Hardware und Display
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Das Datenblatt des Galaxy SII liest sich wie ein Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde. Anders als die Mitbewerber mit nVidia Tegra 2 oder Texas Instruments OMAP4 lässt Samsung in seinem Top-Telefon den selbstgezüchteten Exynos 4210 Chipsatz mit 2 x 1,2 GHz Dual-Core CPU den Takt vorgeben, begleitet vom Grafikprozessor (GPU) Mali-400MP (→ s. Performance).
Von Hause aus schon mit satten 1 GB RAM (Arbeitsspeicher) und 16 GB internem Speicher ausgestattet, lässt sich Letzterer nochmals extern um bis zu 32 GB MicroSDHC erweitern. Platzmangel dürfte es also nicht geben. Natürlich dürfen Chips für WLAN b/g/n mit bis zu 300 Mbit/s, HSPA+, Bluetooth 3.0+ HS (High Speed) sowie das übliche Sensorenpaket nicht fehlen. Das FM-Radio ist RDS-fähig und zeigt somit die Senderkennung an.
Auf der Rückseite finden wir unten einen lauten, manchmal etwas knarzigen System-/Medienlautsprecher sowie oben die 8-Megapixel-Stereo-Kamera mit Autofokus, Gesichtserkennung, Smile-Shutter und LED-Blitz, die auch Videos in Full-HD 1080p schießen kann. Die Vorderseite enthält eine 2-Megapixel-Frontkamera für Videotelefonate und Ähnliches sowie den Telefonlautsprecher. Zugang zu den SIM- und SD-Kartenschächten erlangt man durch komplettes Entfernen der Rückseite.
Die Schmalseiten/Umrahmungen nehmen Mikrofon, Micro-USB-Schnittstelle, einen 3,5 mm Audio-Klinkenanschluss sowie eine seitliche Lautstärkewippe auf. Highlights sind die Ausgabe von HD-Medieninhalten über UPnP/DLNA oder HDMI (mit relativ günstigem Spezial-Adapterkabel) auf HD-fähige Endgeräte sowie USB-Host – von Samsung als USB Gender bezeichnet – zum direkten Anschluss von Speichersticks, mobilen Festplatten, USB-Tastaturen oder Druckern.
Das Galaxy SII ist mit 117 g nicht nur der leichteste sondern mit 8,5 mm Stärke auch noch der dünnste Doppelkerner am Markt (Vergleichsgeräte im → Bild: HTC Desire HD unten, Samsung Galaxy SII oben). Ein gefordertes Galaxy SII erhitzt sich geringfügig, was sich neben den schlanken Abmessungen angenehm in der Hemdbrusttasche bemerkbar macht, da es an dieser Stelle herzerwärmend wirkt. Unfassbar, dass Samsung so viel Spitzentechnik bei deratigen Dimensionen unterbringen konnte.
Die Verarbeitung hinterlässt einen tadellosen Eindruck. Die rückwärtige Abdeckung mit Riffelmuster und geringen Spaltmaßen wirkt zunächst zusammen mit dem Snap-in-System etwas billig – bis man bei genauem Hinsehen und Anfassen feststellt, dass sie aus hochfestem, enorm Gewicht sparendem Kunststoff besteht. Selbst Verbieger können ihr nichts anhaben. Das Design der vom 4,3 Zoll Super AMOLED Plus Touchscreen beherrschten Vorderseite mit Zentraltaste und durchgängiger Verglasung ähnelt entfernt Apples iPhones – weshalb die streitsüchtigen Kalifornier den koreanischen Konzern wegen Patentverletzung verklagten, der wiederum in 10 Punkten zurückklagte.
Die Haptik lässt kaum Wünsche offen. Die Bestnote ist daher keine Überraschung.
Samsung hat seinem Top-Modell einen riesigen 4,3 Zoll WVGA-Bildschirm mit allerdings „nur″ 800 x 480 PixelnAuflösung spendiert. Die Auflösung liegt damit genauso wie beim HTC Desire HD bei 216 ppi (pixels per inch/Pixel pro Zoll). Schärfere Displays bei derselben Anzeigengröße bieten das HTC Sensation und Evo 3D mit Super-TFT-LCD-qHD Widescreen (256 ppi), die auch noch dank höherer Auflösung mehr Inhalt – bespielsweise bei Navigation oder Internetbrowser – darstellen können, dagegen beim Kontrast schwächeln und etwas blass wirken.
Dennoch: Was für ein Display! Dank Super AMOLED Plus (Nachfolger der Super AMOLED Anzeige beim Galaxy S I9000) wirken die Farben des Galaxy SII lebendig, der Kontrast – auch und gerade im Grau- sowie Schwarz-Weiß-Bereich mit unerreicht tiefem Schwarz, reinem Weiß und kräftigem Grau – ist einsame Spitze, und die LED besitzen eine hohe Detailschärfe „in sich″, sodass sich Unterschiede zu Anzeigen mit höherer Pixeldichte kaum bemerkbar machen. Diese Detailschärfe ist der Anzahl der Sub-Pixel geschuldet: Während eine „herkömmliche″ AMOLED-Anzeige mit einer 8-Sub-Pixel-Matrix auskommen muss – gleichbedeutend 768.000 Sub-Pixeln bei WVGA-Auflösung –, ist es bei Super AMOLED Plus eine 12-Sub-Pixel-Matrix, die bei WVGA insgesamt 1.152.000 Sub-Pixel erzeugt.
Der Betrachtungswinkel spielt im Gegensatz zu LCD eine wesentlich geringere Rolle, der Touchscreen ist aus allen Winkeln hervorragend ablesbar. In Innenbereichen oder im Schatten kaum zu toppen, verlieren die organischen LED im Hellen gegen die (Super-)TFT-LCD-Technologie. Deshalb hat Samsung das Galaxy SII mit einem Outdoor-Modus ausgestattet: (Farb-)Kontrast und Helligkeit werden so überdreht, dass der Touchscreen auch draußen besteht, auch wenn es nicht mehr ganz so natürlich aussieht. Auch im Vergleich zum Retina-Display des iPhone 4 sind Kontrast und Ablesbarkeit aus ungünstigen Winkeln besser, während sich das Retina-Display dank größerer Helligkeit mehr im Außeneinsatz bewährt. Die Ironie dabei ist, dass Samsung die Retina-Anzeigen für Apple fertigt und liefert (→ Vergleich in der unteren Bildreihe von links nach rechts [© phoneArena]: Super AMOLED Galaxy S; Super AMOLED Plus Galaxy SII; Retina Display iPhone 4. Linkes Bild: Betrachtung von oben, rechtes Bild: ungünstiger Betrachtungswinkel).
Einen Nachteil besitzen AMOLEDs noch: sie sind einfach teurer; aber das stört das Galaxy SII nicht, da im Preis inbegriffen. Ursprünglich sollten HTCs Topmodelle ebenfalls mit Super AMOLED ausgeliefert werden, doch vorgebliche Lieferengpässe Samsungs verhinderten das, und Sony sprang mit Super-LCD kurzfristig ein. Wie auch immer: Eine Anzeige, die alles kann, die sowohl im Hellen als auch Dunkeln aus allen Winkeln gleichermaßen gut ablesbar ist, eine hohe Auflösung besitzt, spritzige Farben mit entsprechendem Kontrast liefert und noch bezahlbar ist, muss erst erfunden werden. Der Nutzer muss sich zurzeit zwischen (Super-)TFT-LCD und (Super) AMOLED (Plus) entscheiden. Haben wir dem HTC Sensation wegen hoher Auflösung und Schärfe ein „sehr gut″ gegeben, tun wir Ebensolches beim Galaxy SII für die lebendigen Farben, den satten Kontrast, die hohe Detailschärfe und die exzellente Ablesbarkeit aus allen Winkeln.