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Mit der pocketnavigation.de Navithek bieten wir unseren Lesern seit kurzem einen besonderen Service und stellen Navigationsgerät zum kostenlosen Ausprobieren für einen Zeitraum von drei Wochen zur Verfügung. Als kleine Gegenleistung, bitten wir die Entleiher uns nach ihren Tests einen kurzen Erfahrungsbericht zukommen zu lassen.
In diesem Artikel wollen wir den Testern des Garmin nüvi 3597LMT einen Platz geben und ihre persönlichen Erfahrungsbericht veröffentlichen. Wer ebenfalls gerne einmal ein neues Navi testen möchte, kann sich gerne über die Navithek für ein Gerät seiner Wahl bei uns melden. Unter redaktion@pocketnavigation.de nehmen wir gerne auch Leser-Tests entgegen, die ohne vorherige Nutzung der Navithek entstanden sind.
Preis Bezugsquelle:
Das Garmin nüvi 3597LMT ist zum Preis von amazon.de erhältlich.
beiLeser-Test von Wolfgang S. zum Garmin nüvi 3597LMT
Dieser Bericht enthält Erfahrungen unserer Leser, die nicht mit der Meinung der Redaktion oder des Betreibers übereinstimmen müssen. Den Testbericht zum Garmin nüvi 3597LMT der Redaktion gibt es hier.
Garmin hat mit dem Nüvi 3597 ein Topmodell auf den Markt gebracht, welches ich dank des großartigen Angebots von pocketnavigation.de ausgiebig testen durfte. Meine vierwöchigen Erfahrungen auf rund 4.500km Reise schreibe ich hier gerne auf. Als langjähriger Nutzer des ehemaligen TomTom Topmodells GO 940 (Karten und Gerät aus 2009) war ich sehr gespannt auf das Ergebnis. Warum ich das Garmin Spitzenmodell am Ende nicht uneingeschränkt empfehlen kann, zeigt sich im Verlaufe des Berichts.
Das sehr filigran und edel anmutende 5-Zoll-Gerät ist in seiner Kombination mit einer Auflösung von 800 x 480 nach meinem Empfinden für die Navigation perfekt. Viele, aber nicht zu viele Informationen. Brillante und sehr scharfe Darstellung, trotz des glänzenden Displays auch bei Sonne gut ablesbar. Lediglich beim Tragen einer polarisierenden Sonnenbrille muss man im richtigen Winkel auf das Display schauen, sonst bleibt der Bildschirm „schwarz“. Übrigens trifft diese positive Einschätzung auch beim Fahren im geöffneten Cabrio zu. Der schicke Silberrahmen spiegelt sich etwas in der Frontscheibe, daran gewöhnt man sich aber. Die Spiegelung durch das helle Display stört in der Nacht etwas mehr, vermutlich ein Tribut an die gute Ablesbarkeit bei Helligkeit. Bedauerlich, dass Garmin auf eine mittels Lichtsensor gesteuerte Umschaltung von Tag- auf Nachtbeleuchtung verzichtet. Bei Fahrten durch Tunnel oder in der Dämmerung ist die Tagbeleuchtung schon sehr grell. Die automatische zeitgesteuerte Tag-/Nachtschaltung ist hier nur ein kleiner Trost. Insgesamt sehe ich bei Display und Grafik aber eine enorme Weiterentwicklung der Navis in den letzten Jahren.
Obwohl der TMC Empfänger im etwas klobig geratenen Ladekabel integriert ist, erfolgen Verkehrsmeldungen nur bei Anschluss der mitgelieferten Wurfantenne zuverlässig. Meldungen werden im Display automatisch und übersichtlich eingeblendet. Wie auch bei anderen Geräten ist die Qualität von TMC-Meldungen gelegentlich anzuzweifeln. Mangels passenden Smartphones konnte ich die Live-Meldungen via Smartphone-Link nicht testen. Hier zwei Beispiel-Screenshot:
Der Halter sitzt an der Frontscheibe sehr fest, das Navi wackelt auch während der Fahrt kaum. Durch den magnetischen Verschluss lässt sich das Navi im Halter schnell und einfach einklinken bzw. entnehmen. Meine Befürchtung, dass der Magnet, wenn er in der Nähe von Portemonnaies mitgeführt wird, möglicherweise Magnetkarten (z. B. Kreditkarten) zerstört, hat sich bisher noch nicht bestätigt. Der im Halter verbaute zusätzliche Lautsprecher verbessert die Sprachausgabe der Ansagen spürbar. Hier bekommt man wirklich Premium.
Nun aber zum wichtigsten Punkt – die Routenführung. Mein Test verlief in zwei Abschnitten. Im ersten Abschnitt habe ich das Navi innerhalb von Deutschland parallel zu der in meinem BMW fest eingebauten Navigation „BMW Professional“ (Karte Software aus 2009) genutzt. Ich war gespannt darauf, wie sich das 300-EUR-Premium-Gerät im Vergleich zu einer über 3.000 EUR teuren Festeinbaulösung schlägt.
Insgesamt recht gut, die Berechnung der Routen erfolgt sehr schnell, auch bei einem Abweichen von der vorgesehenen Route hat das Garmin-Navi sehr schnell reagiert. Die Routenführung war meistens sinnvoll. Auf mir bekannten Routen hat das BMW-Navi gelegentlich eine etwas bessere Route gewählt, aber die Garmin-Führung war durchaus akzeptabel. Einzig auf der Rückfahrt von Hamburg nach Gütersloh wollte die Garmin partout nicht auf eine zwar längere, aufgrund von Staumeldungen auf der Autobahn A2 aber sinnvolle Route über die Autobahn A1 wechseln. Selbst bei Berechnung von Alternativrouten schlug sie diese Möglichkeit nicht vor. Dafür sehr positiv: Eine tageszeitabhängig wechselnde Einbahnstraßenregelung in Hamburg wurde von Garmin im Gegensatz zur BMW-Navigation berücksichtigt.
Bemängeln muss ich allerdings, dass das Garmin gelegentlich kleine oder kürzere Straßen bevorzugt. Dies führt trotz Vorgabe „kürzere Fahrzeit“ im Gegenteil sogar zu längeren Fahrzeiten. Denn wird die Fahranweisung ignoriert, ändert Garmin seinen Kurs und führt auch prompt eine sofortige Neuberechnung durch – mit verkürzter Ankunftszeit!
Im zweiten Abschnitt begleitete mich das Garmin-Navi in einem anderen Fahrzeug über rund 3.500 km auf einer Cabrio-Urlaubsreise durch die französischen Hochalpen bis an die Côte d’Azur. Abschnittsweise hatte ich hier mein TomTom GO 940 parallel im Betrieb. In diesem Härtetest offenbarte sich die m.E. deutlichste Schwäche des Gerätes. Während der Satellitenempfang im ersten Abschnitt ohne Beanstandung war, änderte sich das Bild mit Erreichen der Berge. Das Garmin verlor immer mal wieder den Empfang. Nun ist das nach meinen Erfahrungen in bergigen Regionen bei mobilen Navis nicht ungewöhnlich. Auch mein TomTom geriet auf derselben Strecke immer wieder mal aus dem Tritt. Der entscheidende Unterschied jedoch war, dass das TomTom mit wenigen Ausnahmen nach kurzer Zeit wieder „in der Spur“ war, während das Garmin kilometerlang ohne Signal auskommen musste. Anhalten und/oder Ausschalten half in diesen Fällen auch nicht weiter. Es dauerte auch im Stand ewig, bis Garmin wieder den Durchblick hatte. Auffällig war auch, dass selbst nach Wiederfinden des Standortes anschließend noch lange Zeit unplausible Höhenangaben geliefert wurden. Unterschiede von bis zu 1.000 Metern waren hier zu beobachten. Die Probleme traten besonders stark in den Hochalpen auf, blieben jedoch auch in anderen bergigen Regionen nicht aus. Anzumerken ist, dass alle von mir genutzten Fahrzeuge über keine metallbedampften oder mit Heizdrähten versehenen Frontscheiben verfügen, d.h. negative Einflüsse aufgrund der Verglasung scheiden aus. Aufgrund dieser Erfahrung komme ich für mich persönlich zu dem Ergebnis, das Garmin-Navi trotz vieler wirklich positiver Eigenschaften nicht zu kaufen. Meine alljährlichen Fahrten in die Alpen bilden einen großen Anteil meines Navigationsbedarfs, eine stets zuverlässige Ortung ist daher für mich kaufentscheidend. Nutzer, die das Gerät überwiegend in nicht so bergigen Regionen nutzen, mögen dies anders beurteilen. Anbei ein paar Screenshots aus verschiedenen Situationen:
Die Ansagen kommen gelegentlich etwas spät. Da die optische Anzeige jedoch sehr genau ist, halte ich dies für unkritisch. Exzellent sind übrigens die ergänzenden Hinweise beim Abbiegen, z.B. „an der Ampel links“.
Zur Darstellung der Karten selbst: Der automatische Zoom funktioniert insgesamt gut, allerdings gibt es immer wieder mal Bereiche während der Fahrt, wo der Maßstab deutlich zu klein war. Da zu allem Überfluss auch die eingeblendeten POIs relativ sperrig sind, führt das schon mal dazu, dass die entscheidenden Informationen kurzzeitig verdeckt sind. Hier besteht noch Verbesserungspotenzial, etwas Abhilfe bringt zunächst die Abwahl der POIs. Ein Beispiel-Screenshot aus Hamburg:
Gut gemeint, aber in den Bergen eher hinderlich ist die Option „3D-Gelände“. Beim Durchfahren von Tälern verdunkelt die optische Hervorhebung der Höhenunterschiede die Ansicht so sehr, dass ich die Option schnell abgewählt habe. Zur Verdeutlich zwei Screenshots, einmal mit „3D“, einmal ohne. Im Fahrbetrieb wirkt das Ganze übrigens noch deutlicher als hier:
Ein paar unsortierte Erfahrungen:
- Der Vorgabewert „weniger Verbrauch“ bei der Routenplanung ist in der derzeitigen Form aus meiner Sicht Unsinn. Demnach sollte ich bei Auswahl dieser Option von Gütersloh nach Hamburg ausschließlich über Landstraßen fahren. Rechnerisch mag das tatsächlich der niedrigste Verbrauch sein, aber auf einer Strecke von rund 270 km ist das ökonomischer Quatsch. Hier sollte sich Garmin ein Beispiel an TomTom nehmen. Es wäre insgesamt auch erfreulich, könnte man diese Option bei der Zieleingabe individuell anwählen.
- Die berechnete Ankunftszeit ist bei längeren Touren m.E. sehr optimistisch. Da waren sowohl das BMW-Festeinbau-Navi, als auch das „alte“ TomTom deutlich realistischer.
- Nervig: Da gibt es ausgezeichnete und umfassende Reiseinformationen, von denen man sich sogar drei eigenhändig auswählte Werte rechts im Display ständig anzeigen lassen kann (Screenshot rechts), aber die m.E. wichtigsten Infos (Ankunftszeit, km bis Ziel, ggf. aktuelle Uhrzeit) können nur in einem weiteren Feld einzeln dargestellt werden. Es ist aus meiner Sicht völlig unverständlich, weshalb Garmin hier die Auswahl beschränkt. Ich habe mich darüber ständig geärgert.
- Freisprecheinrichtung: Da scheint es, wie schon in Foren berichtet wurde, einige Probleme zu geben. Bei einem kurzen Test ist es mir nicht gelungen, dass der Gesprächspartner mich versteht.
- Die PC-Verbindung klappte nicht immer reibungslos, irgendwie habe ich es aber doch hinbekommen
- Bei längeren Fahrten arbeitet das Garmin offenbar an seiner Leistungsgrenze. Gelegentliche Abstürze mit automatischem Neustart blieben jedoch folgenlos, da das Navi anschließend seine Arbeit dort aufnahm, wo sie vorher abgeschmiert war. Bisweilen konnte ein Absturz durch simples Ignorieren der Routenanweisung ausgelöst werden. Vielleicht war es in diesem Fall aber auch einfach nur Rache.
- Positiv: Längere Tunnel sind entgegen meiner Befürchtung kein Problem. Obwohl kein Gyrosensor verbaut ist, simuliert das Navi trotz fehlender Satellitenverbindung zuverlässig weiter.
- Meldungen zu Gefahrenpunkten irritieren oftmals mehr, als dass sie nützen. So wurden gelegentlich Gefahren in über 30km Entfernung gemeldet. Problem dabei: Die Warnungen wurden auch schon mal im Minutentakt mit akustischem Signal wiederholt und nervten schließlich nur noch. Davon abgesehen ist eine Warnung vor einer mobilen Radarfalle in 50km Entfernung nur sehr begrenzt von Interesse
Mein Fazit: Garmin ist auf dem richtigen Weg, muss aber in einigen Punkten noch nachbessern. Der Empfang oder zumindest das Wiederfinden nach verlorenem Empfang ist für mich die dringlichste Aufgabe. Auf meiner Reise durch die Alpen war ich jedenfalls heilfroh, meine fünf Jahre altes TomTom dabei zuhaben. Andere Kritikpunkte sind aus meiner Sicht verschmerzbarer, allerdings bedürfen auch diese der Nachbesserung, sofern sich Garmin als Anbieter von Premiumgeräten bezeichnen möchte. In der Preisklasse um 300 EUR erwarte ich Perfektion, ansonsten navigiert auch ein 150-EUR-Gerät sauber. Obwohl nebensächlich, möchte ich dennoch nicht unerwähnt lassen, dass aktuelle Spitzenmodelle (dies gilt meines Wissens auch für andere Hersteller) auf navifremde aber nützliche Zusatzfunktionen wie z.B. mp3-Player mit Radio-Transmitter verzichten. Da ich gelegentlich auch ältere Fahrzeuge mit althergebrachten Radios nutze, würde ich diese Funktion bei einer Neuanschaffung vermissen. Wie gesagt, ich bewerte hier ein Spitzenmodell, keine 08/15 Navi.
Abschließend nochmals ein herzliches Dankeschön an das Team von pocketnavigation.de. Die Möglichkeit, Navigationsgeräte so umfangreich zu testen, ist einzigartig und sehr hilfreich.
(Stand 13.09.2013)
Das Garmin nüvi 3597LMT ist zum Preis von amazon.de erhältlich.
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