Wer kennt das nicht: kaum nähert man sich einer Grenze und das mobile Gerät meldet, dass das eigene Land verlassen wurde, wird die mobile Datenübertragung schnellstens deaktiviert. Einige legen ihr mobiles Gerät sogar gänzlich still, aus Angst am Ende des Urlaubes die Rechnung nicht bezahlen zu können. Mobil kann man das nicht nennen.
Diesem Szenario möchte die EU-Kommission nun aber ein Ende bereiten, oder wie laut eines anderen Berichtes die EU-Kommissarin Neelie Kroes am Mittwoch in Brüssel gesagt haben soll: „Ein Mobiltelefon muss mobil sein.“
Längerfristig sollen die Tarife einander angeglichen werden und Roaming-Gebühren komplett entfallen. Doch zuerst möchte die EU den Wettbewerb im europäischen Raum etwas in Schwung bringen, indem sie vorschlägt, dass jeder Verbraucher ab 2014 zwei Mobilfunkverträge abschließen könne, einen regulären Vertrag für das eigene Land zuhause und einen zweiten für Reisen ins EU-Ausland. Dabei soll der Kunde innerhalb des zweiten Vertrages die Möglichkeit erhalten, sich die günstigeren Roaming-Tarife für Auslandstelefonate auszusuchen, ohne aber einen SIM- oder Handynummern-Wechsel vornehmen zu müssen.
Im Sommer 2007 stimmte der EU-Ministerrat einer schrittweisen Absenkung der Preisobergrenze für Roaming-Gebühren zu. Im Jahre 2008 und 2009 folgten weitere Preisobergrenzsenkungen.
All dies bewog die Mobilfunknetzbetereiber jedoch nicht dazu, in Wettbewerb miteinander zu gehen und die Preise für Telefonate selbständig zu senken. Deshalb möchte die Kommission diese Betreiber nun verpflichten, ausländischen Konkurrenten Zugriff auf das eigene Netz einzuräumen. So könnte ein einheimischer Anbieter Roaming-Dienste im Ausland anbieten, obwohl er dort keine nationalen Dienste vertreibt. Nichtsdestoweniger möchte die Kommission weiterhin und zusätzlich dazu die Preisobergrenzen regulieren. So sollen für Auslandsgespräche ab 2014 noch 24 Cent pro Minute anfallen (plus Mehrwertsteuer), für eingehende Anrufe 10 Cent.
Das mobile Internet soll gleichfalls Preisregulierungen erfahren. Nicht nur die Großhandelspreise (welche Anbieter sich untereinander berechnen) werden weiter reguliert werden, sondern auch die Endkundenpreise beim mobilen Surfen sollen nun gedeckelt werden (bislang nur Telefonate). Nutzer des mobilen Internets sollen von Juli 2012 an pro Megabyte maximal 90 Cent zahlen. Bis 2014 soll dieser Preis durch Regulation auf 50 Cent pro Megabyte gesenkt werden.
Was für den Verbraucher alles schön klingt, findet bei den IT-Verbänden keinen großen Anklang. Im Gegenteil. Der IT-Branchenverband BITKOM spricht gegenüber der dpa von scharfen Markteingriffen und sogar negativem Auswirkungen, die dem Markt hohe Summen entziehen und dadurch den Breitbandausbau gefährden würden.