HTC Velocity 4G: Vodafone legt den Turbo ein

Konnektivität

Konnektivität in Form von 4G/LTE ist natürlich das Kernthema des HTC Velocity 4G. Daher ersparen wir uns die an dieser Stelle üblichen Test_Teilberichte über WiFi n, Bluetooth (leider statt energiesparendem und schnell verbindendem BT 4.0 nur die etwas stromzehrende Variante 3.0), DLNA, (PC-)Synchronisation, Telefon, USB-Tethering und WLAN-Hotspot. Wir versichern, dass alles ordnungsgemäß funktioniert und beschränken uns auf Unterschiede zu anderen Smartphones.

Cloud-Computing

HTC spart sich die Mühe einer eigenen Cloud und bietet stattdessen Dropbox an, eine App, die auch bei Google Play/Android Market für Jedermann kostenlos erhältlich ist. Bis 2 GB Speicherplatz ist der Kunde damit bestens, nämlich gratis, bedient. Darüber hinaus werden etwas happige knapp 10 USD/Monat für 50 GB oder knapp 20 USD/Monat für 100 GB Speicherplatz fällig. Dropbox wurde schon öfter gebeten, Speichervolumina und Preise feiner zu staffeln, passiert ist bisher nichts.

Externe Schnittstellen

MHL-HDMI-Adapter

Das HTC Velocity 4G besitzt wie einige Smartphones der Konkurrenz eine MHL-USB-Schnittstelle (Mobile High-Definition Link). MHL scheint sich langsam als Standard bei Geräten herauszukristallisieren, die über keinen proprietären HDMI-Port verfügen. Über einen MHL-HDMI-Adapter wird das Telefon direkt an die HDMI-Schnittstelle des HD-Endgerätes (TV, Monitor, Beamer) für Multimediazwecke angeschlossen. Das ist immer dann zu empfehlen, wenn DLNA bei Netzwerkproblemen oder -schwankungen unrund läuft.

Nachteilig bei MHL-Adaptern ist immer noch, dass sie eine eigene Stromversorgung benötigen, entweder über einen USB-Port oder ein USB-Netzgerät. Das Velocity 4G akzeptierte jedenfalls klaglos unseren Samsung MHL-Adapter, mit dem es uns immer ins rechte Bild setzte. Leider ist das Velocity 4G nicht USB-Host-fähig; allerdings wären mögliche Anwendungen (USB-Sticks, -Tastaturen usw.) vielleicht etwas exotisch.

Mobiles Breitband-Internet 4G/LTE

Stationäre LTE-Nutzung

LTE (Long Term Evolution) war ursprünglich als DSL-Ersatz für Gebiete gedacht, die unter mangelnder Breitband-Versorgung litten. Nach den gesetzlichen Vorgaben gingen die Provider mit ihrer zunächst für den stationären Einsatz gedachten Technik erst in die ländliche Fläche, um nun auch in Ballungsräume vorzudringen. Glaubt man den Versorgern, stellt LTE einen Quantensprung im Mobile (und stationären) Computing dar, und diesmal stimmen die Sprüche. Mit theoretischen Downloadraten bis 50 Mbit/s (später 100 Mbit/s) wäre jede (A- oder V-)DSL-Leitung überflüssig, wenn eine flächendeckende Versorgung vorläge und die Preise attraktiv wären. An beidem hapert es momentan noch, und ob man unbedingt Turbo-Internet auf dem „Handy“ haben muss, ist noch eine andere Frage.

Antenne LTE-Basisstation

Deutschland hat die Frequenzen 800 MHz (Band 20, altes Analog-TV) und 2600 MHz (Band 7) für LTE reserviert. Das sollten diejenigen wissen, die mit US-Geräten liebäugeln, denn dort sind 700 MHz Standard. Der US-Bruder des HTC Velocity 4G, das HTC Vivid, besitzt diese Technik, und wer dieses Gerät nach Deutschland importiert, wird spätestens hier schmerzlich die Inkompatibilität spüren. Behält der Kunde diese Zahlen im Hinterkopf, lassen sich Flops wie beim iPad3 vermeiden, dessen LTE-Fähigkeit Apple zunächst auch in Deutschland bewarb, dann aber zurückzog, nachdem die ausschließliche US-Tauglichkeit bekannt wurde.

LTE ist nur Daten-transferfähig, in dem Netz kann nicht telefoniert werden. Das stellt alle Hersteller vor ein Problem: Erhält der Nutzer während des Turbo-Surfens im Internet einen Anruf oder möchte selbst telefonieren, muss blitzschnell – für den User unmerklich – zwischen LTE und GSM umgeschaltet werden. Eventuelle Daten-Down- oder -Uploads werden unterbrochen und müssen nach dem Telefonat wieder aufgenommen werden (Resume). Das war bisher nicht möglich, Firmen wie Qualcomm arbeiten aber daran und haben für die nächste Generation bereits eine Lösung parat.

Einen weiteren Nachteil hat die aktuelle LTE-Technik noch zu verzeichnen: Buchen sich weit mehr als hundert Nutzer in eine LTE-Funkzelle ein, sinken Download- und Uploadraten erheblich. Das hat E-Plus dazu veranlasst, gemeinsam mit ZTE (China) über eine „gerechte“ LTE nachzudenken, nur will E-Plus hierfür die Frequenzen 1800 MHz, 2100 MHz und 2600 MHz nutzen, was die Hersteller vor erneute Kompatibilitätsprobleme stellen dürfte.

Drahtlose Evolution

Vodafone hat sich als LTE-Pionier hervorgetan und vergleicht plakativ die Entwicklung des mobilen Internets von GPRS bis LTE mit der Menschwerdung von den Anthropitecen bzw. frühen Hominiden bis zur angeblichen Krone der Schöpfung, dem Homo Sapiens Sapiens. Scherz beiseite: Wir haben als Versuchsgebiet Potsdam ausgesucht und uns auf Vodafones parzellenscharfe bzw. adressgenaue LTE-Versorgungskarte verlassen.

Wir waren doch schon ein wenig enttäuscht, dass in ausgewiesenen LTE-Outdoor-Gebieten selbst außerhalb von Gebäuden kein Empfang möglich war. Das mag entweder an ungenauer Karte oder an der Empfangstechnik des Velocity 4G liegen. Wir mutmaßten schon, das LTE-Modem habe einen Defekt; das Velocity 4G war aber völlig in Ordnung, nur vermutlich etwas empfangsschwach, denn ein Ersatzgerät wies dieselben Eigenheiten auf. Möglicherweise hat Vodafone die LTE-Abdeckung mit empfindlicherer Empfangstechnik bestimmt, denn für stationäres LTE als DSL-Ersatz werden separate LTE-Outdoorantennen empfohlen, die ein Mobilgerät naturgemäß nicht besitzt.

An der LTE-Basisstation schließlich legte das Smartphone den Turbogang ein, und wir erreichten immerhin um die 25 Mbit/s, bei Randempfang merkwürdigerweise sogar 30 Mbit/s. Großer Wermutstropfen beim HTC Velocity 4G: Obwohl „Empfangsautomatik“ Standard ist, wollte sich das ersehnte „4G“-Zeichen nicht einstellen. Erst manuelles Umschalten per Zahlencode oder mit der App 4GTest auf „LTE only“ brachte den gewünschten Erfolg. Beim Rückschalten auf Empfangsautomatik blieb LTE stabil. So wird die neue Technik zum begrenzten mobilen Vergnügen, wenn der Nutzer anhand einer Karte bestimmen muss, ob er sich in einem LTE-versorgten Gebiet befindet und dann das Gerät zwangsumstellen muss.

   

   

Konnektivitäts-Fazit

Das HTC Velocity 4G bringt bis auf Bluetooth 4.0 alles mit, was man sich von einem modernen Spitzengerät erwartet. Mit seinem „Kerngeschäft“ – 4G/LTE – erzielt es erstaunliche Download- und Uploadraten. Erforderliche Zwangsumschaltungen auf „LTE only“ und eine augenscheinliche LTE-Empfangsschwäche – beim Vergleich mit der LTE-Versorgungskarte – trüben das Bild. Dennoch haben HTC und Vodafone ordentliche Pionierarbeit geleistet und verdienen sich fast die Höchstnote, schon aufgrund des innovativen mobilen Breitband-Internets.


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