Am 3. Juni 2013 fand vor der finnischen Ostseeküste östlich von Helsinki die erste Praxiserprobung eines Seekajak-Navigationssystems statt, das auf Smartphonetechnik basiert. Projektleiter Dr. Ari Alamaäki von der finnischen Universität Haaga Helia bat ins Boot, um während einer zweitägigen Seekajak-Tour zu einigen finnischen Ostsee-Inseln das neue System bei Sonne, Wind und Wasser auszuprobieren. Mit dabei: Kristian Sievers, Geographiedozent an der Haaga Helia, Projektmanagerin Elisa Aunola, zwei Samsung-Galaxy S2- und S3-Smartphones, ein iPhone 4s, ein iPad und pocketnavigation.de als externer Experte. Die Exkursionsleitung übernahm Ilkka Lariola, Seekajak-Ausbilder und Inhaber des größten finnischen Kajakvermietbetriebs „Natura viva“, der auch die Tourenvorschläge entwickelte. An der Entwicklung des Mobile Guides sind zahlreiche Firmen beteiligt, unter anderem auch Nokia.
Für den Endkunden zeigt sich der „Mobile Guide“ als sehr einfach zu bedienen. Als Tourist kann man sich die App samt Karten kostenlos auf sein Smartphone (derzeit IOS und Android) herunterladen, wählt eine der vorgeschlagenen Touren aus und startet dann die Navigation. Wie bei einer klassischen Route wird man per Luftlinie von Wegpunkt zu Wegpunkt geführt. Das Smartphone zeigt die eigene Position auf einer topographischen Karte des finnischen Karttakeskus-Verlages, womit auch gelegentliche Landausflüge kein Problem sind. Eine Kompassfunktion dreht die Karte in die Fahrtrichtung. Ist der Richtungspfeil grün, stimmt die Richtung, ist er rot, muss der Kurs korrigiert werden. Multimediale POIs erläutern die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Datenfelder zu Geschwindigkeit, Entfernung und Zeit zeigen weitere Informationen zur Tour.
Das Herzstück des Mobile Guides ist aber sein flexibles Redaktionssystem. Denn um das System landesweit einsetzen zu können – übrigens auch für Radfahrer und Wanderer – können sich touristische Regionen und Reiseveranstalter beteiligen und ihre Touren und POIs über einen Internetzugang direkt auf der digitalen Karte der Mobile Guide-Plattform erzeugen und für den Kunden bereitstellen. Diese Partner können den Inhalt auch jederzeit aktualisieren. Die Kunden wiederum erhalten über die Webseite der Unternehmen kostenlosen Zugang zu Karten, Touren und POIs – gefiltert für das jeweilige Unternehmen und die gewünschte Sportart. Die Karten für diesen Content-Zugang stammen von der finnischen Landesvermessung, die ihre Daten seit Kurzem lizenzfrei anbietet. Es ist geplant, das Forschungsprojekt in ein privat finanziertes Modell zu überführen.
Unser Eindruck: ein durchaus richtungsweisender Ansatz, der durch optimale Hardware (Outdoor-Smartphones ohne spiegelnde Schutzhülle) und ein paar zusätzliche Funktionen (Trackrecording und -navigation) noch verbessert werden kann. In Kürze wird der Mobile Guide auch auf Deutsch verfügbar sein. Das Ganze kann man bei einem Finnland-Urlaub auch ohne großen Aufwand ausprobieren, denn das Kajak-Center Natura Viva befindet sich etwa 20 Autominuten vom Flughafen entfernt, noch im Stadtgebiet von Helsinki. Das „Land der 1000 Seen“ hat übrigens auch gefühlte hunderttausend Inseln – da ist Orientierungshilfe angesagt.