Becker active.6 CE LMU Leser-Test von Uwe S.
Inhaltsverzeichnis
Dieser Bericht enthält Erfahrungen unserer Leser, die nicht mit der Meinung der Redaktion oder des Betreibers übereinstimmen müssen. |
Vor kurzem bin ich auf die Navithek gestoßen, und da mein vorhandenes Navi Becker Z099 nun doch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, habe ich die Gelegenheit genutzt, einmal ein Gerät der neuesten Generation zu testen und mit dem Z099 zu vergleichen. Da es die Neuen auch noch in einer „XXL“-Variante mit 6,2″-Monitor gibt, sollte dieses dann auch ausgeliehen werden: Das Becker active.6 CE LMU mit Karten für 20 europäische Länder wurde „bestellt“ und innerhalb einiger Tage auch geliefert.
Lieferumfang
In dem noch original verschlossenen Karton befinden sich neben dem Navi noch eine Saugnapfhalterung zur Montage an der Windschutzscheibe, die Aktivhalterung mit angegossenem Kabel für Stromversorgung und integrierter TMC-Antenne sowie ein separates USB-Kabel zur Verbindung mit PC oder Ladegerät, leider nur eine Kurzbedienungsanleitung und Nutzungsbedingungen.
Eine ausführliche Betriebsanleitung befindet sich auf dem Navi, ebenso wie die Content-Manager-Software zur Installation auf Windows-PC (MAC oder Linux werden nicht unterstützt).
Wie man vielleicht erkennen kann ist der Adapter erfreulicherweise mit dem weitverbreiteten „Herbert Richter (HR) 4-Loch-Rastersystem“ ausgestattet und lässt sich so ggf. mit einer schon vorhandenen Halterung einsetzen. Eine Schutzhülle oder gar Tasche zum Transport gehört leider nicht zum Lieferumfang. Die Karten waren Stand Q3/2013, ein Update im Testzeitraum hätte aktualisiert auf Q4/2013.
Wertung: 4/5
Hardware
Die Halterung mit Saugnapf ist schnell und unkompliziert anzubringen. Vorne befindet sich die drehbare Halterung, in die das Navi eingehängt und dann zusätzlich durch Magnete gesichert wird. Über 3 Kontakte wird die Verbindung zum Stromversorgungskabel mit integrierter TMC-Antenne hergestellt. Die Aktivhalterung ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber vielen anderen Navigationsgeräten:
- Das Navi muss nur aufgesetzt werden und ist dann quasi sofort betriebsbereit
- Wer einmal nachts einen kleinen USB-Stecker in die Buchse des Navis fummeln musste, wird dies zu schätzen wissen!
- Wird das Navi nicht benutzt, und ist daher aus der Halterung entnommen, so liegt kein loses Kabel auf dem Armaturenbrett, da die Halterung mit angeschlossenem Kabel ja auf dem Halter verbleibt.
Das Navi hat ein mattes, nicht spiegelndes Display, das sich immer gut ablesen ließ. Die Umrahmung besteht aus Kunststoff in „Klavierlackoptik“.
Wertung Hardware (Display): 5/5
Wertung Hardware (Gehäuse): 4/5
Wertung Hardware (Akkulaufzeit): 3/5
Geschwindigkeit
Das Starten dauert mit 15 Sek. relativ kurz. Die Berechnung einer Route geschieht sehr schnell. Das Bild zeigt die Darstellung der in ca. 13 Sek. berechneten Beispielroute zu den verschiedenen Bahnhöfen in Deutschland. Auf vom Navi nicht geplante Abweichungen von der vorgesehenen Route (z. B. Missachten einer Abfahrt) reagiert das active.6 schnell, wenn auch etwas langsamer als das betagte Z099.
Die Ansagen speziell auf der Autobahn erfolgen beim Z099 etwas früher. Dies kann vor Abfahrten bei gleicher Entfernungsangabe ca. 100 m ausmachen (Z099 meldet „in 300 m Autobahn verlassen“ bei Anzeige „300 m zum nächsten Manöver“; beim active.6 sind es bei gleicher Ansage aber nur noch 200 m bis zur Ausfahrt [Beginn Verzögerungsstreifen]).
Wie lange benötigt das Gerät nach einem Neustart bis zur Anzeige des Hauptmenüs? 15 Sekunden
Wie lange benötigt das Gerät für eine Berechnung der Route München (Hbf) – Stuttgart (Hbf) – Düsseldorf (Hbf) – Hannover (Hbf) – Hamburg (Hbf) – Berlin (Hbf) – Dresden (Hbf)? 13 Sekunden
Wertung Geschwindigkeit (Startzeit): 4/5
Wertung Geschwindigkeit (Routenberechnung): 5/5
Wertung Geschwindigkeit (Kartenaufbau): 4/5
Wertung Geschwindigkeit (Menüaufbau): 4/5
Bedienung
Mangels beigelegtem Netzteil muss das Navi vor der Inbetriebnahme entweder an einen PC oder ein hoffentlich bereits vorhandenes USB-Netzteil angeschlossen werden. Nutzt man die zweite Variante, so kann man sich die Wartezeit leider nicht durch das Lesen der BA vertreiben, da sich diese ja wie erwähnt auf dem Navi befindet und erst auf den PC geladen werden muss. Einmal aufgeladen, fragt das Navi nach dem Einschalten (Achtung: Ggf. den Einschalter auf der Geräteoberseite drücken – der rote Taster auf der Vorderseite hat keine Ein-Aus-Funktion mehr!) nach den wichtigsten Einstellungen wie Sprache etc., und dann kann es auch schon losgehen.
In der Mitte des Hauptmenüs befindet sich die Schaltfläche zum Umschalten auf die Kartenansicht. Rundherum angeordnet in den Ecken die Schaltflächen zur Eingabe neuer Ziele, die Liste bereits eingegebener Ziele, Übersicht aller TMC-Meldungen und die individuell belegbare „Nach Hause“- Navigieren-Taste.
Links findet sich dann die Auswahl für die Navigations- und Systemeinstellungen-Menüs, und rechts „Xtras“ wie Länderinformationen, „Wo bin ich“-Taste, eine integrierte Hilfe (Funktionsübersicht) und mehr.
Sehr angenehm ist, dass die Zieleingabe nun über eine wahlweise einstellbare QWERTZ-Tastatur erfolgen kann, anstelle der oft zu findenden (und auch hier voreingestellten) ABC-Tastatur. Beckerüblich kann der Zielort per PLZ oder Bezeichnung eingegeben werden. Bei letzterem werden nach jedem eingegebenen Buchstaben unpassende Folgebuchstaben ausgeblendet, sodass man sehr schnell sein Ziel eingegeben hat. Per Sprachansage wird nach der Routenberechnung über die Ankunftszeit informiert. Allgemein muss man feststellen, dass das große Display auch für große Schaltflächen genutzt wird: beim Bedienen trifft man nur schwerlich daneben.
Allerdings: Mit maximal 5 Einträgen in einem Menü (z. B. den Systemeinstellungen) besteht ein solches dann schon mal aus 3 Seiten. Ein als Drehregler dargestellter (und auch so funktionierender) Indikator zeigt die Position im Menü, sodass man immer weiß, wo man sich befindet.
Vergleich zum Z099 (rechts)
Wertung: 4/5
Visuelle Zielführung
Die Kartenansicht auf dem 6,2″ (ca. 158 mm) großen Display ist, verglichen mit dem Z099, deutlich verbessert. Nicht nur die Auflösung ist höher (größere Detailvielfalt), durch die um 1,7″ (43 mm) größere Diagonale ist auch der dargestellte „Kartenausschnitt“ viel größer bzw. es werden mehr Details dargestellt. Allerdings: Wie auf den Abbildungen zu erkennen ist, wird die Route in der Übersicht nur durch eine dünne rote Linie markiert, die erst bei genauem Hinsehen erkennbar wird. Beim Z099 ist dies noch eine (wenn auch sehr dicke) deutlich sichtbare Linie.
Einen weiteren Makel möchte ich hier nicht unerwähnt lassen: Die Farbwahl! Es stehen in den Einstellungen zwar verschiedene Farbschema zur Auswahl, diese beeinflussen jedoch hauptsächlich die Darstellung der Bedienelemente. Die Route auf der Karte wird immer ROT dargestellt – ein Kriterium, das die Verwendung durch Rot-Grün-Farbenblinde unmöglich macht! Hier sollte Becker schnell nachrüsten, und z. B. Blau als Routenmarkierung verwenden (die blaue Farbe auf dem Z099 ist Teil eines modifizierten Skins, den ich aufgespielt habe; die Originalfarbe war auch hier Rot).
Im Vergleich zum Z099 dauert das Finden der Satelliten etwas länger, aber das bewegt sich im einige Sekundenbereich. Die Routenberechnung anschließend geht flott vonstatten. Es gibt bei der Zielführung oben links eine konfigurierbare Infobox, in der u.a. die Reisedaten (Entfernung zum Ziel, Ankunftszeit und Geschwindigkeit) angezeigt werden. Weitere Informationen wie Uhrzeit, Dauer bis zur Ankunft, Uhrzeit, Höhe etc. lassen sich leider nur alternativ auf der 3-zeiligen Anzeige darstellen. Beim Z099 gibt es zwei derartiger Anzeigen links oben mit Reisedaten sowie eine weitere ähnliche Anzeige unten rechts, auf der zusätzlich ein Richtungskompass, Uhrzeit, Höhe über Meeresspiegel etc. eingeblendet werden können. Die Darstellung ist wie schon geschrieben sehr detailreich.
Eine Autozoom-Funktion passt die Ansicht automatisch an: z. B. auf Autobahnen, wenn länger kein Abfahren nötig wird, zoomt das Navi „heraus“ und man sieht einen großen Kartenausschnitt. Kommt man dann in die Nähe einer Richtungsänderung (z. B. Ausfahrt), so wird rechtzeitig auf einen kleineren Ausschnitt gezoomt und kurz vor der Ausfahrt dann die Ansicht so weit vergrößert, dass die notwendigen Manöver deutlich sichtbar sind. Zusätzlich erfolgt die Ansage des Manövers per Sprache. Interessanterweise wird nur in der 3D-Ansicht an den Manöverpunkten der Route (also an Stellen, an denen abgebogen wird, etc.) ein überlagerter weißer Pfeil angezeigt. In der 2D-Ansicht fehlt dieser Pfeil.
2D- und 3D-Ansicht (von links nach rechts)
Wertung: 4/5
Akustische Zielführung
Die Ansagen speziell auf der Autobahn erfolgen beim Z099 etwas früher. Dies kann vor Abfahrten ca. 100 m ausmachen bei gleicher Entfernungsangabe (Z099 meldet „in 300 m Autobahn verlassen“ bei Anzeige „300 m zum nächsten Manöver“; beim active.6 sind es bei gleicher Ansage aber nur noch 200 m bis zur Ausfahrt [Beginn Verzögerungsstreifen]). Wird ein Zwischenziel programmiert angefahren, so wird beim Z099 die linke Box „verdoppelt“, zur Anzeige der Reisedaten für beide Ziele. Auch diese Möglichkeit habe ich beim active.6 leider ebenfalls vermissen müssen.
Es gibt je zwei Stimmen zur Ansage von Manövern: Je eine männlich und eine weiblich, jeweils für Ansagen mit Straßenname und Richtungsangaben (TTS; „jetzt links abbiegen in die Hauptstraße“) bzw. für reine Hinweise („jetzt links abbiegen“). Die Stimmen könnten etwas klarer sein. Speziell die Worte „links“ und „rechts“ werden sehr schnell gesprochen und erscheinen daher etwas „verschluckt“. Zudem klingen die Stimmen etwas blechern.
Wertung: 4/5
Routing
Das Routing kann aufgrund verschiedener Parameter erfolgen, z. B. schnelle, kurze, ökonomische oder einfache Route, Vermeiden von Fähren oder Mautstraßen und unter Berücksichtigung zeitabhängiger Informationen, soweit diese vorliegen (konnte ich leider nicht testen). Auf den von mir befahrenen AB-Abschnitten habe ich leider nie die in der Anleitung beschriebene detailliertere Ansicht von Autobahnkreuzen gesehen, ein Spurassistent war allerdings immer zur Stelle und führte sicher durch Autobahnkreuze und -abfahrten. Durch die Möglichkeit, eine maximale Geschwindigkeit auszuwählen werden die Ankunftszeiten sehr gut berechnet.
Autobahnfahrt mit Autozoom (links), Landstr. (rechts)
Leider hatte ich mangels Vorkommnissen keine Gelegenheit, TMC zu testen. Auf vom Navi nicht geplante Abweichungen von der vorgesehenen Route (z. B. Missachten einer Abfahrt) reagiert das active.6 schnell, wenn auch etwas langsamer als das betagte Z099. Das oft bei anderen Navis kritisierte „Bitte Wenden“ habe ich nie gehört, es wurde immer eine neue Strecke berechnet. Sehr praktisch ist die Funktion, sich bei Annäherung an das Ziel, z. B. in einer Stadt eine Parkmöglichkeit anbieten lassen zu können. Hierzu wird das unterste der drei rechts zu sehenden Symbole weniger transparent und nach Betätigung dieser Schaltfläche bietet der Assistent u. a. die Option an, sich eine Parkmöglichkeit auf der Kartenanzeige als Ziel auszusuchen und direkt dorthin zu navigieren. Ideal, wenn man sich in einer Großstadt nicht auskennt.
Eigentlich kann man auf die Einblendung von Warnhinweisen (z. B. Wildwechsel) verzichten. So z. B. wurde im Sommer (!) reproduzierbar eine Glättewarnung eingeblendet oder um 17 Uhr eine Stauwarnung, die lt. Anzeige und Straßenbeschilderung aber nur von 6 – 9 Uhr besteht. Auch eine Fußgängerwarnung wurde nach Verlassen der Ortschaft nicht gelöscht und blieb bis zur nächsten Ortschaft auf Autobahnen und vierspurigen Landstraßen eingeblendet. Hier sollte Becker nachbessern!
Leider kommt es auf den von mir befahrenen Strecken reproduzierbar zu „Ortungsfehlern“, d. h. das active.6 wähnt sich an anderen Stellen als es tatsächlich ist. Das zum Vergleich mitlaufende Z099 zeigte die korrekten Positionen an:
- Bei einer S-förmig abbiegenden Hauptstraße wähnte sich das active.6 in der im ersten Knick geradeaus führenden Sackgasse anstelle auf der nach dem zweiten Knick parallel verlaufenden Hauptstraße, und versuchte folglich mich per Wende aus der Sackgasse herauszuführen.
- Beim Starten von einem Parkplatz, ca. 20 m neben einer Landstraße gelegen, aber durch Baumgruppe, Schallschutzwand und Straßengraben getrennt, wähnte sich das active.6 bereits auf der Landstraße. Es war also nicht in der Lage, mich über die vom Parkplatz führende Innerortstraße zur Landstraße zu lotsen.
- Beim morgendlichen Starten „weiß“ das Z099 sofort, wo es steht, das active.6 braucht länger zum Finden der Satelliten und wähnt sich oft in einer Nebenstraße zum tatsächlichen Standort.
Diese Fehlortungen könnten in unbekanntem Städten mit dichter Bebauung dazu führen, dass sich das Navi in der falschen Straße wähnt und die Anweisungen somit nicht mehr passen. Zugegebenermaßen konnte ich derartiges nicht beobachten, ich war aber leider auch nicht in einer Großstadt. Kurz: Bei der Genauigkeit der Ortsbestimmung scheint es noch deutliches Verbesserungspotenzial zu geben.
Wertung Routing (Routenverlauf): 4/5
Wertung Routing (Routenoptionen): 5/5
Wertung Routing (Routenplanung): 4/5
Wertung Routing (Dynamische Zielführung – TMC Co): 3/5
Weitere Funktionen
Durch die hohe Auflösung des Displays werden viele Kartendetails angezeigt, z. B. schlängelt sich die Straße wirklich durch Täler zwischen Hügeln hindurch. Was im alten Z099 als einfarbige Fläche erschien, ist jetzt strukturiert. Allerdings werden im Vergleich zur 2D-Ansicht weniger Sonderziele (POIs; Tankstellen, Parkplätze, …) eingeblendet. Sehr schön auch: Durch Antippen eines POIs in der Kartenansicht werden dessen Daten angezeigt und der POI kann direkt als (Zwischen-) Ziel übernommen werden. Praktisch z. B. bei Tankstellen neben der Autobahn.
Wertung: 4/5
Fazit
Insgesamt ist das Becker active.6 eine gute Wahl: Es lässt sich gut bedienen, rechnet schnell und hat eine gute Kartendarstellung. Hilfreiche Extras sind die automatische Unterstützung bei der Parkplatzsuche sowie die Möglichkeit, angezeigte POIs direkt in der Karte als Ziel auszuwählen. TMC ist an Bord, aber das sollte heute Standard sein. Die lebenslangen Kartenupdates sind ein wichtiges Argument, entfallen dadurch doch die früher nicht unerheblichen Kosten. Die meisten von mir angesprochenen „Mängel“ fallen in die Kategorie „Jammern auf hohem Niveau“ und zeigten sich oft erst im Vergleich zum vorhandenen Z099. Nachbessern sollte Becker unbedingt bei der Farbwahl der Routenführung (Stichwort „Rot-Grün-Blindheit“) sowie bei der Ortungsgenauigkeit.
Wertung: 4/5
(Stand 27.07.2014)
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