Studenten der Hochschule Darmstadt haben auf der IFA ein Navigationssystem für Blinde vorgestellt, dass auf einem Mobiltelefon läuft und den Nutzer über ein angeschlossenes Headset per Sprach- ausgabe den richtigen Weg weist.
Normalerweise nutzen Blinde häufig kognitive Laufzettel um sich besser orientieren zu können. Darauf ist der Raum, in dem sie sich bewegen, in eine innere, eine mittlere und eine äußere Leitlinie eingeteilt. Die mittlere Leitlinie ist dabei eine sicherer Strecke, zum Beispiel ein gepflasterter Weg, die innere Leitlinie ein hoher Zaun an dem sich der Blinde festhält oder mit einem Stock dagegenpendelt. Die äußere Leitlinie hingegen ist die Grenze zu einem Gefahrenbereich, etwas ein Bordstein. Kommt die Blinde nun an einen markanten Punkt wie einer Ecke oder einem Lampenmast an, kann dieser auf dem Laufzettel als Abbiegung gekennzeichnet sein.
Ein solcher kognitiver Laufzettel muss sich der Blinde jedoch zusammen mit einer Begleit- person, etwa einem Mobilitätstrainer, ersteinmal erstellen und einprägen. Die meisten haben etwa zehn bis fünfzehn solcher Routenbeschreibungen im Kopf und sind somit in ihrer Mobilität eingeschränkt. Das nun am Zentrum für Advanced Learning, Medien und Simulation der Hochschule Darmstadt entwickelte Navigationssystem Easee soll hier nun Abhilfe schaffen.
Easee gibt Informationen über ein Headset ähnlich wie bei der Autonavigation an den Nutzer weiter. Die Informationen müssen hier jedoch nach dem Muster der kognitiven Laufzettel aufbereitet sein und enthalten nicht nur Angaben zu den Leitlinien sondern berücksichtigen auch haptische, akustische und sogar olfaktorische Merkmale zur Umgebung. Die Anzahl der bisher verfügbaren Laufzettel für das System sind noch beschränkt und stammen von Blindenverbänden oder Mobilitätstrainern.
Damit das Navigationssystem auf dem Handy auch bedient werden kann, um sich zum Beispiel Informationen erneut einspielen zu lassen, wird ein kleines Kästchen mit mehreren Tasten am Blindenstock befestigt. Darin befindet sich auch der GPS-Empfänger. Easee soll auch bei Empfangsabbruch weiter funktionieren.