Acer Stream: Wolf im Schafspelz

Software und Navigation

Die Software-Ausstattung ist äußerst umfangreich. Mit Acer Shell 4.0 kommt eine Reihe standardmäßiger Software:

– Facebook und Twitter vereint in der Applikation „SocialJogger“
DocumentsToGo (Office-Paket, Basisversion)
RoadSync (Synchronisierungssoftware für unterwegs, setzt Exchange Server voraus)
– Y
ouTube
FM-RDS-Radio
Google News
Musikerkennung MusicA in Zusammenarbeit mit Aupeo
Barcode Scanner
Wissenschaftlicher Taschenrechner
Geotagged Fotografie
Acer-eigene Audio- und Videoplayer
Spinlets Music

um nur einige zu nennen. Dabei sind auch merkwürdige Kreationen wie urFooz zu bewundern, deren Nutzen sich nicht unmittelbar erschließt. Ebenso wenig fehlt eine Widget-Applikation, die die Home Screen nutzerspezifischen Bedürfnissen anpasst. Diese Funktion lässt sich auch durch längeres Drücken des Home-Buttons aufrufen.

Leider fehlt bei Android 2.1 (Éclair) der Adobe Flash Player 10.1, der für das Abspielen von Internet-Flash-Content benötigt wird. Man muss daher den Umweg über Skyfire gehen, um Flash-Inhalte abspielen zu können. Nach dem Update auf Android 2.2 (FroYo), bei dem Adobe Flash standardmäßig eingebaut ist, erledigt sich das Problem von selbst.

Sowohl die Acer-eigene als auch von uns zusätzlich aufgespielte Software arbeiten klaglos mit der Sensorenpalette zusammen. Der Näherungssensor beispielsweise sorgt dafür, dass beim Telefonieren der Bildschirm abgeschaltet wird, damit unbeabsichtigte Berührungen des Touchscreens durch Gesicht oder Ohr unterbleiben. Ebenso wird bei entsprechender Distanz des Geräts zum Gesicht das Display wieder angeschaltet, um mit z.B. dem roten Softkey das Gespräch beenden oder einer anderen Soft-Taste das Nummernpad für numerische Eingaben (Hotlines) einblenden zu können.

Die Acer Shell fasst außerdem alle E-Mail-Konten unter einer Oberfläche zusammen, eine Eigenschaft, die HTC anlässlich einer Konferenz in London Mitte September 2010 bei der neuen HTC Sense noch als „innovativ“ gepriesen hatte. Acer hatte sie da bereits ohne viel Brimborium in sein Stream eingebaut. Weitere vorinstallierte Software verbirgt sich unter „Einstellungen/Settings“. Dort findet man beispielsweise unter dem Punkt „Telefoninfo -> Akkuverbrauch“ die sonst kostenpflichtige App „Battery Check“. Neben dem umfangreichen Einstellungsmenü hat Acer mit „Acer-Einstellungen“ eine Applikation mit den wichtigsten Settings in die Acer Shell integriert.

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Echtes Multitasking bringt Android von Hause aus mit, doch es funktioniert anders als bei Apples iOS. Wer sichergehen möchte, dass im Hintergrund laufende Programme den Arbeitsspeicher nicht über Gebühr belasten, kann sie entweder etwas umständlich über „Anwendungen verwalten“ →„Stoppen erzwingen“ oder über einen App Killer zur Ruhe bringen.

Der Android Market hat inzwischen im Vergleich zum Apple Store mächtig aufgeholt und bietet vergleichweise viel Gratis-Software an. Er soll demnächst auch durch die Möglichkeit einer Altersfreigabe sicherer werden. Da sich Android im Gegensatz zu Apples iOS als offenes Betriebssystem versteht, ist die Installation von nicht geprüfter Fremdsoftware möglich, die zudem nicht aus dem Android Market stammen muss. Es empfiehlt sich daher, mindestens einen Virenscanner gegen Malware mitlaufen zu lassen.

Leider ist durch die vorinstallierte Software der Speicher des Stream bereits recht voll. Die Installation weiterer Programme ist ab einer gewissen Kapazität problematisch, d.h. es empfiehlt sich, nicht genutzte Programme zu löschen. Ab Android 2.2 besteht die Möglichkeit, Applikationen vom Telefon auf die SD-Karte zu schieben und so Speicherprobleme zu verringern. Allerdings muss die Software auch dafür geeignet sein. Beispielsweise besitzt ALK CoPilot ab Version 8.2.0.368 diese Fähigkeit, Google Sky ebenfalls, andere Programme (noch) nicht.

Unser Testgerät kam mit Android 2.1 (Éclair). Das Update auf Android 2.2 (FroYo) lief problemlos auf dem Acer Stream und linderte die vorgenannten Speicherengpässe.

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GPS

Das GpsOne siebter Generation des Acer Stream hinterlässt den Tester anfangs etwas ratlos. Trotz A-GPS ist der erste Satelliten-Fix unter NAVIGON MobileNavigator (MN) 3.5.x regelmäßig etwas träge. Es vergehen mindestens zwei Minuten bis eine ausreichende Anzahl an Satelliten erfasst wird. Die längste Zeit bis zum ersten Fix lag bei ca. 15 Minuten, und auch ein beim Refix nach Tunneldurchfahrten nahm sich das Stream mit MN 3.5.x seine Zeit, ebenso waren unterwegs unter freiem Himmel GPS-Aussetzer zu beobachten. Auch beim Geotagging musste für den ersten Satfix eine Wartezeit von teilweise über einer Minute in Kauf genommen werden.

Dieses Verhalten war allerdings nur einmalig in je zwei weiteren Navigationsprogrammen festzustellen. Navionics errechnete eine Schiffsgeschwindigkeit von 180 Knoten inmitten der Sahara. Angeblich nur drei bis vier Satelliten über dem Horizont verhinderten eine genauere Positions- und Geschwindigkeitsbestimmung. Ansonsten war die TTFF (Time to First Fix) in anderen Navigationsprogrammen in Sekunden zu messen und damit äußerst flott.

GPS-Fazit: Das ambivalente Verhalten legt den Schluss nahe, dass vor allem Navigon MN 3.5.x einige Bugs aufweist – wie auch in unserem Forum für andere Geräte als das Acer Stream berichtet – und somit eher die Soft- als die Hardware schuld ist, wenn man akzeptiert, dass GPS-Fehler in anderen Navigationsprogrammen einmalig waren und danach nie wieder auftraten.

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Navigation

Wir haben das Acer Stream mit verschiedener Navigationssoftware getestet. Sind die oben geschilderten kleinen Schwierigkeiten beim Satfix erst einmal gemeistert, überzeugt das Acer Stream mit hoher Spur- und Lagetreue und ist nahezu schleppfehlerfrei. Karten- und Ansichtswechsel vollziehen sich bei verwendeten Programmen mit der üblich rasanten Geschwindigkeit der Giga-Hertzer. Dank des separaten 3,5 mm Klinkenanschlusses können simultan Kopfhörer und Micro-USB-Ladekabel angeschlossen werden. Als USB-Ladegerät für den Zigarettenanzünder empfehlen wir einen Adapter mit mindestens 1 A Ladestrom. Spiegelungen – mit einer geeigneten Antireflexfolie leicht zu mindern – stören etwas.

Navigon MobileNavigator 3.5.x

Navigon MobileNavigator 3.5 – eine klassische Onboard-Lösung – neigt anscheinend von Hause aus zu GPS-Merkwürdigkeiten, so auch zu häufigerem GPS-Ausstieg zwischendurch. Langwierige Fixes und Refixes scheinen also im Wesentlichen der Software geschuldet (s.o.).

Die Sprachausgabe mit echtem Text-to-Speech (TTS) über den rückwärtigen Systemlautsprecher ist laut und klar; alle anderen Navigationsprogramme waren subjektiv leiser. Wenn das immer noch nicht genug ist, sollte zu einem Bluetooth-Headset (A2DP) oder zu den mitgelieferten drahtgebundenen Kopfhörern gegriffen werden. Merkwürdigerweise hat Navigon die Lautstärke der Sprachausgabe nicht an die Medien- bzw. Systemlautstärke gekoppelt sondern an die des Ereignis- bzw. Benachrichtigungstons für eingehende E-Mails oder SMS.

Verkehrsmeldungen lassen sich online vom „Traffic Live“ Server beziehen, allerdings macht eine wachsende Anzahl von Verkehrsmeldungen den MobileNavigator träge. Eine Spezialität von MN 3.5 ist der „Reality Scanner“ im Fußgänger-Modus, der dem Kamerabild standortbezogen nahe POI als Overlay einspielt. Dieses Prinzip kennen wir bereits von „Wikitude Drive“, die Augmented Reality“ Navigationssoftware einer österreichischen Firma.

Mit „MyRoutes“ hat man die Auswahl zwischen verschiedenen Strecken zum Ziel. Reality View Pro (fotorealistische Abbildungen der Ausfahrten und Beschilderung), Fahrspurassistent, Kontakt-, POI- und eine ordentliche Fußgänger-Navigation sowie eine Vielzahl weiterer Funktionen runden das Bild ab. Ein ausführlicher Testbericht ist bei uns nachzulesen; allerdings hat der MobileNavigator inzwischen einen Versionssprung erfahren, und zahlreiche Funktionen sind hinzugekommen oder wurden verbessert. 

Die Regionalvarianten sind für knapp 60 EUR – im Angebot für 40 EUR – und die Europa-Variante für knapp 90 EUR über Google-Checkout erhältlich, wobei der vom ADAC bemängelte umständliche Software-Download in Kauf genommen werden muss. Sobald Navigon dem Programm die störenden Macken austreibt, wird es zu unseren Top-Favoriten gehören. 

 

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ALK CoPilot Live 8

Neben Navigons MN 3.5 hinterlässt der ALK CoPilot Live 8 den erwachsensten Eindruck der von uns getesteten Navigationsprogramme. Das merkwürdige Routing scheint sich der Copilot abgewöhnt zu haben. Auch hier gibt es eine echte TTS-Sprachausgabe, wenn auch die Stimme etwas blechern und computermäßig klingt. Dafür wartet sie mit spaßigen Ansagen wie „in eins-Punkt-null Kilometern rechts in die xy-Straße abbiegen“ im Feldwebelton auf. Einen Fahrspurassistenten und „Clear Turn“ analog zu Navigons „Reality View“ bringt die Onboard-Navisoftware ebenfalls mit.

Zu den Stärken gehören eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten und Live-Services, zu denen Local Search, Wetter und in der Premium-Version aktuelle Benzinpreisinformation auf der Route sowie als wichtigstes Feature die Online-Verkehrsinformation des ALK-Servers (Live Verkehr) zählen. Weitere Informationen über die zahlreichen Dienste und Eigenschaften der Software sind auf den Android-Informationsseiten des Herstellers erhältlich.

Beispielhaft ist, dass der Copilot ab Version 8.2.0.368 komplett auf die SD-Karte verschoben werden kann, um Speicherplatz auf dem Telefon zu sparen. Dies ist eine Funktion, die erst ab Android 2.2 (FroYo) verfügbar ist und von ALK konsequent genutzt wird. Hier sollten andere Hersteller schnellstens nachziehen.

ALK CoPilot weist ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis auf. Die D-A-CH-Version ist für 30 EUR Android Market zu beziehen, alternativ mit eingeschaltetem Smartphone-Scanner und QR-Code Download-Link von der Herstellerseite.

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NDrive 10 für Android

Der portugiesische Hersteller NDrive Navigation Systems stellt seine Onboard-Version 10 auch unter Android zur Verfügung.

Im Vergleich zur Konkurrenz fehlen der Android-Version (noch) TTS, Verkehrsdienste für Karten außerhalb Portugals und einige Liveservices. Dafür wartet das Programm mit umfangreichem Kartenmaterial und teilweise 3D-Darstellung von Gebäuden oder fotorealistischen Karten auf. Die einen Großteil der Welt abdeckenden Karten sind jeweils separat zu erwerben. Die D-A-CH-Version ist für knapp 40 EUR erhältlich.

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Google Map Navigation

Google Map Navigation hat einen fast unschlagbaren Vorteil: Es ist bis auf eventuelle Gebühren für Online-Verbindungen völlig gratis und bringt den Fahrer zuverlässig von A nach B. Als Offboard-Navi nutzt es dabei online Google Maps als Grundlage, wahlweise auch als Satelliten-Ansicht. Sogar TTS, Live Search, POI-Navigation und eine Spracheingabe sind mit dabei, ein Verkehrsdienst fehlt aber. Dennoch ist das kostenlose Programm recht ordentlich geraten und ist wesentlich besser als gar nichts. Im Ausland fallen allerdings hohe Online-Kosten durch Roaming an, sodass man dort zu Onboard-Lösungen greifen sollte.

Google Map Navigation ist im Android Market erhältlich und beim Acer Stream bereits vorinstalliert.

Wikitude Drive

Wikitude Drive ist neben Google Map Navigation die einzige von uns getestete Offboard-Lösung. Die österreichischen Hersteller des etwas bekannteren Wikitude World Browsers – eine Augmented Reality (AR) Software, die der eingeschalteten Kamera geotagged Wiki-POI als Overlay einspielt – haben sich mit Drive ins Navigations-Terrain vorgewagt und uns dankenswerterweise eine Promo-Version zur Verfügung gestellt.

Das Navigationsprogramm bedient sich wahlweise online eingespielter Navteq-Karten oder der AR-Darstellung mit Verkehrs- und Abbiege-Overlays. Wählt der Nutzer die AR-Darstellung muss er a) einen Kfz-Halter haben, der die Kamera des Gerätes freilässt und b) für eine peinlich genaue Ausrichtung der Kamera auf die Straße sorgen, sonst zeigen die Overlays überall hin, nur nicht auf die Straße.

Die von uns getestete Version ist noch ausbaufähig. So funktioniert TTS nur bruchstückhaft, Spurassistent und Verkehrsdienste fehlen. Dafür soll das Prinzip weltweit unabhängig vom Standort funktionieren. Sollte das der Nutzer tatsächlich brauchen, muss er sich vor hohen Roaming-Gebühren wappnen. Dafür bietet Wikitude Drive jetzt schon neben der Tastatur- eine relativ zuverlässige Spracheingabe. Im AR-Modus – also mit eingeschalteter Kamera – zieht das Gerät mehr Strom, als der Ladestromadapter mit 1 Ampère hergibt, sodass bei längerer Navigation irgendwann der Akku leerläuft.

Wir dürfen sicher noch einige Überarbeitungen und Ergänzungen erwarten. Die Basisversion mit Berechtigung für Online-Deutschlandkarten kostet knapp 10 EUR und kann im Android Market heruntergeladen werden.

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