Einleitung
Mit Rolling Spider und Jumping Sumo stellte Parrot unter anderem zwei Neuzugänge im Kleinformat vor. Dass die beiden Neuen auf eine jüngere Zielgruppe schielen, als die große AR Drone, lässt sich einerseits am verhältnismäßig „günstigen“ Preis erkennen. Zum anderen wirbt Parrot in den Marketingvideos sehr offen mit Kindern und Jugendlichen. Handelt es sich bei der Minidrohne und dem kleinen Hüpfroboter also um reine Kinderspielzeuge? Oder geht Parrot einfach nur mit Spaßmaschinen in die Breite?
Der erste Eindruck
Sowohl die kleine Drohne Rolling Spider als auch der Jumping Sumo kommen in recht handlichen Kartons. Die Verpackung des Sumo ist etwa doppelt so groß und mehr als doppelt so gewichtig – schwer wäre das falsche Wort. Gleich nach dem Öffnen offenbart sich nicht nur warum der Karton etwas üppiger dimensioniert ist, sondern auch, woher das neue „Männerspielzeug“ seinen Namen hat. Denn im Gegensatz zur Drohne, die in etwa handtellergroß ist und mit kaum Eigengewicht beeindruckt, wirkt der kugelrunde Jumping Sumo ausgepackt doch recht wuchtig. Während dem Sumo kein Zubehör beiliegt, kommt die Drohne mit einem Paar optional montierbaren Rädern, die sie bei der Indoor-Nutzung vor Schäden durch Crashs bewahren sollen.
Los geht’s
Beiden Parrots beziehen ihren Saft vom gleichen Akkutyp – nicht verkehrt, denn beiden liegt nur je ein Akku bei. Parrot stellte uns je zwei Akkus zur Verfügung, die bei Ankunft auch voll geladen waren. Gott sei Dank, denn ein Ladegerät liegt weder der Rolling Spider noch dem Jumping Sumo bei. Somit können leere Akkus nur in Drohne bzw. Roboter selbst geladen werden. Besitzt man mehrere Akkus, aber kein Ladegerät dazu (das original Parrot Ladegerät war zum Zeitpunkt unseres Test noch nicht als Zubehör erhältlich) kann man also nicht fliegen, während der zweite Akku lädt. Schade!
Wenn der Akku geladen ist, sind Spider und Sumo in wenigen Sekunden startklar. App runterladen (auch hier sind sich die beiden einig und können mit der gleichen App gesteuert werden), Drohne per Bluetooth koppeln, Akku einstecken und schon kann’s los gehen. Über Firmware Updates wird man sofort informiert, installieren muss man es aber nicht sofort. Eine Prozedur von nicht einmal einer halben Minute.
Indoor-Flüge
Zuerst zur Minidrohne. Gesteuert werden kann sie entweder durch Kippen des Smartphones bzw. Tablets oder auch ganz klassisch im „Gamepad-Modus“, durch Tippen aufs Display. Beides sehr intuitiv und auch für Flugunerfahrene in kurzer Zeit erlernbar. Da sie natürlich sofort im Büro ausgepackt werden musste, wurden auch gleich die Räder montiert. Die Drohne fliegt so etwas träger, ist aber besser vor Schäden geschützt. Fliegt man sie gegen Wände oder Decken, halten die Räder aber nicht nur den nötigen Sicherheitsabstand zu den Rotoren, sondern sorgen auch dafür, dass die Drohne daran entlang „rollen“ kann. Im Werbevideo sieht das Spaßig aus, in der Praxis fühlte es sich – vielleicht nur subjektiv – einfach nur merkwürdig an, denn es wirkte fast, als sauge sich die Drohne an das Hindernis an und wolle sich nur sehr schwer wieder davon lösen. Ein Plus an Spaß? Fehlanzeige!
Ohne Räder fliegt die kleine Drohne sehr stabil und weil man die Sensitivität – neben vielen weiteren Einstellungen – in der App einstellen kann, ist sie auch durchaus genauso reaktionsfreudig, wie die große AR.Drone 2.0. Ein Nachteil, den die Miniaturausgabe gegenüber dem größeren Schwestermodell hat, zeigt sich vor allem in geschlossenen Räumen: Die App überträgt mangels Frontkamera kein Videobild und sobald die Drohne einmal ums Eck fliegt, muss man hinterher. Auch die Kamera auf der Unterseite streamt kein Bild, sondern nimmt lediglich auf Tastendruck Selfies – pardon, „Dronies“ – auf. Im Test klappte das leider nicht immer. Da diese Funktion aber für uns nicht im Fokus stand, sondern der Flugspaß selbst, konnten wir darüber gut hinwegsehen. Indoor ist die Reichweite von Bluetooth auch durchaus akzeptabel. Wie es draußen aussieht, sehen wir später. Weniger beglückend war das jähe Ende des Flugspaßes nach knappen 12 Minuten – der erste Akku war durch.
Springer auf… den Schreibtisch
Während man weiß, was man von einer Drohne zu erwarten hat (und weil wir bereits die AR.Drone 2.0 im Test hatten) war der Jumping Sumo für uns komplettes Neuland. Eine Kugel mit zwei Rädern an der Seite und irgendeinem Mechanismus an der Rückseite. Aha. Egal, einfach mal ausprobieren. Koppeln muss man den Sumo, im Gegensatz zur Drohne, via WLAN. Aber auch das ist schnell erledigt. Startet man die App, sieht man sofort, was auch der Sumo durch seine Kamera sieht. Ungewohnt ist dabei nur die etwas „tiefergelegte“ Perspektive.
Die Steuerung des Sumo unterscheidet sich von der Drohne. Vor und zurück geht’s wahlweise schnell oder langsam mit dem linken Daumen. Eine „stinknormale“ Links-Rechts-Steuerung sucht man aber vergeblich. Stattdessen gibt es Tasten für Vierteldrehungen nach Links oder Rechts, für 180° Turns sowie ein paar Symbole, die sich auf den ersten Blick nicht erschließen. Nun gut, Ausprobieren heißt die Devise. Wer braucht schon ein Handbuch? Einen Selbstzerstörungsknopf wird es wohl kaum geben…
Die Steuerung des Sumo geht komfortabel von der Hand, ungewohnt ist – und blieb bis zuletzt – die Tatsache, dass man keine normalen Kurven fahren kann. Hat man es nur mit 90° Ecken zu tun, ist das in der Theorie kein Problem. In der Praxis klappt das unterschiedlich gut, denn die Drehungen betragen auch mal 91, 87 oder auch mal 105 Grad. Wovon genau das abhängt ist, ist nicht immer klar. Meist vom Untergrund, gegen Ende der Akkuleistung sicherlich auch von dieser, aber gefühlt auch von den Launen des kleinen Roboters selbst.
Auch die Funktionen der übrigen Knöpfe erschließen sich nach und nach. Dank der mechanischen Vorrichtung an der Hinterseite der Sumo kann dieser – wie der Name schon vermuten lässt – springen. Besagter Mechanismus zieht eine Art Kolben in den Körper des Roboters, der anschließend wieder heraus schießt und den Sumo durch den entstehenden Rückstoß in die Luft katapultiert.
Zur Wahl stehen weite Sätze nach vorn, beispielsweise um über Hindernisse zu Hüpfen, hohe Sprünge, z.B. um versehentlich auf der Tastatur der ohnehin schon leicht genervten Kollegin zu landen, sowie diverse andere Moves, wie wildes Kreiseln mit Hilfe der Räder oder Kombinationen aus Sprüngen und Drehungen. Zu beginn war das erst einmal irritierend, dann wurde es spaßig. Nach einer Zeit wird es dann aber eher langweilig und man beginnt Ideen für Hindernisparcours zu spinnen. Ein absolut kindlich-feixendes Grinsen rief kurz vorm Wegpacken noch die Flucht durch Sprung aus dem Papierkorb hervor, in den die entnervte Kollegin den kleinen Roboter kurzerhand steckte.
Lassen wir’s raus!
Natürlich müssen wir die beiden Parrots auch draußen ausprobieren. Wieder beginnen wir mit der Drohne – und da wäre sie auch fast schon verschwunden gewesen. Denn obwohl es fast windstill war, wird die Drohne sofort von einem Windhauch erfasst und man muss erst einmal gegensteuern. So erwartet hatten wir das nicht, auch wenn wir das schon von der großen AR.Drone 2.0 kannten – allerdings erst bei etwas stärkerem Wind. Zwar bietet die kleine Rolling Spider dem Wind weniger Angriffsfläche, hat jedem Luftzug aber auch nur einen Bruchteil der Masse und Leistung entgegenzusetzen.
Ansonsten fliegt die kleine Drohne auch draußen fröhlich vor sich hin und auch die Reichweite ist akzeptabel. Schließlich ist sie so klein, dass man sie bei größeren Entfernungen sowieso nur noch sehr schwer im Auge behalten könnte. Die Flugzeit nimmt draußen leider sogar noch etwas ab, da man auch bei wenig Wind immer ein Bisschen gegensteuern muss.
Als wir den Jumping Sumo draußen zwei Minuten warmgefahren haben, wird uns wieder das Manko des kleinen Kerls bewusst: Was er leisten kann, ist ja ganz witzig – doch braucht all die Hüpferei irgendwie einen Sinn. Durchs Gelände wollen wir ihn nur ungern jagen, wer weiß wo Dreck, Pfützen und sonstige Gefahren für technisches Gerät lauern. Was also tun? Wir ziehen kurzerhand eine Kiste aus dem Kofferraum, die sich zufälligerweise dort befindet, und stellen sie als Hindernis für den Sumo auf. Drauf hüpfen, drüber hüfen, rein hüpfen. Für eine Akkuladung von 20-25 Minuten Spaß (je nach Zahl der Sprünge und Special Moves) reicht das, danach haben wir aber auch genug und packen ihn wieder ein.
https://youtube.com/watch?v=AXKnFdTfS6g%3Fshowinfo%3D0
Fazit
Für den kleinen Spaß zwischendurch taugen beide Geräte – keineswegs nur für Kinder, sondern durchaus auch für Erwachsene (Männer). Wer die Parrot AR.Drone 2.0 kennt, sollte an der Miniaturausgabe aber keineswegs die gleichen Maßstäbe ansetzen. Zwar fliegt sie sich im Freien dann doch etwas besser als drinnen, doch bleibt die Reichweite eingeschränkt – und in größeren Dimensionen macht die Fliegerei einfach mehr Spaß. Mit Kindern ist das etwas anderes, für erste Flugerfahrung ist die Rolling Spider genau das richtige. Wenn auch mit knapp 100 Euro nicht ganz günstig, den ein oder anderen Crash steckt sie mühelos weg. Rotoren, Verkleidung und weitere Ersatzteile gibt’s außerdem verhältnismäßig günstig zum Nachkaufen.
Der Jumping Sumo ist in unseren Augen dann doch eher ein Spielzeug für Kinder. Zwar kann man auch als Erwachsener seinen Spaß dran haben, vor allem wenn man ein paar kreative Hindernisse aufbaut. Der versiegt aber – obwohl der Akku länger hält – letztendlich sehr viel schneller, als das bei der Drohne der Fall ist. Vor allem dass man den Roboter nicht normal fahren kann, nervt tierisch. Denn um ihn für schwierige Sprünge in die richtige Position zu manövrieren, muss man letztendlich fast immer Hand anlegen. Der Preis ist dafür recht happig.
Bezugsquelle
Parrot Rolling Spider und Jumping Sumo sind zum Preis von knapp
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