und Bewegungen und Schritte gewichtet sind.

Die Kalorienberechnung hat sich gegenüber dem Vivofit nicht geändert. Garmin zeigt am Armband nur den Gesamtkalorienverbrauch an, also den Grundumsatz plus die aktiv durch Bewegung zusätzlich verbrauchten Kalorien. Diese summierte Anzeige macht es schwer, die während des Tages verbrauchten Aktivkalorien abzuschätzen. Nur über die App bzw. Garmin Connect lassen sich die aktiv verbrauchten Kalorien getrennt auswerten. Eine zusätzliche Anzeige der erreichten Aktivkalorien direkt am Armband wäre wünschenswert.

Die Kalorienberechnung bei Garmin folgt dem Grundsatz: Ohne erkannte Schritte keine aktiven Kalorien. Dieser Grundsatz ist natürlich nur schwer mit Filtern bei der Schrittzählung zu vereinbaren. Liegt man den ganzen Tag unbeweglich im Bett, verbraucht man weniger Kalorien, als wenn man sich leicht bewegt, auch wenn bei dieser leichten Bewegung vielleicht nicht ständig 5-7 Schritte am Stück erreicht werden und daher keine Schrittzählung erfolgt. Obwohl die Kalorienberechnung insgesamt immer nur als grobe Annäherung zu verstehen ist, jede Bewegung sollte, wenn auch nur minimal gewichtet, in die Kalorienberechnung mit einfließen. Weniger schrittintensive, aber dennoch anstrengende Arbeiten werden daher tendenziell von dem Garmin vivofit 2 in der Kalorienberechnung unterbewertet.

vivofit2_kalorien

Weit wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass das Garmin vivofit 2 die Schrittintensität in der Kalorienberechnung unterschiedlich gewichtet. Legt man die gleiche Strecke im Gehen bzw. Laufen zurück, so wird man beim Gehen zwar mehr Schritte, aber weniger Kalorien verbrauchen. Garmin erkennt die Art der Bewegung und gewichtet gelaufene Schritte stärker als Schritte im Gehen. Viele Fitnessarmbänder in unserem Vergleichstest waren zu dieser wichtigen Differenzierung nicht in der Lage und zählten deshalb beim Gehen mehr Kalorien als beim Laufen, was für den keuchenden Läufer sehr frustrierend sein konnte.

Ebenso hat die Nutzung des optionalen Herzfrequenzmessers einen Einfluss auf die Kalorienberechnung. Der Kalorienverbrauch bei hohen Herzfrequenzen wird entsprechend berücksichtigt.

Insgesamt liefert die Kalorienberechnung des Garmin Vivofit 2 plausible Werte und kann als gelungene Annäherung an den tatsächlichen Kalorienverbrauch angesehen werden.

Distanz

Die Ermittlung der Distanz erfolgt bei dem Garmin Vivofit 2 über die Multiplikation der Schritte mit der Schrittlänge. Da die Schrittlänge beim Gehen und Laufen eine andere ist, versucht das Garmin Vivofit 2 die Gangart am Schrittmuster zu erkennen und die richtige Schrittlänge zu verwenden. Nicht alle Fitnessarmbänder unterscheiden bei der Entfernungsermittlung zwischen Gehen und Laufen.

Über Garmin Connect kann für die Gangart Gehen und Laufen eine individuelle Schrittlänge eingestellt werden, um die Ergebnisse zu verbessern und individuell anzupassen. Stellt man keine individuelle Schrittlänge ein, verwendet Garmin einen Mittelwert anhand der eingestellten Profilwerte. Die Genauigkeit der Entfernungsermittlung hängt natürlich von sehr vielen Faktoren ab. So sind Schritte bergauf in der Regel kürzer als auf einer flachen Strecke. Ein häufiger Wechsel der Gangart macht es ebenfalls schwer, die genaue Entfernung zu berechnen. Mit individuell angepassten Schrittlängen ist das Garmin Vivofit 2, zumindest bei langen zusammenhängenden Bewegungen (Wandern, Joggen), erstaunlich genau in der Ermittlung der zurückgelegten Strecke und einem GPS-Gerät nicht zwingend unterlegen. Die Ursache liegt darin, dass GPS-Empfänger, z.B. in Pausen, dazu neigen, die zurückgelegte Entfernung weiter aufzusummieren (der negative Effekt lässt sich durch Einstellungen wie z.B. „Autopause“ reduzieren). Auch die Einstellung von kurzen Trackintervallen (z.B. jede Sekunde) kann dazu führen, dass GPS-Empfänger die kleinen Fehler mit der Zeit aufsummieren. Schlechter GPS-Empfang z.B. in engen Tälern oder unter nassem Laub kann ebenfalls zu „Sprüngen“ im GPS-Track führen, welche am Ende in einer zu hoch summierten zurückgelegten Strecke enden.

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Die Entfernungsermittlung bei gemischten Bewegungen und im Alltag ist jedoch insgesamt nur als grober Anhalt zu verstehen und sollte nicht überbewertet werden. Für genaue Ergebnisse muss man sich schon sehr diszipliniert in der Form bewegen, in der man die individuelle Schrittlänge ermittelt hat. Die Schrittlänge kann sich mit Trainingsvorschritt durchaus auch verändern, so dass die Ermittlung der individuellen Schrittlänge immer mal wieder neu erfolgen sollte.

Motivation

Für Liebhaber von Zahlen und Statistiken mag alleine die Aufzeichnung und spätere Auswertung der Schritte und Aktivitäten bereits eine hohe Motivation sein, viele benötigen aber auch den ständigen „Appell an den inneren Schweinehund“. Wer sich ein Fitnessarmband zulegt, um sich insgesamt mehr zu bewegen, benötigt von Zeit zu Zeit die Aufforderung sich mehr zu bewegen.
Das Garmin Vivofit 2 motiviert den Nutzer sich zu bewegen, indem es eine optische Rückmeldung darüber gibt, wie lange keine zusammenhängenden Bewegungen mehr erfolgt sind. Bewegt man sich mehr als eine Stunde lang nicht, weil man z.B. am Schreibtisch oder vor dem Fernseher sitzt, füllt sich der gut sichtbare rote Inaktivitätsbalken. Nach zwei Stunden ist der Balken komplett gefüllt. Im Gegensatz zum Vivofit kann das Vivofit 2 auch akustisch mit einem kleinen Pieper vor Inaktivität warnen. Das Signal ertönt nach einer und nach zwei Stunden jeweils einmal und kann recht leicht ignoriert oder überhört werden. Die akustische Erinnerung lässt sich über Garmin Connect deaktivieren. Während der voreingestellten nächtlichen Ruhezeit wird ebenfalls nicht signalisiert.

Zurücksetzen lässt sich der Inaktivitätsbalken nur durch einige Minuten zusammenhängende und erkannte Schritte. Durch die bereits erwähnte Schrittfilterung kann es also durchaus passieren, dass man sich zwar körperlich bestätigt, aber nicht genug zusammenhängende Schritte erzeugt, um den Inaktivitätsbalken zurückzusetzen. Steht man schwitzend vor dem Bügelbrett, kann diese Erfahrung etwas frustrierend sein.

Insgesamt wirkt der ständig sichtbare Inaktivitätsbalken, verbunden mit der neuen akustischen Warnung und die Schrittzielanzeige durchaus motivierend und wird sicher helfen, dem inneren Scheinehund auf die Sprünge zu helfen.

Training

Ein Fitnesstracker dokumentiert ständig und automatisch alle Schritte. Es kann jedoch wünschenswert sein, bestimmte Aktivitäten und Trainingseinheiten getrennt vom Rest des Tages auswerten zu können. Geht man joggen, möchte man vielleicht wissen, wie lange trainiert wurde, welche Distanz und Schritte zurückgelegt wurden und welche extra Kalorien verbraucht wurden. Das Vivofit konnte nur in Verbindung mit einem gekoppelten Herzfrequenzmesser dazu bewegt werden, eine vom restlichen Tag getrennte Aktivität in der Auswertung anzulegen. Mit der Herzfrequenzmessung wurde auch eine separate Aktivität gestartet. Das Garmin Vivofit 2 hat jetzt eine zusätzliche Funktion, welche eine sichtbare Stoppuhr bietet und eine getrennte Aktivität anlegt. Während eines so gestarteten Trainings zeigt das Armband nicht mehr die Tagessummen von Schritten, Kalorien und der Distanz an, sondern nur die innerhalb des Trainings angefallenen Summen. Beendet man ein Training, sieht man wieder die Tagessummen. Diese Funktion ist gegenüber dem Vivofit ein echter Mehrwert und ermöglicht eine weitaus differenziertere Auswertung über Garmin Connect.

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Aktivität

In der Kategorie Aktivität bewerten wir die Möglichkeiten, die gesammelten Bewegungsdaten in Kategorien und Tätigkeiten zu unterteilen. Garmin Connect wertet die verschiedenen Aktivitäten getrennt nach sehr aktiv, aktiv, Sitzen und Schlaf aus. Die Verteilung wird allerdings nur prozentual und nicht in absoluten Stunden und Minuten angegeben, wie es einige der Konkurrenten machen. Diese Art der Auswertung ist bei Garmin nur in der Online-Plattform Garmin Connect und nicht in der App verfügbar.

Schlaf

Screenshot_2015-05-26-15-07-56Wie das Vivofit und die meisten Fitnessarmbänder kann auch das Garmin Vivofit 2 die Bewegungen während der nächtlichen Ruhephase aufzeichnen. Der Anfang und das Ende der Schlafphase kann entweder automatisch erkannt, in Garmin Connect manuell eingetragen oder am Armband selber gestartet bzw. beendet werden. Letzteres ist dank der Hintergrundbeleuchtung nun auch wesentlich einfacher als bei dem Vivofit.

Über Sinn- und Unsinn der Schlafaufzeichnung lässt sich streiten. Garmin zeigt in der Auswertung eine Bewegungskurve, welche zwischen hoher und niedriger Bewegungsintensität unterscheidet. Die Interpretation der Ergebnisse wird dem Nutzer überlassen. Die automatische Erkennung der Schlafphase ist nicht immer sehr zuverlässig, und wer seine Schlagzeiten genau protokollieren möchte, sollte den Schlafmodus immer manuell am Armband starten und beenden. Ein Vorteil der Schlafaufzeichnung ist sicherlich, dass man eine gute Übersicht über die Dauer des Schlafes bekommt. Ob man gut oder schlecht geschlafen hat, wird man subjektiv besser beurteilen können als über die Ansicht eines Diagramms am Morgen.

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Herzfrequenz

Mit einem optionalen Herzfrequenzbrustgurt kann das Garmin Vivofit 2 die aktuelle Herzfrequenz und die Herzfrequenzzone anzeigen. Die Zonen lassen sich in Garmin Connect individuell anpassen. Leider gibt es keine Option, sich vor dem Über- oder Unterschreiten einer gewünschten Herzfrequenz akustisch warnen zu lassen. Auch die Anzeige der durchschnittlichen Herzfrequenz ist auf die Auswertung in Garmin Connect beschränkt und wird auf dem Armband nicht angezeigt.

Wertung Fitness-Funktionen

Schritte Motivation Kalorien Schlaf
Ziele Distanz Herzfrequenz Training
Aktivität Punktesystem Summe
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