Garmin Camper 760LMT-D Leser-Test von Rüdiger M.
Inhaltsverzeichnis
Dieser Bericht enthält Erfahrungen unserer Leser, die nicht mit der Meinung der Redaktion oder des Betreibers übereinstimmen müssen.
Erste Schritte
Nun gut, gesucht habe ich die Bedienungsanleitung wirklich erst, nachdem ich versucht hatte, die Fensterhalterung mit der Adapterplatte zu verbinden. Den Kugelkopf in das Kugelgelenk der Adapterplatte zu drücken erfordert etwas Kraft und da ich an dem Leihgerät nichts kaputt machen wollte, habe ich dann doch nach der Bedienungsanleitung gesucht. Die halte ich, für einen gebildeten Mitteleuropäer in Form eines einzigen Faltblattes versehen mit wenigen Piktogrammen für zu sparsam. Aus dem Piktogramm konnte man dann schließen, dass weitere Informationen nach dem Verbinden des Gerätes mit einem PC zur Verfügung stehen. Nun nachdem im Int4rnet unter Support eine entsprechende Bedienungsanleitung gefunden wurde, konnte ich feststellen, dass Kugelkopf des Halters und Kugelgelenk der Adapterplatte tatsächlich durch Druck zu verbinden sind. Nachdem dieser Schritt dann ausgeführt war, waren die beiden Teile miteinander verbunden. Hier allerdings auch ein Kritikpunkt. Das Gerät wird bei mir nicht nur in einem Fahrzeug genutzt. Im täglichen Gebrauch im PKW würde ich die feste Schraubhalterung der Scheibenhalterung vorziehen. Dadurch lässt sich das für einen kleineren PKW recht große 7-Zoll Display sicherlich günstiger positionieren. Im Campingmobil würde dann die Saugnapfhalterung zum Einsatz kommen, da der GPS-Empfang wegen steiler Fensterflächen und Dachüberbauten nur in Fensternähe befriedigend ist, aber bei Einsatz von Fensterjalousien das Gerät beim Übernachten abgenommen werden muss. Durch die Plastikausführung des Kugelgelenks ist hier der Verschleiß vorprogrammiert. Das Gelenk erlaubt auch eine Verstellung des angebrachten Geräts nur unter deutlichem Kraftaufwand zur Überwindung der Reibung im Gelenk. Ich befürchte, dass nach einiger Zeit des Umbauens von Halterung zu Halterung und Verstellen des Blickwinkels in der Halterung bei dem relativ hohen Gewicht des Navigationsgerätes ein „Nicken“ des Gerätes in der Halterung entsteht und das Navigationsgerät nicht mehr korrekt zu positionieren ist. Da halte ich die „alten“ Richteraufnahmeplatten und zu verschraubende Gelenke auf Dauer für stabiler.
Nach dem Verbinden des Navigationsgeräts kam das zweite AHA-Erlebnis. Auf dem zunächst genutzten Rechner mit XP-Betriebssystem konnte zwar eine Verbindung mit dem Navigationsgerät hergestellt werden, aber das Update funktionierte nicht. Das Rechner-Betriebssystem ist zu alt. Allerdings ist die Ausgabe des entsprechenden Hinweises, dass die Installation nicht fortgesetzt werden kann, wenig hilfreich, das Problem zu erkennen und zu beseitigen. Nach dem Wechsel auf einen Rechner mit neuerem Windows 7 System hat das Update dann problemlos geklappt.
Mit der ersten Verbindung wurde auf ein vorliegendes Kartenupdate aufmerksam gemacht. Hier gab es erneut eine Überraschung. Während das Gerät verbunden ist, wird eine Auswahlalternative an zu installierendem Kartenmaterial vorgestellt. Bei Installation des kompletten Updates benötigt man zwingend eine zusätzliche Speicherkarte. Das ist ansonsten nirgends vermerkt und man muss zuerst ein entsprechendes Speichermedium beschaffen, wenn man ein komplettes Update durchführen will. Da diese Karten im Vergleich zu dem Gesamtpreis des Gerätes heute nicht mehr einen hohen Kostenfaktor darstellen, würde ich mir gleich eine Bereitstellung im Lieferumfang vorstellen. Alternativ könnte man auch den internen Speicher erhöhen, um ein solches Update gleich einzuspielen. Das Update selbst hat dann mit fast 60 Minuten relativ lange gedauert. Ich hoffe, dass notwendige zukünftige Updates eventuell schneller gehen. Alternativ den Kartenumfang auf dem Gerät zu begrenzen, halte ich für wenig sinnvoll, da man ansonsten möglicherweise auf spontanen Fahrten nicht den entsprechenden Kartensatz mitführt.
Erste Nutzung im PKW
Der erste Eindruck nach dem Einschalten war, dass das Display absolut überzeugend ist. Es spiegelt kaum und der Touchscreen reagiert angemessen. Auch die Aufteilung zwischen Karte und Zusatzinformation auf dem Screen ist sehr gut, solange nicht auch anstehende Verkehrsmeldungen und die erwartete Durchfahrtzeit gezeigt werden.
Nach dem ersten Einschalten wird man zur Eingabe eines Fahrzeugprofils aufgefordert. Das ist sicherlich notwendig, damit das Gerät auch korrekt die Routenermittlung vornehmen kann. Allerdings habe ich das Gerät dann zuerst in einem PKW genutzt, was aber nach Änderung des Profils kein Problem war. Ein Handbuch wurde nicht benötigt, da ich als Nutzer eines älteren Systems die notwendigen Einstellungen in den Menüs leicht gefunden habe. Allerdings habe ich mich bei der Auswahl der unterstützten Verkehrsfunkinformation etwas schwer getan, da mir bisher nur TMC und TMCpro bekannt waren und ich unsicher war, was denn auszuwählen wäre. Ob meine Auswahl richtig war, konnte ich im Testzeitraum nicht erproben. Verkehrsmeldungen wurden allerdings im Alltagsbetrieb hinreichend aktuell auf dem Gerät angezeigt. Merkwürdig war nur, dass mir im Erprobungszeitraum nicht einmal eine alternative Route vorgeschlagen wurde, obwohl die Strecke mit schweren Einschränkungen belastet war. Das mag an den von mir gewählten Einstellungen liegen, konnte aber nach Änderung keinen Effekt erkennen.
Im ersten Betrieb waren dann mehrere Dinge auffällig.
Beim Einschalten muss man ständig einer Warnmeldung zustimmen. Das wäre nach einem Endabschalten ja noch einzusehen, wenn das Gerät aber in den Ruhezustand nach Ausschalten der Zündung übergeht und dann bei Neustart des Fahrzeugs wieder aktiviert wird, könnte man auf den Hinweis m. E. verzichten.
In der Grundkonfiguration werden die Hinweise auf Geschwindigkeitsüberschreitungen durch einen Warnton angezeigt. Da dieses genau bei der zulässigen Geschwindigkeit ohne einen Toleranzraum erfolgt, schaltet man diesen Hinweis gleich nach der ersten Fahrt aus, da man sicherlich nicht konstant z. B. im Stadtverkehr unter 50 km/h unterwegs ist. Hier wäre ein Toleranzbereich, wie er in anderen Systemen festgelegt werden kann, sicherlich angebrachter.
In der Konfiguration als Wohnmobil werden Warnhinweise angezeigt. Häufen sich allerdings an speziellen Stellen die Hinweise, verschwinden sie nach zu kurzer Anzeigezeit vom Display und werden nur nach Auswahl eines Dropdown-Menüs auf dem Display wieder angezeigt. Das ist wenig hilfreich, zumal das Display im Wohnmobil nicht immer in unmittelbarer Reichweite montiert ist.
Die Geschwindigkeitsanzeigen auf Autobahnen befinden sich nicht auf dem Stand für Wohnmobile. Seit letztem Jahr dürfen Fahrzeuge über 3,5 to auf Autobahnen 100 km/h fahren. Wird allerdings die allgemeine Geschwindigkeit begrenzt, z. B. auf der A 43 auf 120 km/h, so erscheint als zugelassene Geschwindigkeit für das Wohnmobil eine Begrenzung von 80 km/h obwohl eigentlich 100 km/h erlaubt wären. Hier wird wohl auf LKW Information zurückgegriffen. Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Geschwindigkeitsanzeigen nicht auf dem neusten Stand sind, was aber sicherlich nicht am Gerät, sondern an dem verwendeten Kartenmaterial liegt. Auf diese Anzeige ist daher wenig Verlass.
Es werden zwar Warnhinweise wie Seitenwind und ähnliche Hinweise aufgelistet, aber es fehlen Hinweise auf allgemeine Verkehrshinweise wie „Überholverbot für LKW“, „Fahrspurzusammenführung“ etc. Dass auf Überholverbot für LKW’s nicht aufmerksam gemacht wird, empfinde ich besonders im Wohnmobilbetrieb als Nachteil, da entsprechende Verbotsschilder teilweise nur in großen Abständen wiederholt werden. Da bin ich von meinem Becker Gerät vollständigere Informationen gewöhnt. Insgesamt schaltet man das Warnszenario sowieso irgendwann ab, da die Hinweise auf mögliche Gefahrenpunkte nicht gefiltert werden können und das Gerät ständig Warntöne von sich gibt. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass bei Auslieferung in meinem Gerät fest installierte Geschwindigkeitsmessstationen angezeigt wurden. Dies ist nicht legal und sollte nicht als Voreinstellung gewählt sein.
Das Kartenmaterial ist nicht speziell auf Wohnmobile abgestellt. Wurden Adressen in Wohngebieten angefahren, erscheint in vielen Fällen der Hinweis, dass über die Zufahrtmöglichkeiten für Wohnmobile und Wohnwagen keine Informationen vorliegen. Da würde ich mir genauere Informationen wünschen. Aus dem Hinweis kann nicht geschlossen werden, ob die Zufahrt auf Grund von Beschränkungen (Höhe, Länge, Gewicht) grundsätzlich nicht möglich ist oder ob lediglich keine Informationen über Übernachtungsmöglichkeiten vorliegen. Die Angabe „keine Informationen vorliegend“ betrifft auch Zielstraßen, die vom öffentlichen Nahverkehr durch Linienbusse bedient werden, damit sollten also zumindest kaum Beschränkungen bezüglich der Befahrbarkeit auf Grund der Fahrzeugmaße der Straßen vorliegen.
Insgesamt ist das Kartenmaterial hinsichtlich der Warnungen und Durchfahrtsbeschränkungen nicht aktuell. Auf einer Route wird eine bestehende Gewichtsbeschränkung einer Brücke auf 3,5 to nicht angezeigt (mein Wohnmobil hat 6.5 to zulässiges Gesamtgewicht). Die neuste Verkehrsmeldung (seit dem 15.06.2014) über das Verbot der Befahrbarkeit der nördlichen A1-Rheinbrücke für LKW’s wird in der Routenplanung nicht umgesetzt. Bei einer Routenänderung in Siegburg wurde ich erst nach Erreichen einer Unterführung, quasi unter der Unterführung, auf die Höhenbeschränkung von 3,2m aufmerksam gemacht. Da würde ich früher eindeutige Hinweise erwarten (mein Wohnmobil ist 3,4m hoch). Hinsichtlich der Aktualität der zu nutzenden Straßen habe ich keine Fehler bemerkt. Insbesondere hat das Gerät nicht versucht, bei Auswahl kurzer Routen das Ziel über landwirtschaftliche Nutzwege zu erreichen. Ein Pluspunkt gegenüber einem älteren Gerät welches in der Familie auch betrieben wird.
Ins Ausland bin ich nicht gefahren, da ein geplanter Kurzurlaub in den Niederlanden kurzfristig abgesagt werden musste. Für solche Reisen gab es auf meinem Becker eine Länderinfo, die man vorab abrufen konnte oder die beim Überqueren der Landesgrenze automatisch angezeigt wurde. Da ich auf dem Garmin-Gerät keine Rubrik Länderinfo gesehen habe, vermute ich, dass es eine solche Funktion nicht gibt. Die wäre aber hilfreich, da mir möglicherweise nicht alle Vorschriften eines Landes beim Fahren eines Wohnmobils geläufig sind, bzw. ich eine Änderung nicht mitbekommen habe. Durch ein Life-Time Update könnten solche Informationen leicht aktuell gehalten werden.
Sehr gut hat die Sprachsteuerung im PKW funktioniert. Im Wohnmobil wurde es schon etwas schwieriger, da in unserem Wohnmobil die Nebengeräusche lauter sind und der Abstand zum Gerät etwas größer ist. Im Cabrio hat die Sprachsteuerung bei geöffnetem Verdeck versagt.
Die Lautstärke der Ansagen war gut und wurde in den verschiedenen getesteten Fahrzeugen als ausreichend empfunden. Lediglich das Telefonieren über die integrierte Freisprechanlage funktionierte nur im PKW gut. Im Wohnmobil und Cabrio mit geöffnetem Verdeck würde man sich eine höhere Lautstärke des Teilnehmers wünschen. Außerdem klagte die Gegenseite über Nebengeräusche. Hier würde ein Noise-Reduction-Filter sicherlich Besserung bringen.
Absolut überzeugend war das System in der Zusammenarbeit mit einem Smartphone. Die App hat die Adressdaten aus dem Smartphone fehlerfrei an das Navigationsgerät übermittelt und man hat eine mühsame Eingabe gespart. Die Wetterinfo ist sicherlich gut im Winter und beim Cabriofahren mit geöffnetem Verdeck. Die Verkehrsinformationen waren aktuell und standen beim Losfahren gleich zur Verfügung. Das ist eine wichtige Funktion in verkehrsdichten Räumen wie Köln, wenn man, folgt man einer gewohnten Route, kurz nach dem Losfahren gleich im Stau stehen kann. In meinem Becker braucht der Verkehrsfunk bis zu 5 Minuten zur Verarbeitung im Gerät und das auch nur, wenn die TMC Empfangsqualität hinreichend gut ist. Die Wiederfindposition des geparkten Fahrzeugs habe ich nicht gebraucht, da ich mich in der Regel auch in fremden Städten gut orientieren kann. Ich denke aber, dass die Funktion in großen Städten im Ausland hilfreich ist.
Fazit
Insgesamt ist das Garmin Camper 760 LMT-D ein gutes Basisgerät , welches als Camperversion nur durch seine vorinstallierten POI’s der Stellplätze und Campingplätze glänzt. In größeren Fahrzeugen ist auch das sehr gute Display eine große Hilfe. Die Umsetzung Fahrzeug spezifischer Daten bei der Routenwahl bezieht sich allerdings wohl eher auf LKW’s als auf Campingfahrzeuge. Grundsätzlich fehlt mir die Funktion der Anzeige von Ge- und Verbotsschildern. Nebeninformationen zur zulässigen Geschwindigkeit auf den befahrenen Streckenabschnitten bedürfen der zeitnahen Aktualisierung.
Das größte Plus sehe ich in den lebenslangen Kartenupdates und dem kostenlosen online Verkehrsservice per Smartphone. Dieser Service muss bei den Konkurrenten über die Jahre teuer bezahlt werden. Inwieweit das Gerät im Alltag seinen Dienst versieht kann nicht gesagt werden. Im Wohnmobil hat mein bisheriges Becker Gerät nun schon zum 2. Mal mit einem kapitalen Fehler seinen Dienst versagt. Das ist bei diesem Gerät sicherlich der mangelnden Vibrationsfestigkeit geschuldet. Von einem Gerät wie dem Garmin würde ich da mehr erwarten und das wäre der Grund für einen Systemwechsel.
(Stand 29.06.2014)
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