Performance und Routing
Inhaltsverzeichnis
Performance
Wieder hält sich Garmin gewohnt bedeckt, wenn es um die Taktzahl des verwendeten Prozessors geht. Dass es mehr sein muss als bei den bisherigen Modellen, zeigt sich am etwas schnelleren Kartenscrollen und am Bildrefresh: Belief er sich bei älteren Nüvis noch auf einen Refresh pro Sekunde, sind es jetzt 2 bis 3 – bei der moderaten Verwen- dung von POIs, die endlich auch bei Zoomstufen über 50 m dargestellt werden. Wählt man allerdings zu viele Points of Interest oder zeigt die Karte bei weitem Zoom zu viele Details, geht der Prozessor in die Knie, das kann bis zu 1 Refresh in 4 Sekunden führen! Auch beim Betätigen der Tasten reagiert der Nüvi manchmal etwas träge, aber akzeptabel.
Der Bootvorgang des Nüvis richtet sich danach, ob das Gerät im Stand-by-Modus verblieben ist oder ganz abgeschaltet wurde, um den Akku zu schonen. Im ersteren Fall ist das Gerät sofort einsatzbereit, im letzteren dauert es um die 27 Sekunden. Der Sat-Fix erfolgt im Stand nach 25 bis 45 Sekunden und bei Fahrt nach 35 bis 120 Sekunden. Eine Neube- rechnung beim Abweichen von der Route wird nach ca. 50 m ausgelöst und dauert, je nach Folgestrecke, 4 bis 10 Sek. (Alle Angaben sind Circa-Werte!)
Hier einige Beispiele – von der Kurz- bis zur Langstrecke – zur Routenberechnung in der Einstellung PKW, Vermeidungen: Kehrtwenden, Fähren, Fahrgemeinschaftsspuren, Ungeteerte Straßen
Hamburg (Reeperbahn) – Hamburg (Lübecker Straße, Schlossinsel)
Kürzere Strecke: 8 Sek. Berechnungszeit / 26 km Strecke, 35:47 Min. Dauer
Kürzere Zeit: 12 Sek. / 34 km, 29:47 Min.
Hamburg (Reeperbahn) – Bremen (Stadtmitte)
Kürzere Strecke: 15 Sek. / 115 km, 1:18 Std.
Kürzere Zeit: 13 Sek. / 120 km, 1:09 Std.
Hamburg (Reeperbahn) – München (Stadtmitte)
Kürzere Strecke: 40 Sek. / 781 km, 7:35 Std.
Kürzere Zeit: 18 Sek. / 779 km, 6:26 Std.
Hamburg (Reeperbahn) – Trapani, Sizilien (Stadtmitte)
Kürzere Strecke: 56 Sek. / 2121 km, 11:50 Std.
Kürzere Zeit: Nach 73 Sek. kommt die Meldung: „Die Route ist zu lang. Sie wird aktualisiert, während Sie sich Ihrem Ziel annähern.“ Trotzdem wird ein Ergebnis ausgegeben: 2474 km, 23:53 Std.
Es fällt auf, dass in der dritten Berechnung die kürzere Strecke nicht kürzer und in der vierten die kürzere Zeit nicht schneller ist. Dass eine Route nicht gleich zu Ende berechnet wird, ist auch ein Unikum bei Garmin, tritt aber nur bei extrem langen Strecken auf. Ein weiteres Manko ist, dass man die eigene Startposition im Simulationsmodus erst umständlich auf der Karte festlegen muss, wenn man nicht von der aktuellen oder der beim Ausschalten automatisch abgespeicherten Position aus berechnen will.
Zwei Fehler traten übrigens während der Berechnungen auf: Einmal wurde bei allen Routen plötzlich dieselbe Fahrtzeit angezeigt – nach einem Neustart funktionierte es wieder. Und einmal kam bei der Berechnung Hamburg – München bei Ausschluss der Autobahnen die Meldung Routenberechnungsfehler: Nicht genug Speicher vorhanden. Dies resultiert wohl aus dem AB-Bug (siehe auch Seite 8), wenn nur noch Haupt- und Nebenstraßen einbezogen werden.
Außerdem haben wir auch für diesen Testbericht die Routenberechnungsgeschwindigkeit anhand unserer standardisierten Testrouten gemessen um einheitliche Testergebnisse erzielen zu können.
Startpunkt ist dabei immer die Ferdinand-Kölbell-Strasse in 85540 Haar:
nach Bahnhofstrasse in Ingolstadt (ca. 87 km): 4 sek.
nach Bahnhofstrasse in Reutlingen (ca. 244 km ): 9 sek.
nach Neue Bahnhofstrasse in Berlin (ca. 605 km) : 13 sek.
nach Bahnhofstrasse auf Borkum (ca. 902 km): 14 sek.
nach AV. Manuel Remigio in Nazare/Portugal (ca. 2478 km): 41 sek.
Die Performance während der Fahrt ist relativ flüssig (ein leichtes Ruckeln sieht man bei allen Navis), sofern man nicht zu viele POIs ausgewählt hat. Die aktuelle Position hängt zwar ein bisschen nach, bleibt aber mit 6 bis 10 Metern Differenz im üblichen Rahmen.
Routing
Grundfunktion eines Navigationsgerätes abseits aller Gimmicks ist die Qualität des Routings. Was nutzen TMC, die schönste Grafik und das größte Display, wenn man nur über Umwege ans Ziel kommt und so Zeit, Geld und Nerven auf der Strecke lässt? Dabei ist die Qualität des Routings leider nur subjektiv zu beurteilen und stark abhängig vom Kartenmaterial und den eigenen Vorlieben. Wie stark werden z.B. unbefestigte Wege oder Autobahnen eingebunden? Erkennt das Navi, dass eine vermeintlich kürzere Strecke mehr Ampeln aufweist oder durch eine Tempo-30-Zone führt?
Obwohl Garmin weder mit einer Optimalen Route (Navigon), noch mit IQ-Routes (TomTom) aufwarten kann, sind die Berechnungen überraschend harmonisch. Gewählt werden kann die kürzere Route (hier haben ABs eine geringere und Nebenstraßen eine höhere Priorität) oder die kürzere Zeit (dabei wird Schnellstraßen der Vorzug gegeben, auch wenn es mehr Kilometer bedeutet). Da die Berechnungen aber immer wieder inkorrekte Ergebnisse produzieren (siehe Performance), ist anzuraten, sich bei weiteren Strecken beide Möglichkeiten vorab anzusehen.
Bislang konnte man bei Nüvis aus etlichen Fahrprofilen wählen, z.B. LKW, Taxi, Notdienst, etc. Beim Nüvi 860 sind nur noch drei Kategorien übrig geblieben: Auto, Fahrrad und Fußgänger. Da der 860er kein Outdoor-Navi ist, wird man sich fast ausschließlich auf Auto beschränken (was bedauerlich ist, denn im Vergleich zu den Langstrecken auf dem Nüvi 350 erhielt man dort mit LKW oft die besseren Ergebnisse).
Die Lernfähigkeit der Routenzeitberechnung – der Nüvi stellt sich auf die Durchschnittsgeschwindigkeit des verwendeten Wagens ein und nimmt diese als Grundlage seiner Berechnungen – konnte nicht überzeugen. Waren es während der siebenwöchigen Testphase anfangs noch durchschnittlich 6 Minuten, die der Nüvi zu optimistisch veranschlagte (und das in der verkehrsarmen Ferienzeit bei einer Strecke von 30 Min.!), konnte der Wert nach 5 Wochen täglichen Fahrens nur auf 3 Min. verbessert werden. Nach den Ferien und volleren Straßen lag die Ankunftszeit sogar 8 Min. über der vom Nüvi berechneten. Das klappte bei den Vorgängern besser!