Garmin Oregon 650t mit Topo Deutschland V6 Pro im Test

Performance und Routing

Software

Startbildschirm
Akku voll, GPS-Signal stark: Es kann losgehen!

Die Inbetriebnahme des Oregon geht flott vonstatten. Nach dem Einschalten dauert es knapp 15 Sekunden bis das Startmenü angezeigt wird. Weitere 25 bis 30 Sekunden später steht bei normalen Empfangsbedingungen ein stabiles GPS-Signal zur Verfügung. Das Menü reagiert umgehend auf Eingaben, die Übernahme der zahlreichen möglichen Routing-Ziele (Wegpunkte, Tracks, Geocaches Sehenswürdigkeiten etc.) erfolgt ohne größere Verzögerung. Auch die Suche durch den durchaus beträchtlichen Adressbestand der Topo Deutschland verursacht keine nennenswerten Latenzen. In den allermeisten Fällen war die Berechnung des straßenorientierten Routings innerhalb von 10 Sekunden abgeschlossen.

Erkennbar beschäftigt wird der Prozessor des Oregon, sobald die Kartenansicht per Fingergeste verschoben wird. Hier dauert es stets einen kurzen Augenblick, bis das neue Kartensegment mit Inhalt gefüllt ist, gleichgültig ob es sich dabei um die eher detailarme Europakarte oder die Topo Deutschland handelt.

Bleibt noch das Thema Geräte-Software. Das Test-Orgeon wurde mit Firmware-Version 3.20 in Betrieb genommen und über einen Zeitraum von knapp zwei Monaten getestet. Während dieser Zeit waren keine relevanten Fehlfunktionen oder Systemabstürze zu verzeichnen. Als einzige Auffälligkeit bleibt in Erinnerung, dass beim Geocaching in zwei Fällen die Kompassanzeige unvermittelt um 180 Grad sprang und somit vom Ziel wegführte. Dieser Fehler ereignete sich allerdings beim Einsatz in Kinderhand und ließ sich nicht reproduzieren. Nach dem Update auf Version 3.30 waren für den verbleibenden Testzeitraum von etwa einem Monat keine weiteren Fehlfunktionen mehr zu registrieren. Wer sich mit dem Thema näher beschäftigen möchte, findet im Support-Forum von Garmin umfassende Informationen.

Ansicht des elektronischen Kompass
1,46 km bis zum Ziel, 146 m bis zum nächsten Wegpunkt

Der elektronische 3-Achsen-Kompass arbeitete mit Ausnahme der gerade beschriebenen nicht wiederholbaren Fehlfunktionen zuverlässig. Da die werksseitig vorgenommene Kalibrierung des Kompass laut Benutzerhandbuch durch längere zurückgelegte Distanzen oder Temperaturschwankungen gestört werden kann, empfiehlt es sich gelegentlich die menüseitig angebotene Kalibrierungsfunktion zu nutzen.

Die Präzision der von Navigationsgeräten verwendeten barometrischen Höhenmessung wird in verschiedenen Internet-Foren herstellerübergreifend immer wieder diskutiert. Ohne hier weiter darauf eingehen zu wollen bleibt festzustellen, dass aufgrund verschiedener beeinflussender Faktoren offenbar aussagekräftige Daten nur auf Grundlage softwareseitig aufbereiteter Messergebnisse zu erhalten sind. Garmin scheint diese Aufgabe beim Oregon ganz ordentlich bewältigt zu haben, denn im direkten Vergleich mit anderen Navigatoren zeichneten sich die aufgezeichneten Werte im Testzeitraum durch eine recht geringe Schwankungsbreite aus.

Gemäß des Erfahrungswertes „Je flacher das Gelände, desto ungenauer die Höhenmessung“ erfolgte die Erprobung des Höhenmessers nicht im westfälischen Flachland, sondern während eines mehrtägigen Aufenthalts im süddeutschen Alpenvorland. Auf Grundlage einer bekannten Höhendifferenz von etwa 350 Metern wurden Auf- und Abstiegsstrecke nach vorheriger Kalibrierung des Höhenmessers mehrfach erfasst. Wie bereits erwähnt, wiesen die Ergebnisse des Oregon von allen mitreisenden Geräten (darunter eine Garmin Fenix) die niedrigste Streuungsrate auf und auch die gemessene Abweichung vom bekannten Ergebnis variierte in einem derart niedrigen Meter-Bereich, dass hierfür auch sich ändernder Luftdruck maßgeblich verantwortlich sein könnte.

Ergänzt wurden diese Messungen durch einen Tagesausflug, bei dem das reale Höhenprofil zwar nicht bekannt war, die ermittelten Höhenwerte für Hin- und Rückweg aber wieder nur geringfügig (538 zu 551 m) voneinander abwichen.

GPS-Empfang

Die Qualität des GPS-Empfangs stellt bei Garmin-Geräten meistens eine relativ sichere Bank dar. Auch wenn sich in der offiziellen Dokumentation leider keine Informationen zur verbauten Technik finden, entspricht das Oregon dankenswerterweise den hohen Standards des Herstellers. Wer bezüglich des GPS-Bausteins und sonstigem Innenleben genaueres erfahren möchte, kann dies im Forum naviboard.de nachlesen. Dort wurde im Oregon 600 ein Chip vom Typ Mediatek MT3332N identifiziert. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass dieser auch im 650 Dienst tut. Doch das nur am Rande.

GPS-Vergleichslinien
Flotte Rechts-Links-Kombination auf dem Fahrrad: Die geglätteten Kurven von Fenix und dem insgesamt weiter streuendem eTrex Vista HCx geben den tatsächlichen Streckenverlauf nicht so präzise wieder wie die Linie des Oregon.

 

Wie bereits seit Längerem bei Garmin üblich, kann die GPS-Signalgenauigkeit durch Hinzuschalten des russischen GLONASS-Systems unter kritischen Verhältnissen verbessert werden. Bei guten Empfangsbedingungen ist dies aber nicht notwendig, mit und ohne russischen Support liegt die angegebene Signalgenauigkeit zumeist zwischen 3 und 5 Metern.

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Unter regulären Bedingungen ist es uns nicht gelungen ein Abreißen des Signals zu erreichen. Weder dichter Baumbestand noch steile Talwände zeitigten eine nennenswerte Verschlechterung der Signalqualität. Wurde der Datenempfang durch das Betreten eines Gebäudes zwangsweise unterbrochen, erfolgte der Refix nach der Rückkehr ins Freie stets zügig. Insbesondere im Kfz-Einsatz bewährte sich das Oregon mehr als einmal als stabiler Navigationsersatz für das unter ungünstigen Geländebedingungen schwächelnde Smartphone.

Akkulaufzeit

Stromverbraucher Nummer Eins war und bleibt bei gängigen Navigatoren im Consumer-Bereich der Bildschirm. Je größer und heller das Display, desto schneller ist die Energieversorgung am Ende. Das Oregon hat Platz für zwei AA-Zellen, die Produktverpackung enthält zwei NiMh-Akkus mit jeweils 2.000 mA. Garmin gibt für diese Ausstattung eine Laufzeit von bis zu 16 Stunden an. Das ist zwar weniger als für den kleineren eTrex angeben, erscheint aber angesichts des relativ großen Displays auf den ersten Blick überraschend hoch.

Einstellung des Energieverbrauchs
Der Energiesparmodus muss noch aktiviert werden.

Wer das Oregon ohne Gedanken an den Stromverbrauch mit dauerhaft aktivem Bildschirm betreibt, wird den von Garmin angegebenen Wert aber nicht einmal ansatzweise erreichen. Selbst in schwach beleuchteter Ansicht leeren sich die Akkus innerhalb weniger Stunden. Einem morgens gegen neun in Betrieb genommenem Gerät geht auf diese Weise spätestens am frühen Nachmittag die Puste aus.

Trotzdem offeriert Garmin keine Mogelpackung. Für den Dauerbetrieb muss im Menü die Energiesparoption aktiviert und für die Selbstabschaltung des Bildschirms ein passender Wert gesetzt werden. In der Folge schaltet sich der Bildschirm des Navigationsgeräts jeweils unmittelbar nach Gebrauch wieder ab. Durch kurze Betätigung des Betriebsschalters lässt sich das Display innerhalb einer Sekunde wieder aus dem Standby-Modus zurückholen. Die GPS-Aufzeichnung sowie das darzustellende Kartensegment werden natürlich auch bei ausgeschalteter Ansicht aktiv weitergeführt.

Wie beschrieben in Betrieb genommen und unter der Annahme, dass in realistischen Einsatzszenarios die Bildschirmansicht durchschnittlich alle 15 bis 20 Minuten für Phasen zumeist unterhalb einer Minute benötigt wird, erweist sich das Oregon als langstreckentauglich. Wir schafften es, dass nach neunstündigem Einsatz abends noch immer zwei von vier Anzeigebalken der Stromanzeige zu sehen waren. Der Einsatz ohne Nachversorgung über zwei Tage erscheint allerdings gewagt. Bei Mehrtagestouren gehört das Oregon abends ans USB-Ladekabel.

Durch Verwendung leistungsfähigerer Akkus – in unserem Fall testweise 2.600 mA – lässt sich die Laufzeit erkennbar steigern, die zuvor genannten laufzeitorientierten Empfehlungen ändern sich dadurch aber nicht.

Routing

Für erfahrene Garmin-Nutzer ein alter Hut, machen Neulinge häufig erst nach Inbetriebnahme Ihres Navigators eine interessante Entdeckung: Die Routingfähigkeit des Geräts hängt entscheidend vom verwendeten Kartenmaterial ab. Die installierte neue Version der topografischen Deutschlandkarte weckte deshalb im Vorfeld einige Erwartungen, die im direkten Vergleich mit gängigen Smartphone-Tools überprüft werden sollten.

Dass man hier teilweise Äpfel mit Birnen vergleicht, soll allerdings nicht verschwiegen werden: Bauartbedingt verfügt das Oregon weder über eine Sprachausgabe noch über die Möglichkeit aktuelle Verkehrsdaten zu empfangen. Trotzdem besteht von Seiten Garmin der Anspruch, Autofahrer ebenso wie Fußgänger oder andere Reisende mit dem Bundle aus Gerät und Karte zuverlässig ans Ziel zu führen.

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Der für den Sommerurlaub insbesondere im Kfz-Betrieb geplante Test des Oregon geriet dabei schnell zu einer Probe auf Herz und Nieren. Denn das etatmäßig für die Straßennavigation vorgesehene Android-Smartphone schwächelte wiederholt. Offenbar machten Hitze und ungünstige Empfangsbedingungen dem nicht mehr ganz taufrischen Gerät erheblich zu schaffen, so dass das Oregon wiederholt seine Rolle übernehmen musste.

Insgesamt schlug sich der Garmin-Navigator im Kfz-Einsatz recht wacker. An der grundsätzlichen Routenplanung gibt es wenig zu meckern, nur im Detail ist zu merken, dass die Spezialisten für die Autonavigation mitunter etwas raffinierter planen als dies mit der Vielzweck-Topo-Deutschland möglich ist: In zwei Fällen empfahl das Android-Navi die Umfahrung von Dörfern und Städten über vorhandene Umgehungen, während das Garmin den kürzeren Weg durch den Ort suchte, einschließlich aller dort ausbremsenden Ampelanlagen.

Dafür muss man sich bezüglich der Signalgenauigkeit beim Garmin keine Gedanken machen. Während das Smartphone-GPS z.B. in engen Schwarzwaldtälern mitunter Kapriolen schlug, wies das Orgeon jederzeit gut ablesbar den korrekten Weg, einschließlich der manchmal etwas unübersichtlichen Straßenwechsel innerorts.
Weicht man von der vorgeschlagenen Route ab, benötigt das Gerät wenige Sekunden um sich auf die neue Situation einzustellen. Zwischenziele können während der aktiven Navigation jederzeit eingefügt werden. Aufgrund der multiplen Einsatzszenarien für die Topo-Deutschland stehen dem Nutzer diverse Optionen zur Beeinflussung der Routenplanung zur Verfügung, welche teilweise durch die Auswahl des Nutzerprofils (Fußgänger, Fahrrad, Auto, Geocache etc.) vorgegeben werden. Mautstraßen und Autobahnen lassen sich so ebenso vermeiden wie Kehrtwenden, Hauptverkehrs- oder unbefestigte Straßen. Etwas vermisst wurde lediglich die Option, unterwegs nach Zielen entlang der Routenführung zu suchen, was bei Planung von Mittagspausen zu manchem Umweg führte.

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Als besonderes Feature bewirbt Garmin die „ActiveRouting“-Funktionalität der Topo Deutschland. Abhängig vom Aktivitätenprofil (zu Fuß, Wandern, Bergsteigen, Tourradfahren, Mountainbiken etc.) bietet die Karte jeweils für die Aktivität passende Streckenführungen. Auch wenn Garmin im Handbuch einschränkend darauf hinweist, dass der Routenvorschlag zunächst auf „Attraktivität und Sicherheit qualifiziert“ werden müsse, erwies sich das während des Testzeitraums genutzte „ActiveRouting“ als insgesamt recht akzeptabel.

Doch nicht jeder Nutzer möchte sich seine Reiseroute vom Navigationsgerät vorschreiben lassen, sondern verwendet selbsterstellte oder aus dem Internet im GPX-Format heruntergeladene Tracks bzw. orientiert sich anhand schlichter Wegpunkte. Das auf diese Weise organisierte Routing per Karte und/oder Kompass klappt mit dem Oregon und beiden installierten Karten überzeugend, die Streckenführung ist unterwegs gut ablesbar und problemlos nachzuvollziehen.

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