Mit einer Dreifach-Digitalkamera (siehe Bild rechts) hat die Schweizer Firma BSF Swissphoto mit Sitz in Schönefeld (Dahme-Spreewald) jetzt die beiden Städte Potsdam und Berlin zeitgleich aus mehreren Perspektiven erfasst.
Das aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Schrägbildsystem AOS“ (Aerial Oblique System) wird vom Bundesforschungsministerium gefördert und sowohl vom Fraunhofer als auch von der Fachhochschule Potsdam wissenschaftlich begleitet.
Die Technik
Photogrammetrie heißt der Fachausdruck für Mess- und Auswerteverfahren mit Hilfe der Fotografie. Bei dem Einsatz von insgesamt drei Flugzeugen, die jeweils mit einer rotierenden Dreifachkamera (je 39 Megapixel) ausgestattet sind, werden Senkrecht- und Schrägaufnahmen von den Städten gemacht. Es entstehen immer drei Aufnahmen zur gleichen Zeit: ein senkrechtes und zwei schräge Bilder. Durch die Drehbarkeit der Kamera werden jedoch auch Schrägbilder von der Landschaft links und rechts sowie vorne und hinten erfasst. Damit entstehen insgesamt fünf Ansichten eines Hauses: eine von oben und vier schräge aus vier Himmelsrichtungen.
Zusammengesetzt ergeben die Bilder dann z.B. die Grundlage für eine 3D-Stadtansicht (z.B. wird eine Dachansicht mit seiner Fassade verknüpft). Das Verknüpfen der fünf Perspektiven soll komplex automatisiert geschehen (siehe Bild links).
Das Besondere an dem Projekt ist, dass die Kamera mit einem sogenannten Trägheitsnavigationssystem verbunden ist, das die Position und Geschwindigkeit des Flugzeugs sehr genau bestimmt. Zusammen mit z.B. GPS erlaubt dies wiederum das Errechnen von Positions- und Winkeldaten eines Gebäudes bis zu einer Genauigkeit von einem 1000stel Grad des Erdkoordinatensystems (Quelle: iq brandenburg).
Die Luftaufnahmen für die beiden Städte Potsdam und Berlin wurden in einer Höhe von 800 Metern durchgeführt. „Die Flugbewilligung in Berlin für eine Höhe von 800 Metern war für uns schon eine Herausforderung“ äußerte sich der Produktionsleiter von Swissphoto Albert Wiedemann gegenüber der Märkischen Oberzeitung.
Anwendungsgebiete
Swissphoto sieht die Einsatzmöglichkeiten seines Projektes in der Immobilienwirtschaft, bei Navigationssystemen, im Bereich der Stadtplanung (3D-Stadtmodelle, Fassadentexturierung), im Tourismus, bei der Orthophotoherstellung (maßstabgetreue Flächenabbildung) und in der Messung von Dachüberständen.
Das Beruhigende im Hinblick auf die letzten Streitigkeiten über Google Streetview: Da die Aufnahmen eine Auflösung von etwa 10 Zentimetern besitzen, können keine Details wie Gesichter erkannt werden.
.